Ein Lebensraum für Spezialisten
Wo der Boden so nass ist, dass man als Wanderer nicht mehr durchlaufen oder als Kuh nicht mehr grasen möchte, herrschen die perfekten Bedingungen für Moore. Aufgrund der Nässe herrscht im Boden ein Sauerstoffmangel, abgestorbenes Pflanzenmaterial verrottet nicht mehr. Nach und nach entsteht eine Schicht aus Torf, ein Moor bildet sich.
Ist diese Schicht nur dünn, spricht man von einem Flachmoor. Die Bedingungen für Pflanzen sind hier schwierig, doch ihre Wurzeln erreichen noch das Grundwasser, das sie mit einem Minimum an Nährstoffen versorgt. Hier wächst eine Vielfalt an Wollgräsern, Orchideen, Seggen und Enziane. Diese bieten Nahrung für seltene Insektenarten wie z.B. den Blauschillernden Feuerfalter. Bei uns im Naturpark befindet sich noch eines der grössten Vorkommen dieser Art.
Der VIP-Bereich in der Moorlandschaft
An Orten, an denen das Gelände flach ist, konnte sich das abgestorbene Pflanzenmaterial über Jahrtausende ablagern. Hier befinden sich die exklusiven Gebiete, unsere Hochmoore. Ihre Torfschicht ist so mächtig, dass die Pflanzen das Grundwasser nicht mehr erreichen können und somit auch nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden. Mit diesen Bedingungen kommen nur noch ganz wenige Arten zurecht. So z.B. der Rundblättrige Sonnentau, der sich als Fleischfresser-Pflanze eine alternative Energiequelle angeeignet hat. Eine weitere Pflanze, die es schafft mit den Bedingungen im Hochmoor zurechtzukommen, ist die Moosbeere. Sie ist die einzige Futterpflanze für die Raupe eines äusserst seltenen Schmetterlings, dem Hochmoor-Perlmutterfalter.
Intakte Moore sind kein Luxusgut
Verschwindet ein Moor, verschwindet der Lebensraum für alle diese hochspezialisierten Arten, die nur noch hier überleben können, der Verlust ist riesig. Doch intakte Moore sind nicht nur für unsere Artenvielfalt unverzichtbar. Sie speichern nämlich pro Fläche ein Vielfaches an Wasser- und CO2 mehr als jeder andere Lebensraum. In Zeiten, in denen die Auswirkungen des Klimawandels langsam spürbar werden, sind diese Eigenschaften Gold wert. Sie saugen Wasser bei Starkniederschlägen auf und lassen es nach und nach wieder frei. Tragen wir also Sorge zum grössten Schwamm im Naturpark.
Fabian Reichenbach