Denkt man an Kaufdorf, erscheint wohl automatisch das Bild des ehemaligen Autofriedhofes mit seiner zwar fast mystischen, jedoch auch eher leblosen Szenerie. Doch dieser Eindruck wird gleich revidiert, erlebt man Manuela Füglister und Ferdinand Meile von der Gruppe «Kaufdorf im Wandel» persönlich: Gemeinsam mit anderen Engagierten sehen sie sich als aktive Gärtner, die ihren lebendigen «Garten» hegen und pflegen, sodass viel Schönes und Bereicherndes für die Bevölkerung des Dorfes entstehen kann. Wie im bepflanzten Garten verhält es sich auch im Dorf: Es gibt Saaten, die Früchte tragen, wiederum andere versickern im sandigen Boden. Doch dies darf auch so sein: Die Fülle an Ideen und Visionen ist gross und lässt die Mitglieder der im 2022 durch Ferdinand Meile ins Leben gerufenen, selbstorganisierten offenen Gruppe gemeinsam ins Wirken kommen.
Wo gesät wird, wird auch geerntet
Schon einige Vorhaben konnten durch die momentan 20 aktiven Mitglieder umgesetzt werden: Gemeinsam mit 2 lokalen Bauern und 35 Freiwilligen wurden drei Tonnen Neophyten erfolgreich entfernt. Auch der bereits existierende Dorfchat wurde in einen neuen Kontext gestellt und zur «Kaufdorf Community» umorganisiert. Mittlerweile sind mehr als zweihundert Kaufdorfer dabei, zu tauschen, zu verkaufen, Anlässe zu teilen sowie Nachbarschaftshilfe zu organisieren und zu leisten. Das neuste Experiment ist die «Bibliothek der Dinge», wo man sich gegenseitig Gegenstände ausleiht, was bereits rege genutzt wird. So wird über verschiedene Kanäle in der Gemeinde (beinahe) unbewusst die Kreislaufwirtschaft selbstverständlich gelebt. Das Ziel ist, möglichst viele Bereiche abzudecken. Somit werden nicht nur Biodiversität, nachhaltiger Lebensstil und Regionalität gefördert, sondern auch die vermehrte Vernetzung untereinander, die wiederum das Miteinander in der Gemeinde anregt, sind sich der innovative Meile und die Visionärin Manuela Füglister einig. Ob Jung oder Alt – jeder Bewohner der Gemeinde kann zum vitalen Dorfleben beitragen. Es geht darum, sich zu fragen, was einem der Ort schenkt und was man im Gegenzug selbst einbringen möchte.
Dank Vernetzung ein Garten voller Fülle
Dabei darf man die Geschichte des Dorfes nicht ausser Acht lassen, sagt der künftige Umweltberater Meile und spricht damit die in der Vergangenheit von Armut geprägte Gürbetalregion an. Auch heute schwingt diese Erfahrung zum Teil noch mit und manches Neue wird eher zurückhaltend betrachtet. Ein grösseres Angebot zum gegenseitigen Vernetzen und dass das Restaurant Bahnhof als Treffpunkt und Versammlungsort mehr genutzt würde, wünscht sich die engagierte Gruppe. Durch vielseitige Angebote und initiative Themen werden die Bewohner dazu aufgerufen, sich mehr zu vernetzen und Ressourcen gemeinsam zu nutzen. So können Gemeinsamkeiten, losgelöst von Politik oder anderen Interessensgruppen, entdeckt und gefördert werden. Die dreifache Mutter und Feldenkrais-Therapeutin Füglister schätzt es, dass sie durch das Engagement bei kaufdorf-im-wandel.ch Menschen von neuen Seiten kennen und schätzen gelernt hat, mit welchen sie wahrscheinlich sonst nicht in Kontakt gekommen wäre. Gemeinsames Potential entfalten, Neues kreieren und Problemlösungen finden, das macht den beiden freiwillig Engagierten Freude und fördert schlussendlich die Lebendigkeit des Dorfes.
Ein vitales Dorf als Grundlage für mehr Lebensqualität
Jeder von uns wünscht sich eine Oase, in die er nach Hause kommen und sich wohlfühlen kann. Eine Natur, die gesund ist und zum Erholen einlädt. Ein starkes Miteinander und eine Gesellschaft, die sich offen, wertschätzend und neugierig begegnet. Ein Garten, der mit Zuneigung gepflegt und gehegt wird. Genauso einen Ort strebt die Gruppe für ihr Dorf an. Wo Wachstum möglich ist, wird liebevoll und ohne Druck angesetzt. Ja, Kaufdorf ist im Wandel. Zu mehr Vitalität, Kreativität und Attraktivität. Und mit dem Dorf dürfen sich auch seine Bewohner auf eine blühende Zukunft freuen.