Verlieren wir den Boden unter den Füssen?

Verlieren wir den Boden unter den Füssen?

Dort, wo in unserer Kindheit noch eine grosse, farbenfrohe Wiese war, steht heute mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Gebäude oder eine Strasse. In der Schweiz hat diese sogenannte Versiegelung in den letzten 24 Jahren um rund 30% zugenommen.

«Den generellen Trend, dass in der Schweiz Strassennetze dichter werden und Siedlungsflächen zunehmen, habe ich auch im Naturpark Gantrisch beobachtet», berichtet Maja Schneider, angehende Geografin an der Uni Bern. Sie hat gerade eben eine Forschungsarbeit zu Landschaftsveränderungen abgeschlossen und dabei verschiedene Faktoren mit Kartenanalysen näher betrachtet.

Bodenversiegelung
Wird eine Fläche mit undurchlässigem Material, z.B. Asphalt, bedeckt, können die natürlichen Prozesse im Boden nicht mehr stattfinden und der Boden heizt sich übermässig auf. Im Mittelland sind 10% des Bodens versiegelt. Im Naturpark stieg der Anteil von 2011 bis 2019 von 6,79 auf 7,12%. Grössere unversiegelte Flächen wie im südlichen Plaffeien, in Rüschegg, in Guggisberg und in Rüeggisberg blieben grösstenteils unberührt, was auch der gebirgigen Topografie in dieser Region zu verdanken ist.

Zerschneidung der Landschaftsflächen
Die Zerschneidung der Landschaftsflächen durch Strassen ist eine der wichtigsten Ursachen für den Rückgang und Verlust von Tierpopulationen und der Lebensraumvielfalt. Die Grösse der zusammenhängenden Lebensräume nimmt im Naturpark seit 2011 ab. Die letzte grosse unzerschnittene Landschaftsfläche gibt es in Rüsch­egg, gefolgt vom BLN-Gebiet im Norden des Parks. Siehe Grafik unten.

Waldfläche
Die Waldfläche hat im Naturpark Gantrisch zwischen 2011 und 2019 um mehrere Quadratkilometer zugenommen, besonders im Süden des Naturparks. Einerseits hilft die Waldzunahme beim Schutz vor Naturgefahren, andererseits gehen durch die Waldzunahme artenreiche Biotope wie Flachmoore verloren. Maja Schneider hat eine wertvolle Basis erarbeitet, aufgrund derer in einigen Jahren ein erneuter Vergleich der Landschaftsveränderungen vorgenommen werden kann. Es ist zu erwarten, dass sich der Trend weiter fortsetzt.

Foto-Dokumentation
Ebenfalls in Sachen Landschaft unterwegs war Juman Daraghmeh, eine junge Palästinenserin aus Jerusalem. Sie konnte dank der Guggisberger Stiftung «Urgestein» in der Region Gantrisch einen halbjährigen Freiwilligenaufenthalt machen. Neben der Arbeit im «Bernaville» und der Skischule Schwarzsee war sie auch einen Monat mit der Fotokamera für das Landschaftsmonitoring unterwegs. Die Filmemacherin hat dabei eine Fotodokumentation des Naturparks Gantrisch, die vor mehr als zehn Jahren erstellt wurde, erneuert und erweitert. Ihr Auftrag war, die Landschaft von genau denselben Standpunkten wie vor 10 Jahren fotografisch festzuhalten.

Nicole Dahinden
Katharina Conradin

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