Wald und Holz sind ihr Metier

Wald und Holz sind ihr Metier

Karin Remund organisiert Walderlebnisse für Kinder und Erwachsene, betreibt Lobbyarbeit für Holz und setzt sich für ihre neue Heimat ein.

Geht es um das Thema Wald im Naturpark Gantrisch, dauert es nicht lange, bis ihr Name fällt. Schreinerin, Ingenieurin Holztechnik, Unternehmerin, Waldakteurin – kaum jemand ist so breit involviert wie Karin Remund, wenn es um Wald und Holznutzung geht.

Karin Remund ist Leiterin der Holzkammer Gantrisch – eine regionale Lobby für Forst und Holz, die es schon gab, als noch niemand von einem Naturpark sprach. Sie engagiert sich für Wärmeverbünde, welche in den letzten zehn Jahren um 280% in der Region zugenommen haben. Knapp 60 solche Verbünde (ab 70 kw) gibt es zurzeit im Gebiet des Naturparks Gantrisch. Remund ist zudem Mitinitiantin der Waldarena und der Waldolympiade. Diese beiden Projekte holen jedes Jahr Hunderte von Schülerinnen und Schülern in den Wald, machen ihn erlebbar, vermitteln Wissen. Dafür sowie für weitere Projekte, die mit Holz, Wald oder Kultur zu tun haben, ist Karin Remund seit elf Jahren beim Naturpark Gantrisch angestellt.

Die heutige Schwarzenburgerin wurde in München geboren und wuchs in Augsburg sowie Berlin auf. «Nach sechs Jahren Berlin zog es mich in den Bayrischen Wald», erzählt sie, «das Grossstadtleben war nichts für mich». In ihrem Landkreis war sie damals die erste Frau in einer Schreinerlehre. Anschliessend studierte sie in Rosenheim Holztechnik. Dort bekamen die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure Besuch ihrer Kollegen der Bieler Fachhochschule. Man ahnt es: So lernte Karin Remund ihren Mann kennen, den Schwarzenburger Holzbauunternehmer.

Pilotregion im Holzbau
«In Schwarzenburg wurde ich sehr positiv aufgenommen», erzählt sie. Damals Mutter von 3 kleinen Kindern, engagierte sie sich als Freiwillige in der Kirchgemeinde und andernorts im Dorf. «Ich wollte die Region kennenlernen und der Region auch etwas zurückgeben», schaut sie zurück. Heute hilft sie anderen, die Region – besonders die Wälder – besser kennenzulernen. «Umweltbildung ist ein wichtiges Thema», findet sie. Einerseits hinsichtlich des Waldes und seiner Bewohner, andererseits auch im Hinblick auf die nachhaltige Nutzung der Ressource Holz.

«Wir sind eine Pilotregion, wenn es um das Bauen mit Holz geht», sagt Remund nicht ohne Stolz, «es gibt mittlerweile ganz tolle öffentliche Gebäude aus Holz.» Etwa den Werkhof Burgistein, die neue Turnhalle in Toffen, die Altersheime Riggishof und Riffenmatt, die neue Tagesschule an der Schlossgasse in Schwarzenburg. Aber auch an Vorzeigeprojekten im Bereich von Wohn- und Gewerbebauten mangle es nicht.

Sie setzt sich für den Werkstoff Schweizer Holz und die Wertschöpfungskette dieser einheimischen Ressource ein. Darum investierte sie mit der Holzkammer Gan-
trisch in Aufklärungsarbeit bei der Öffentlichen Hand sowie bei Architekturbüros.

Was viele nicht wissen: Wenn Bäume gefällt werden, schadet dies dem Wald nicht – im Gegenteil. So gibt es Licht und es entsteht Platz für junge Bäume und für Sträucher. Wird mit Holz gebaut, besonders mit Schweizer Holz, womöglich aus der Region, bleiben Transportwege kurz und die Wertschöpfung gross. Arbeitsplätze werden der Region erhalten, das Gebäude ist ökologischer und bindet dauerhaft CO2.

Chance der Wärmeverbünde
Zu kleine Stämme, Äste oder sonstiges minderwertiges Holz kann wunderbar und meist direkt vor Ort zu Hackschnitzeln verarbeitet werden. Auch hier weiss Karin Remund: «Dies ist ein nachwachsender Rohstoff, der in unserer Region zur Genüge anfällt.» Das CO2, das beim Verbrennen freigesetzt wird, würde auch beim Vermodern im Wald abgegeben werden.

Zudem: «Die Holzschnitzelheizungen von Wärmeverbünden werden immer besser», so Karin Remund. Dank Elektrofiltern der grossen Öfen, wie sie die Verbünde besitzen, wird im Vergleich zum Feinstaub privater Öfen nur ein Bruchteil ausgestossen. Remund erwähnt noch einen weiteren Vorteil: «Wenn Mehrfamilienhäuser, Schulanlagen oder eine ganze Strasse mitmacht, können solche Anlagen wirtschaftlich betrieben werden.»

Zeit im Wald macht Kinder froh und Erwachsene ebenso
Zwergendorf bauen, mittels eines Waldmemorys die Achtsamkeit für den Waldboden trainieren, Dachskot erkennen lernen, Posten absolvieren: «Waldarena» heisst das Angebot des Naturparks Gantrisch für Schulen und andere Gruppen von Kindern. Auf interaktiven Parkführungen lernen die Schülerinnen und Schüler den Wald umfassend kennen. Welche Tiere wohnen im Wald? Was für Waldberufe gibt es? Welche Funktion haben die Bäume?

Doch auch Erwachsene erleben im Rahmen von Vereins- oder Firmenausflügen die Welt der Bäume als einen wichtigen Lebensraum. Jährlich führt der Naturpark Gantrisch rund 110 Exkursionen durch, davon führen 70% in den Wald. «Ich habe noch nie jemanden erlebt, der grantig aus dem Wald gegangen wäre», erzählt Remund. Die Kombination aus ätherischen Ölen, die von den Bäumen abgegeben werden, Feuchtigkeit, weichem Boden, angenehmer Kühle – «da entspannt man sich einfach, kann herunterfahren.»

Man schützt, was man kennt
Was wertvoll ist, muss sorgsam behandelt und geschützt werden. So wird den Kindern auch vermittelt, wie wichtig es ist, allen Abfall wieder mitzunehmen. Erwachsene werden im Hinblick auf die Auswirkungen der Klimaerwärmung sensibilisiert. Wenn im Sommer die warme Luft aus den Städten aufsteigt, muss frische Luft nachkommen – die kommt vom Wald, da sie dort kühler ist und zudem sauerstoffreich. «Ohne grüne Lunge geht es nicht.», sagt Karin Remund nachdenklich. Umso wichtiger, dass alle Generationen um die Funktionen und die Wichtigkeit eines gesunden Waldes wissen. Denn was man schätzt, das schützt man.

Ein Höhepunkt ist darum die Waldolympiade, die alle zwei Jahre stattfindet. An diesem schweizweit einzigartigen Tag reisen Dritt- und Viertklässler der Region auf die Bütschelegg. 13-15 Schulklassen oder rund 300 Kinder sind es, die in kleinen Teams Posten absolvieren. Unterstützt wird die Durchführung auch von Freiwilligen der «Grauen Panther» aus Bern – somit finden sich jeweils drei Generationen im Wald.

Etwas ähnliches, aber «in gross», wird auch für Erwachsene angeboten: Die «Nature + Games». Zwei Stunden werden mit einem Förster oder einer Waldpädagogin im Wald verbracht und Posten wie Slackline, Waldkunstwerk, Holz vermessen, Pfeil- und Bogen-Schiessen oder eine Moorüberquerung absolviert.

Vor 16 Jahren zog Karin Remund nach Schwarzenburg. Sie wollte sich ihre neue Heimat erarbeiten und ihr «etwas zurückgeben». Ihr Ziel scheint sie übertroffen zu haben. Hunderten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hat sie die Natur der Region nähergebracht und sich für deren Schutz und Erhaltung eingesetzt. Damit ist noch lange nicht Schluss. Sie steckt mitten in der Realisierung des Neubaus des Gäggerstegs. Dort ist sie für die Finanzierung und die Umsetzung innerhalb der Bauherrschaft, dem Verein Gäggersteg, zuständig.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitragstitel
Wald und Holz sind ihr Metier

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt