Lebensraum Natur erträgt kein künstliches Licht

Lebensraum Natur erträgt kein künstliches Licht

In den letzten 20 Jahren hat sich die Lichtverschmutzung bei uns gemäss Bundesamt für Umwelt mehr als verdoppelt. Die grossräumige Aufhellung der Nachtlandschaft stört den Biorhythmus von Mensch, Natur und Tierwelt. Ein nächtlicher Besuch des Naturparks Gantrisch regt zum Nachdenken an.

Nicole Dahinden, was unternimmt der Naturpark Gantrisch, um die Dunkelheit im Sternenpark zu erhalten?
Wir haben für einen rund 100 km2 grossen Perimeter im Gurnigelgebiet eine Bewerbung eingereicht und erhoffen uns dafür die Auszeichnung «International Dark Sky Park». Das Dossier ist in Prüfung; anfangs 2022 sollten wir Bescheid erhalten. Die Interessengemeinschaft Sternenpark ist die Trägerin des Ganzen und damit sind die Gemeinden, die Anteil am Dark Sky Park haben, involviert.

Was ist erforderlich, um das Zertifikat zu erhalten?
Eine überdurchschnittliche Nachthimmelsqualität: Reduktion der Beleuchtung auf das Minimum, Erreichbarkeit, einen Beleuchtungsmanagementplan sowie Sensibilisierungsaktivitäten. Im Dark Sky Park befindet sich auch die Moorlandschaft. In dieser Zone gibt es lediglich eine Siedlung, das Ottenleuenbad, mit vier bestehenden Strassenlampen. Diese sind bereits Dark Sky Park-konform ausgerüstet worden, mit warmweissem LED-Licht (2200 Kelvin) und mit Bewegungsmeldern. Somit ist es im Herzen des Parks in der Nacht «wirklich Nacht». Licht erhellt also nur dann, wenn es unbedingt nötig ist. Eine positive Auswirkung können wir damit vor allem regional auf Tiere und Pflanzen, auf die Nachtlandschaft, aber auch auf den Menschen erwirken. Auch viele Private und Hotels dort setzen mittlerweile auf Licht nach Bedarf.

Der Sternenpark im Naturpark Gantrisch wäre der erste dieser Art in der Schweiz. Wieso?
Lichtverschmutzung ist ein Thema in der Schweiz, das stiefmütterlich behandelt wird, obwohl die Forschung die ökologischen Auswirkungen künstlichen Lichts als besorgniserregend bezeichnet. Es gibt schweizweit einige Initiativen, die aber eher astrotouristisch ausgerichtet sind. Der Sternenpark und der Dark Sky Park gehen weiter. Sie haben den nachhaltigen Umgang mit künstlichem nächtlichem Licht zum Ziel.

Was erhofft sich der Naturpark Gantrisch mit dem Sternenpark?
Viele Hoffnungen sind schon in Erfüllung gegangen. Der Sternenpark hat stark zur Sensibilisierung beigetragen und viele Menschen hatten an unseren Führungen mittlerweile ein «Aha- und Wow-Erlebnis». Das Verständnis und entsprechendes Handeln eines jeden Einzelnen, die Lichtverschmutzung allgemein zu verringern, soll weiterhin geweckt werden. Übernachtungsbetriebe in der Region – nicht nur im Dark Sky Perimeter – könnten sich meiner Meinung nach den tollen Sternenhimmel noch viel mehr zunutze machen, denn der ist mittlerweile in der Schweiz etwas Besonderes.

Nicole Dahinden ist Projektleiterin Nachtlandschaft im Naturpark Gantrisch und verantwortlich für den Sternenpark.

Foto: Melanie Weber

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