«Wir möchten etwas zurückgeben»

«Wir möchten etwas zurückgeben»

Das Angebot für Kinder und Jugendliche war wohl nie vielfältiger als heute. Dass Abenteuer und gemeinsame Erlebnisse auch ohne Leistungsziele möglich sind, dafür setzen sich engagierte Leiterinnen und Leiter bei der CEVI Jungschar Thurnen und der Jungschar Majakka Schwarzenburg ein.

Mitten in Mühlethurnen herrscht an diesem sonnigen Samstagnachmittag Hochbetrieb. Es ist kurz vor 14 Uhr, in wenigen Minuten geht es los. Die ersten Kinder sind bereits da, die Vorfreude ist fast greifbar. Einige Leitende begrüssen die aufgeregten Kleinen, plaudern mit den Eltern, andere packen letztes Material zusammen und besprechen noch kurz den Ablauf. Dann ist es so weit: Der «Jungschi-Nachmittag» kann endlich starten. Das Programm ist dicht und bunt, es gilt, zwei zankende Wissenschaftler zu unterstützen und ihnen zu helfen. Und natürlich ganz nebenbei durch den Wald zu streifen, sich nach Herzenslust zu bewegen und zusammen zu spielen.

Auch in Schwarzenburg läuft die Vorbereitung für einen Jungschar-Tag. Noch ist es ruhig rund um die Evangelisch-Methodistische Kirche. Doch im Verlauf des Tages wird es auch hier laut und lebhaft. Ein Sportcasino und die Verfolgungsjagd eines Zvieriräubers quer durchs Dorf werden die Kinder und Jugendlichen in Atem halten. So unterschiedlich die Nachmittage sein mögen, das Ziel ist das gleiche: Kindern und Jugendlichen sinnvolle, abwechslungsreiche und gemeinschaftliche Aktivitäten zu ermöglichen.

Kirchliche Trägerschaft
Sie heissen Ueli, Lisa, Tobias, Ilona, Oli, Sandra und Jasmin, studieren an der Fachmittelschule, sind in der Lehre zum Automechaniker und Mediamatiker, zur Fachkraft Betreuung für Kinder, arbeiten als Köchin oder sind ausgebildete Agrarwissenschaftler. Sie alle engagieren sich mit viel Leidenschaft für «ihre» Jungschar. Als Jungschar bezeichnen sich Vereine, welche abenteuerliche und pädagogische Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen anbieten. Im Gegensatz zur bekannteren und konfessionslosen Pfadibewegung spielt in den einzelnen Jungschargruppen der christliche Glaube eine mehr oder weniger wichtige Rolle. Dabei ist die Auslegung von Gruppe zu Gruppe anders, unabhängig davon, welchem Dachverband die Jungschar angeschlossen ist – wie etwa dem CEVI mit der reformierten Landeskirche als Trägerschaft oder der JEMK mit freikirchlichem Hintergrund. Im Vordergrund stehen aber Spiel und Spass.

Kein Leistungsdruck
«Wir wollen Geschichten und Lebenswerte erlebbar machen und jedes Kind da abholen, wo es ist», erklärt Lisa Busenius von der Jungschar Majakka. Sie ist seit rund sieben Jahren im Leitungsteam. Dass biblische Geschichten und christliche Grundwerte in die Nachmittage mit den Kindern miteinfliessen, ist hier selbstverständlich und für die Leitenden bei ihrem Engagement wichtig. Besinnliche Inputs und Diskussionsrunden werden altersgerecht und in familiärer Atmosphäre gepflegt und haben nebst Sport und Abenteuer einen festen Platz im Programm. Vor allem aber ist es für das Leitungsteam ein Anliegen, eine Alternative zu leistungsorientierten Vereinen zu bieten. «Es gibt unzählige Angebote, aber bei uns ist der Leistungsdruck nicht wie in der Schule oder in anderen Vereinen», so Ueli Werren. Sich selbst sein können, als Mensch wertgeschätzt werden, sich individuell entwickeln zu können und gleichzeitig in der Gruppe aufgehoben sein steht im Vordergrund. Dass den jungen Menschen die Jungschar am Herzen liegt, ist spürbar, die Zahl der investierten freiwilligen Stunden ist immens. «Wir alle waren als Kinder schon dabei, nun möchten wir etwas zurückgeben», begründet Tobias von Allmen seine ehrenamtliche Arbeit. Und Werren führt aus: «Meine eigenen Jungscharleiter haben mich inspiriert, es waren Vorbilder für mich. Draussen zu sein, Zeit miteinander zu verbringen, zelten, das gemeinsame Lagerleben, das alles hat mich fasziniert und das will ich weitergeben.» Die Jungschar Majakka will den Kindern zudem die Möglichkeit bieten, Neues zu wagen und auch mal Grenzen auszuloten. «Wir können den Kindern ausserhalb von Schule und Familie ein Umfeld schaffen, in welchem sie sich ausleben können», erklärt Lisa Busenius genauer und Hauptleiterin Ilona von Allmen erinnert sich gut an ihre eigenen Erfahrungen: «Ich fand es als Kind super, dass man in der Jungschar auch anderes ausprobieren durfte als zuhause, es gibt weniger Regeln und mehr Freiheiten.»

Grosses Miteinander
Das sieht man im Leitungsteam der CEVI Jungschar Thurnen ähnlich. Auch hier wird die Akzeptanz des einzelnen Kindes mit all seinen Stärken, Schwächen und Eigenheiten grossgeschrieben. Sandra Schläfli gefällt in erster Linie das Zusammensein in der Gruppe und, dass man ganz sich selbst sein könne. «Alle werden so akzeptiert, wie sie sind, und in den eigenen Stärken gefördert», erklärt sie. Mit 21 Leitenden ist das Team in Mühlethurnen verhältnismässig gross. Je grösser die Gruppe, desto umständlicher die Zusammenarbeit und Planung, könnte man meinen. Nicht so in Thurnen. Das Leitungsteam verbringt auch einen grossen Teil der Freizeit miteinander. «Wir sind wie eine Familie», sagt Oli Blessing. Auch hier sind die christlichen Grundwerte wichtig, stehen aber nicht im Fokus, wie Jasmin Messerli erklärt: «Wir vertreten diese Werte und haben Platz für Gespräche und Diskussionen.» Verglichen mit anderen Abteilungen seien sie aber wenig religiös, nur im Sommerlager gebe es ab und zu einen entsprechenden Input. Wichtiger ist das gelebte Miteinander im Alltag – und natürlich die Freude am Draussensein, Bewegen, Umsetzen von Ideen und am gemeinsamen Erlebnis. «Ich habe so viele Dinge lernen können, die ich ausserhalb der Jungschar nie angetroffen hätte», so Messerli. Das soll auch weiterhin möglich sein.

Ressourcen sind da
Allem Herzblut und Einsatz zum Trotz ist es für Jugendverbände momentan schwierig. In der Coronazeit waren gemeinsame Nachmittage schwierig bis unmöglich. Schade, so der Tenor in Schwarzenburg und Mühlethurnen, denn: Die Leitenden sind dank J+S Leitungskursen bestens ausgebildet, Leidenschaft, Motivation und Einsatz stimmen, bunte Samstagnachmittage und Highlights wie gemeinsame Sommerlager sind in Planung. Über neue Gesichter freut man sich in beiden Dörfern. Doch die Konkurrenz ist gross, das Angebot für Kinder und Jugendliche vielfältig. Obwohl gelungene Nachmittage die beste Werbung sind, sehen die jungen Leitenden noch andere Möglichkeiten. «Wir möchten die Zusammenarbeit mit Organisationen in der Region fördern, uns mehr vernetzen und einbringen», so Ueli Werren. «Wir haben gute Ressourcen, gut geschulte Leitende und super Material», ist Lisa Busenius überzeugt. Das sieht auch Jasmin Messerli so: «Wir bieten ein gutes Programm und es wäre schön, wenn noch mehr Kinder davon profitieren könnten.»

INFO
www.jungschar-thurnen.ch
www.majakka.jemk.ch

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