Wo die Jugend debattiert

Wo die Jugend debattiert

Letzten September wurde im Kanton Bern das Stimmrechtsalter 16 an der Urne deutlich abgelehnt. Engagierte Jugendliche lassen sich dadurch nicht entmutigen und setzen sich politisch weiterhin für die Anliegen ihrer Generation ein, etwa durch Mitarbeit im Jugendparlament Kanton Bern.

Im Laufe der Zeit wurden so mancher Denkerin und manchem Philosophen launige Aussprüche und Weisheiten in den Mund gelegt. So soll Sokrates vor über zweitausend Jahren behauptet haben, die Jugend liebe den Luxus, habe schlechte Manieren und verachte das Alter und die Autorität, widerspreche den Eltern und lege die Beine hoch. Ob der Grieche das tatsächlich so geäussert hat, spielt keine Rolle. Die Worte zieren in hübschem Layout längst die Wände von zahlreichen Pausenräumen und erinnern überarbeitete Lehrkräfte daran, dass sich die heutige Jugend gar nicht so schlecht benimmt, wie immer wieder angenommen wird. Dass im Kanton Bern letzten September darüber abgestimmt wurde, ob Sechzehnjährige an der Urne eine politische Stimme erhalten sollen, zeigt aber sehr gut, was immer wieder übersehen wird: Es gibt sehr viele engagierte, interessierte und aktive junge Menschen, die in der Gesellschaft mitreden, anpacken und mitgestalten wollen.

60 Jugendliche im Berner Parlament

In der Schweiz gibt es rund 80 kommunale, regionale und kantonale Jugendparlamente mit über 1500 motivierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Alle Jugendparlamente sind bunt gemischt, Alter und Geschlecht, Herkunft und politische Ausrichtung spielen keine Rolle: Wer mitdiskutieren will, soll das dürfen. Dabei zeigt sich, dass die politische Ausrichtung in den Jugendparlamenten sehr divers ist und das gesamte politische Spektrum abgebildet wird, wie der Dachverband Schweizer Jugendparlamente DSJ auf seiner Webseite schreibt. Auch im Kanton Bern gibt es ein Jugendparlament. Letzten Oktober kamen rund sechzig junge Menschen im Alter zwischen 11 und 25 Jahren zusammen, um gemeinsame Wünsche und Bedürfnisse zu besprechen und in die passenden politischen Gefässe zu tragen.

Unwichtige Parteizugehörigkeit

Wie es scheint, könnten sich gestandene Politgrössen einiges von ihren jungen Kolleginnen und Kollegen abgucken. Einander die Parteizugehörigkeit vorwerfen? Fehlanzeige. Die meisten Teilnehmenden sind denn auch parteilos. «Es ist sehr sachpolitisch und geht vor allem darum, was wir erreichen wollen, wie wir unsere Anliegen einbringen und Probleme lösen können», erzählt Silas Pauli. Über Themen herrsche erstaunlich viel Einigkeit, unabhängig von politischer Ausrichtung finden sich verbindende Bedürfnisse und Anliegen. Silas Pauli ist bereits seit vier Jahren im Jugendparlament des Kantons Bern aktiv, nimmt an Vorstands- und Arbeitsgruppensitzungen, Podien oder Politapéros teil. Auch auf Gemeindeebene bringt er sich ein. Der Belper rutschte mit 16 in die Politik. In Belp sitzt er in der Bildungs- und Kulturkommission und im Wahlausschuss, ausserdem engagiert er sich im Jugendparlament der Stadt Bern und ist im Vorstand von debra Schweiz, einer Patientenorganisation für Menschen, die mit der Hauterkrankung EB leben.

Nicht nur ausrufen

«Wir haben in der Schule politische Themen angeschaut, die unterschiedlichen Parteien mit ihren Meinungen analysiert, das und das Debattieren haben mich fasziniert», erinnert sich Silas Pauli an seine politischen Anfänge zurück. «Ich bin auch einer, der in seinem Umfeld gerne über Politik diskutiert.» Dass er nun seit über vier Jahren selber mit anpackt, entspricht ihm: «Ich will nicht nur ausrufen, sondern auch etwas verändern!» Wenn man sich einsetze, merke man erst, dass es eben oft nicht einfach sei, Lösungen zu finden. Besonders am Herzen liegen dem Jungpolitiker die Themen Inklusion, Klima und Toleranz. So stört er sich etwa daran, dass die Rollstuhlgängigkeit im Alltag nicht gewährleistet ist. Oder dass gerade gegenüber Menschen mit Beeinträchtigung immer noch ein derber Sprachgebrauch herrscht und das Bewusstsein für die Schönheit der Diversität oft fehlt. Dabei sollten seiner Meinung nach alle an der Gesellschaft und am Alltag teilhaben können. Dazu zählt auch die Partizipation von Jugendlichen in der Gemeinde: Wo haben sie Platz, wo können sie sich einbringen, mitreden, sich gegen Vorwürfe wehren?

Auch neben seinem Engagement auf der politischen Bühne setzt sich der Zwanzigjährige für seine Anliegen ein. Aktuell unterstützt er im Zivildienst beim Entlastungsdienst Kanton Bern Menschen in schwierigen Lebenssituationen in ihrem Alltag. Auch wenn das keine klassische Politkarriere werden soll: Seine Mitarbeit in politischen Ämtern und im Jugendparlament wird der Belper noch eine Weile beibehalten. Und Sokrates so eines Besseren belehren!

INFO:

Instagram: @jupakantonbern

Twitter: @JupaKtBE

www.jupa-be.ch

Teilen Sie diesen Bereich

Beitragstitel
Wo die Jugend debattiert

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt