Selten, bedroht, geschützt

Selten, bedroht, geschützt

Schätze in Flora und Fauna sind meist selten geworden. Dazu gehören in unserer Region ein Krebs, eine Schnecke, eine Fledermaus und ein Falter - sowie eine Flechtenart. Es gilt, ihnen Sorge zu tragen.

Seltenheit und Schönheit, Geschichte und der Nutzen oder emotionale Bedeutung – Werte wie diese können etwas zu einem Schatz machen. Oft ist es subjektiv, was nun besonders wertvoll ist und was nicht, für anderes gibt es Gesetze. Geschützte Tierarten etwa dürfen nicht bejagt werden, während wir andere in Massen verspeisen. Wir haben auch in unserer Region Naturschätze – wer weiss, wie lange noch.

Sensibler Allesfresser

Ab April wird er aus der Winterruhe erwachen und bis im November in Gürbe, Müsche und weiteren Bächen im Raum Toffen-Wattenwil-Gurzelen wirken. Bloss beobachtet ihn dabei kaum jemand, denn der Dohlenkrebs ist dämmerungs- und nachtaktiv. Tagsüber sitzt er gern in ins steile Ufer gegrabenen Tunneln, unter Steinen oder Wurzeln. In der Dunkelheit aber frisst er, was ihm vor die Scheren kommt: Insektenlarven etwa oder Wasserpflanzen, zudem verwertet er tote Fische oder Laub. Das bis zu 12 cm lange Tier ist eine von nur noch drei einheimischen Krebsarten. Es ist auf der roten Liste. Insbesondere Wasserverunreinigungen und zu hohe Temperaturen machen ihm zu schaffen. «Manchmal ist es ein Rätsel, warum es ihn in gewissen Gewässern gibt, wo wir ihn nicht erwartet hätten, und andernorts dafür nicht», erzählt Fischereiaufseher Benjamin Bracher.

Glatt und glänzend

Ebenfalls im Gewässerraum, jedoch gut vom Schilf geschützt und mit etwa 7 mm Grösse ein ganzes Stück kleiner, fühlt sich die Glänzende Glattschnecke am Dittligsee wohl. Das kleine Kriechtier ist sonst in der Schweiz nur noch um den Neuenburgersee herum sowie in der Region Schaffhausen bekannt. Auch diese Art ist stark vom Aussterben bedroht und deshalb auf der roten Liste. Die Abteilung Naturförderung des Kantons Bern prüft regelmässig, wie es ihr am Dittligsee geht. Bei genügend adulten Tieren sollen einige künftig an weitere Uferteile umgesiedelt werden, um die Population zu stärken.

Gefrässiges Leichtgewicht

Es geht in die Höhe: Sie lebt in den Gürbetaler Schlössern oder in anderen alten Gebäuden. Die Kleine Hufeisennase mag zwar im Flug eine Flügelspannweite von bis zu 25 cm aufweisen, ist aber bloss 4 bis 10 g leicht. Auch sie ist stark gefährdet und auf der roten Liste. Die Fledermaus jagt im Wald und ist gerne in der Nähe von Fliessgewässern. Nur noch um die 80 Kolonien kennt man in der Schweiz. Wer der Schnaken- oder Nachtfalterfresserin helfen will, vermeidet Fassaden- oder Waldwegbeleuchtung und sorgt für sogenannte Dunkelkorridore.

Schöner Moorbewohner

Wir bleiben in der Luft: «Die Moorlandschaft Gurnigel / Gantrisch beherbergt eine der grössten und wertvollsten Bestände des Kantons, eventuell sogar der Schweiz», schwärmt Fabian Reichenbach, bis Ende Februar Bereichsleiter Natur und Landschaft beim Naturpark Gantrisch. Die Rede ist vom Blauschillernden Feuerfalter. Er ist eher klein und die Raupen sind gut getarnt. Viele Landwirte in der Umgebung lassen extra für den Schmetterling die Sumpf-Kratzdistel stehen. Diese mögen die – ebenfalls stark gefährdeten – Falter nämlich gerne.

Seltene Lebensgemeinschaft

Auch sie ist vom Aussterben bedroht, und einer ihrer noch drei Schweizer Standorte liegt im Naturpark Gantrisch – und zwar auf drei Bäumen. Die Flechte namens Schwarzfrüchtiger Kugelträger ist so wertvoll, dass ihre Habitatbäume unter Schutz gestellt sind. Wenn alles nach Plan geht, sichern Verantwortliche unter der Zuständigkeit der Waldabteilung Voralpen bald ihr weiteres Vorkommen: Sie sind daran, die hellgrün-weisslichen Flechten auf weitere Bäume zu transplantieren, also überzusiedeln.

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Krebs gesehen?

Allfällige Sichtungen können der Fischereiaufsicht Mittelland gemeldet werden:

Tel. 031 636 34 50 | benjamin.bracher(at)be.ch

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Selten, bedroht, geschützt

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