«Ich empfinde es als Riesenverantwortung, tausende von Tieren zu betreuen», sagt Christoph Zimmermann und blickt auf das Bienenhaus unweit seines Hauses, das einst eine Schmitte war. Der Umschwung hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Immer mehr Sträucher und Blumen spriessen überall dort, wo einst ein stark kultivierter Garten war.
Einheimische Pflanzen
«Ein Standort in einer intakten Umwelt ist entscheidend für die Bienen», ergänzt seine Frau. «Hier im Gürbental ist nicht mehr viel da, wenn alles Gras gemäht ist», bedauert der Imker. Bienen brauchen ein vielfältiges Angebot an Nektar. «Eine Biene ist keine Katze, die immer dasselbe möchte», ergänzt Karin Zimmermann. «Deshalb hat bei uns ein komplettes Umdenken stattgefunden. Ich muss zugeben, früher habe ich selber noch Unkraut gespritzt, das wäre heute für mich nicht mehr denkbar», räumt der Mann ein. Heute regiert die Vielfalt an Pflanzen, die nicht nur ihren Bienen gut tut, sondern auch mehr Wildtiere anlockt. So wie Zimmermanns, denken immer mehr Menschen. Aber längst nicht jede Blume nährt die Bienen. «Viele farbenfrohe Angebote aus dem Laden sind nicht unbedingt ideal für Bienen. Sie brauchen einheimische Pflanzen und Blumen», gibt die Wattenwilerin zu bedenken. Manche Leute gehen gar noch einen Schritt weiter und möchten selber gerne Bienen halten; ob mit oder ohne Honig.
«BienenGantrisch»
Es ist natürlich zu begrüssen, wenn es Insektenhotels und Nistmöglichkeiten für Wildbienen gibt. «Die einheimische Honigbiene aber kommt mit all den Umwelteinflüssen von heute kaum zugange und ist auf unsere Hilfe angewiesen», verweist «Chrigu» auf eine grosse Aufgabe der Imker. Krankheiten aufgrund heutiger Einflüsse oder etwa die eingeschleppte Varroamilbe können nicht nur ganze Völker auslöschen, sondern übertragen sich rasend schnell auf weitere Standorte. «Das macht uns manchmal Angst. Letztes Jahr war ein Bakterium in der Gegend und man wusste nie, wann es uns treffen könnte», nennt die junge Mutter ein weiteres Beispiel. Um diesen Problemen Herr zu werden, braucht es eine Ausbildung, Weiterbildungen und eine regionale Zusammenarbeit. All das bietet der neu gegründete Verein «BienenGantrisch». «Der Verein ist für uns Imker enorm wichtig. Er ist ein grosser Pool an Wissen und Erfahrung», fasst der Bienenliebhaber zusammen. Gerade in der Bekämpfung solcher Krankheiten geht man hier neue Wege und versucht sich in möglichst schonenden Eingriffen und neuen Methoden.
Geschmackssache
Neben der Biodiversität und den Möglichkeiten, die Krankheiten einzudämmen, spielt das Wetter eine zentrale Rolle für ein gesundes Bienenvolk. Die ganze Planung der Familie Zimmermann liegt in der Schwebe oder Ferien können nicht zu jeder Jahreszeit gemacht werden, denn für ihre Völker müssen sie flexibel bleiben. Kälteeinbrüche erkennen oder Futtervorrat abschätzen sind nur einige Aufgaben, die man immer mit Blick auf das Wetter flexibel handhaben muss. Bei ihnen geschieht das immer dreimal. Neben dem Standort vor der Haustüre, leben einige Völker auf der Almid, weit oberhalb des Dorfes Wattenwil, andere in der Stadt Thun. «Der Honig aus Thun hat einen etwas kräftigeren Geschmack, während der von hier etwas milder ist», verrät Karin Zimmermann. Geschmäcker sind bekanntlich unterschiedlich und so kommt es, dass am Frühstückstisch drei verschiedene Gläser stehen; jeder in der Familie hat seine Vorlieben. Allesamt tragen sie aber das Goldsiegel. Zimmermanns Honig ist zertifiziert und erfüllt alle Qualitätsansprüche eines reinen regionalen Naturprodukts.
Die grösste Bienendichte
Längst weiss der Mensch, welch zentrale Bedeutung die Bienen für die Bestäubung und die intakte Umwelt haben. Er weiss auch, wie wenig es braucht, dass sie nicht überleben können. Die Schweizer Honigbiene ist aber deshalb keineswegs vom Aussterben bedroht. Dafür sorgen die Imker mit einer Bereitschaft, dass die schwarz-gelben Flieger ihr Leben bestimmen dürfen. Speziell im Kanton Bern. «Wir haben hier die grösste Bienendichte der ganzen Schweiz», verrät «Chrigu» Zimmermann. Das mag erstaunen, bei all der Arbeit die damit verbunden ist. Den «Verleider» hat vermutlich manch Imker schon das eine oder andere mal gehabt. «Ja, klar, das kennen wir auch. Dann etwa, wenn wir im Sommer bei 35 Grad am Bienenstock stehen», gibt Karin Zimmermann zu. Was also macht die Biene richtig, damit es genug Menschen gibt, die sich um ihr Wohl kümmern? «Wenn ich zuschauen kann, wie sie im Frühjahr das erste mal losfliegen, wenn ich sie überall auf den Blumen sitzen seh und wenn ich erkenne, wie gut es ihnen geht, dann erfüllt mich das mit einer tiefen Freude», klingt der bodenständige Lokführer fast schon ein wenig bedächtig. Die beiden Jungen Florian und Gregory teilen das Gefühl ihrer Eltern. Gregory ist unentwegt dabei, Blumen zu beobachten und neue anzupflanzen, während sein älterer Bruder das grosse Wissen rund um die Tiere wie ein Schwamm aufsaugt. Die Bienen haben die Familie Zimmermann näher zusammengebracht. Nicht wegen der Arbeit, nicht wegen dem Honig, sondern weil Bienen und Mensch gemeinsam eine intakte Umwelt schaffen, in der sich allesamt wohl fühlen.
Bienenschwärme –
dürfen nicht verloren gehen
Bienenschwärme sind kleine Wunder der Natur. Von April bis Mai kann etwas mehr als die Hälfte eines Volkes mit seiner Königin ausschwärmen, um ein neues Volk zu gründen. Die Bienen sammeln sich an einem Ast oder leider manchmal auch an einem unliebsamen Ort wie im Storenkasten und suchen eine passende neue Unterkunft. In der Natur hat ein solches Volk heutzutage nur sehr geringe Überlebenschancen und geht spätestens im nächsten Winter ein.
Wir rufen Sie deshalb auf, gefundene Bienenschwärme zu melden, damit sie ein Imker oder eine Imkerin fachgerecht versorgen kann.
Kontaktieren Sie «BienenGantrisch»
www.bienengantrisch.ch
oder rufen Sie die lokale Feuerwehrzentrale über eine der folgenden Telefonnummern an:
Belp/Kehrsatz/Toffen/
Kaufdorf/Wald: 079 345 30 11
Riggisberg/Rüti: 079 673 37 65
Seftigen: 079 706 43 14
Rüeggisberg/Rüti: 079 209 04 55
Sacha Jacqueroud