Hat ein helvetischer Söldner den Belpberger Münzschatz vergraben?

Hat ein helvetischer Söldner den Belpberger Münzschatz vergraben?

Seit dem Fund im Jahr 1854 rätselt die Wissenschaft darüber, wer im ersten vorchristlichen Jahrhundert auf dem Belpberg die wertvollen Silbermünzen vergraben hatte. Trotz neuen Erkenntnissen nach Nachgrabungen durch den Archäologischen Dienst des Kantons Bern bleiben offene Fragen ungeklärt. Eine Spurensuche.

Bereits ein Jahr nach dem spektakulären Schatzfund, bei dem 1854 auf dem Belpberg 19 Silbermünzen römischer und gallischer Prägung geborgen wurden, hat der Berner Theologieprofessor Gottlieb Studer die Fundumstände in seinem Bericht präzise festgehalten: «Im Spätherbst des verflossenen Jahres pflügte Jakob Ramser auf der Hofmatt am östlichen Abhang des Belpbergs ein Grundstück, in dem sich vor nicht langer Zeit ein grosser Stein befand, den die Volkssage als nicht ganz geheuer bezeichnete. Es hüte dort, hiess es, ein Geist verborgene Schätze. An derselben Stelle nun, wo früher der Stein lag, glaubte der hinter dem Pfluge her hackende Knecht zwei Geldstücklein zu bemerken. Als er später an dem rasch bezeichneten Ort die Erde durchwühlte, fand er 19 Silbermünzen römischer und keltischer Prägung, die er sofort in der Stadt möglichst vorteilhaft zu verwerten versuchte.»

Sieben Monatslöhne

Was der Münzschatz im ersten vorchristlichen Jahrhundert wert war, weiss Fanny Puthod, Numismatikerin beim Archäologischen Dienst des Kantons Bern, einzuschätzen: «Der Wert der Silbermünzen entspricht etwa sieben Monatslöhnen eines römischen Legionärs – eine stattliche Summe, aber kein unermesslicher Reichtum.» Die Numismatikerin hat sich ausführlich mit dem Münzfund auseinandergesetzt, nachdem 2023 bei systematischen Nachgrabungen in der Nähe des Fundortes weitere Münzen zu Tage gekommen waren. Sie betont, dass die unterschiedliche Herkunft der einzelnen Silbermünzen aussergewöhnlich ist: «Nach dem derzeitigen Wissenstand entspricht der Hort 221 Silbermünzen. Davon stammen 61 aus römischer Prägung, die restlichen 160 sind keltische Münzen und wurden fast alle im östlichen Mittelgallien – ungefähr dem heutigen Burgund-Franche-Comté entsprechend – gefertigt. Derartige Mischfunde von römischen und keltischen Münzen sind äusserst selten..»

Klarheit bei Datierung und Herkunft…

Klar einzugrenzen ist die Datierung des Münzschatzes: Die Prägung der jüngsten römischen Münze anhand des Namens des Münzmeisters ist auf das Jahr 42 v. Chr. datierbar – also 16 Jahre nach der schicksalshaften Schlacht bei Bibracte, bei der das römische Heer unter Julius Caesar den auswanderungswilligen Helvetiern, die aus ihrem Gebiet im Schweizer Mittelland aufgebrochen waren, eine schmerzliche Niederlage bereitete. Caesar hat die Unterwerfung Galliens in seinem Buch «De bello Gallico» ausführlich beschrieben. Aus seinen Äusserungen geht hervor, dass nach der Schlacht bei Bibracte helvetische Söldner regelmässig im römischen Heer gegen aufständische gallische Stämme gekämpft haben. Besonders bei den zu grossen Teilen aus Kelten bestehenden Reitertruppen war die Kampfkraft der helvetischen Söldner sehr gefragt. Dass das Gebiet der Helvetier im heutigen Schweizer Mittelland einen bevorzugten Aushebungsbezirk für das römische Heer bildete, ist durch antike Quellen belegt. Ebenso, dass die keltischen Söldner nur während den kriegsintensiven Sommermonaten zum römischen Heer stiessen, wonach sie im Winter wieder nach Hause entlassen wurden.

… aber bloss Vermutungen betreffend den Besitzern

Durchaus möglich also, dass ein helvetischer Söldner seinen Sold in römischen und gallischen Münzen ausbezahlt erhalten und bei der Rückkehr in die Heimat auf dem Belpberg vergraben hatte – mit der Absicht, sein Münzdepot bei späterer Gelegenheit wieder zu bergen. Wieso es nicht dazu kam und der Münzschatz über 2000 Jahre unerkannt unter Belpberger Erde liegen geblieben ist, bleibt nach wie vor ein Rätsel. Am plausibelsten scheint die Erklärung, wonach der besagte Söldner im weiteren Verlauf des Krieges sein Leben auf einem Schlachtfeld in Gallien gelassen hat.

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Caesar auf Münze vom Belpberg

Julius Caesars Name ist auf vielen antiken Münzen zu finden; zum Beispiel auf der abgebildeten Münze, die während des Bürgerkriegs zwischen Julius Cäsar und Pompeius (49–45 v.Chr,) geprägt wurde. Sie ist eines der gefundenen Exemplare vom Belpberg.

Auf die Vorderseite sind Kultgeräte abgebildet, dies als Anspielung auf Julius Caesars Funktion als Hohepriester und seinen hohen sozialen Status in der republikanischen römischen Gesellschaft, in der die Religion eine wichtige Rolle spielte. Die Rückseite zeigt einen Elefanten, der eine Schlange zerquetscht. Dies ist eine Metapher für Julius Cäsar – dargestellt durch den Elefanten, der seine Feinde, ¬in diesem Fall Pompeius, dargestellt durch die Schlange – besiegt.

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Hat ein helvetischer Söldner den Belpberger Münzschatz vergraben?

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