«Das ist mein Zuhause»

«Das ist mein Zuhause»

Peter Roodbeen. Ein niederländischer Name, der zwischen Schuwey, Piller, Käser und Co. immer wieder auftaucht. Der Direktor der Hostellerie Schwarzsee kam vor 17 Jahren ans «schönste Ende der Welt». Heute ist er weit über sein Hotel hinaus nicht mehr wegzudenken.

Das Lächeln ist sanft, die Augen gütig, der Händedruck warm. Wenn Peter Roodbeen den Raum betritt, entsteht wie von Zauberhand eine angenehme Atmosphäre. Auch mitten in der Corona-Pandemie, in der Zwischenjahreszeit mit leeren Betten, ja selbst dann wenn unerwartet hohe Reperaturkosten das Budget belasten. Eine Gabe? «Ich bin Optimist, aber das sind wir Touristiker generell. Wir sagen nie, dass etwas nicht geht, sondern suchen nach Lösungen», lenkt er von sich auf alle aus seiner Branche ab. Typisch Roodbeen. Lob und Komplimente quittiert er mit demselben Lächeln wie bei der Begrüssung, begleitet mit einem Satz wie diesem: «Hier im Schwarzsee muss es allen gut gehen. Alleine kann man nichts, gemeinsam alles.»

Ein Kraftort

Auf der Terrasse fallen ein paar Touristen aus der Ostschweiz auf. Sie klopfen den Jass mit deutschen Karten und verraten dabei ihre Herkunft weit östlich des Sensebezirks. Drinnen bereiten Mitarbeitende die Tische für die bevorstehenden Nachtessen vor. Vor der Hostellerie entfaltet die Kulisse des Bergsees mit dem Bergpanorama im Hintergrund seine volle Schönheit. Roodbeen blickt durch die prominente Glasfront nach draussen, schweigt eine ganze Weile bis er sagt: «Wenn man raus schaut, ist es so unglaublich schön hier, selbst wenn es mal nicht so schön ist. Das treibt mich an und ich glaube viele andere auch.» Ein Kraftort? «Ja, das ist der Schwarzsee vermutlich für viele.» Wieder lenkt Roodbeen von sich auf andere. Aber sein Blick aus der Hotellerie auf den See verrät: Auch nach 17 Jahren hat dieser Anblick nichts von seiner Magie eingebüsst. Die Kraft, optimistisch zu sein und das Leben auch mit den Unannehmlichkeiten so zu nehmen, wie es kommt, die zieht der Hotellier aus der Schönheit des Orts.

Kein Selbstläufer

Doch die Geschichte rund um die Hostellerie ist kein kitschiger Film mit einer in Watte getauchten Handlung. «Wir arbeiten Tag und Nacht, damit die Gäste vorne am See geniessen können. Die Investitionen und der Aufwand sind vermutlich vielen nicht bewusst», räumt er ein. Und erneut will er seinen Betrieb nicht herausstreichen, sondern verbündet sich mit seinen Nachbarn: «Der Schwarzsee ist kein Selbstläufer. Hier oben muss man sich anpassen können, Ideen entwickeln und vor allen Dingen zusammenarbeiten.» Doch etwas fehlt bei dieser Aussage: die Sorgenfalten im Gesicht. Dieses bleibt offenherzig und der Blick zuversichtlich. Die folgenden Worte unterstreichen weshalb: «Wenn eine Türe zu-geht, geht eine andere auf.» Der Spruch passt zu Roodbeen und zum Schwarzsee.

Kaltes Schwarzsee-Wasser

Inzwischen zwängt sich die Sonne durch die Wolkendecke. Der Blick durch die Fenster aufs Wasser ändert die Farbe. So als nimmt der Direktor die Wärme auf, lächelt er und nickt den Mitarbeitenden zu, die an einem Tisch gerade einige Wünsche der Gäste beraten und vorbereiten. 40 Menschen arbeiten zu Spitzenzeiten im Viersternehaus. Der Erfolg des Hotels ist spürbar, nicht in dessen Glanz, sondern in seiner Freundlichkeit. Sein Lächeln geht auf die Mitarbeitenden über, dann auf die Gäste. Ob aus der Schweiz oder dem umliegenden Ausland, wer eintritt, spürt, wie sich hier Ruhe und Kraft der Natur mit der Freundlichkeit der Menschen verbinden. Das Klischee, in der Schweiz wären die Hotels weniger freundlich als anderswo, das trägt der Wind weit hinaus über den See hoch auf die Kaiseregg. Doch war es ein weiter Weg bis hierher. 2006 erfährt Roodbeen zufällig von einem Kollegen, der im Schwarzsee ein Chalet besitzt und sich daran stört, dass er nicht mehr so oft essen gehen kann. Damals trägt das Hotel noch den Namen Prime Rose. «Es gibt wohl nur wenige Orte, die eine solch schöne Lage haben», begründet er den Entscheid, sein Engagement in einem grossen holländischen Ressort zu beenden und das Abenteuer «Hostellerie» zu starten. Er springt ins kalte Schwarzseewasser, wohnt die ersten Jahre in einem Hotelzimmer und arbeitet Tag und Nacht, um die Werte zu erreichen, die das Haus heute ausmachen. Damit einher gehen viele Umbauten und Anpassungen. Der ganze Wellnessbereich muss erneuert werden, die Hotelzimmer modernisiert. «Es ist ein grosser Apparat, es braucht einiges, damit dieser rund dreht.»

Luxus der Natur

«Und heute ersetzen wir bereits wieder die ersten Dinge, die vor 17 Jahren erneuert wurden», schmunzelt er. Heute geht es um Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Deshalb investiert die Hostellerie zusammen mit der Gemeinde und anderen Unternehmern aus der Region in ein Fernwärmeprojekt, dessen Zentrum im Gebäude des ehemaligen Skilifts Schwyberg stehen soll. Ein weitere Zusammenarbeit. «Es ist wichtig, dass es uns allen gut geht; dass wir zusammen planen und agieren. Die Stärke des Schwarzsees als Tourismusdestination ist seine Vielseitigkeit.» So als hätte ein unsichtbarer Regisseur den Verlauf des Gesprächs im Griff, springen vom Anbindesteg vor dem Hotel gerade einige Jugendliche mutig ins kühle Nass, während die Gipfel der umliegenden Berge nach wie vor eine stolze Schneedecke als Mütze tragen. Der Schwarzsee kann mit der Schönheit der Schweizer Luxusorte locker mithalten und distanziert sich dennoch deutlich davon. Klar kann man hier qualitativ hochstehendes Essen bestellen, aber eben auch einfaches. Klar kann man hier schneesicher Ski fahren, aber eben auch einfach nur um den See laufen. Klar kann man sein teueres Auto spazieren führen, aber auch mit dem Velo hochradeln. Klar gibt es hier Spitzenanlässe wie das Lac Noir Festival oder das Schwingfest, aber eben auch die Tage, an denen die lautesten Klänge das sanfte Plätschern des Sees am Ufer sind. Es ist dem Holländer ganz recht, dass Schwarzsee nicht Gstaad ist. «Die Magie ist, dass hier alle und alles Platz hat, darauf können wir stolz sein.»

Da ist es wieder, das Wörtchen «wir». Der Direktor ist in Vereinen dabei, spielt in seiner Freizeit Trompete bei der Musikgesellschaft Alphorn Plaffeien und engagiert sich im Tourismus Schwarzsee. Der Spruch, dass man im ländlichen Teil der Schweiz als Zugewanderter immer ein Fremder bleibe, stimmt in seinem Fall nicht mehr. Er ist vernetzt sowie Teil der Schwarzsee-Vielseitigkeit und, wenn man den Senslern eine Eigenheit andichten darf, dann jene, dass sie fleissige und loyale Menschen sind. Genau wie der Holländer. Hoffnungen und Ängste – Peter Roodbeen kennt beides. Doch beidem begegnet er mit einem Lächeln. Die Kraft schöpft er aus der Schönheit der Natur, die Zuversicht aus dem Fleiss. Wagt man den etwas mutigen Schritt, darf man sagen: Piller, Schuwey, Käser und Roodbeen. Namen, die zum Schwarzsee gehören. Deshalb erfüllt es nicht nur ihn mit Freude, wenn er sagt: «Hier bin ich daheim.»

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