Ein harter Arbeiter

Ein harter Arbeiter

Seit vier Jahren schiesst der zusammen mit einem Bruder und drei Schwestern auf dem elterlichen Bauernhof in Riggisberg aufgewachsene Stefan Rüegsegger seine Tore für den HC La Chaux-de-Fonds. Wie lange er noch die Farben der Neuenburger tragen wird, steht in den Sternen. Rüegseggers Vertrag läuft Ende Saison aus und torgefährliche Zweiweg-Stürmer sind eine rare Spezies und deshalb sehr gefragt.

Im Neuenburger Jura fühlt sich der 27-jährige Vollblutstürmer wohl, doch ganz verlassen will und kann er das Emmental nicht. Seine Freundin und die meisten seiner Kollegen wohnen in Langnau und deshalb fährt der Bauernsohn an trainings- und spielfreien Tagen oft und gerne dorthin zurück, wo er sich zuhause fühlt. «Nach einem guten Saisonstart lief es uns in den letzten Spielen nicht mehr so gut», sagt Rüegsegger bei unserem Gespräch Mitte November. Das Team des einstigen Dominators im Schweizer Eishockey, das zwischen 1968 und 1973 sechsmal in Serie den Meistertitel holte, liegt trotzdem auf dem 2. Tabellenplatz. Doch die Regular Season ist für den Traditionsklub nicht viel mehr als die Vorbereitung auf die Playoffs, die in diesem Jahr erfolgreicher als in der vergangenen Saison verlaufen sollen. Einer der Schlüsselspieler der Chaux-de-Fonniers ist Stefan Rüegsegger, der vor der Nationalmannschaftspause mit 12 Punkten (9 Tore/3 Assists) einer der erfolgreichsten Spieler und sogar vor allen Ausländern der beste Torschütze ist. «Es gefällt mir hier ausgezeichnet, ich erhalte viel Eiszeit, werde beim Spiel in zahlenmässiger Überlegenheit und auch in Unterzahl eingesetzt, alles in allem bin ich zufrieden», sagt der Stürmer, der mit einer B-Lizenz auch für den Lausanne HC spielen kann und in der letzten Saison mit den Waadtländern die Playoffs bestritt.

Sport vor Politik

Obwohl Vater Hans Jörg Rüegsegger seit 2023 für die SVP im Nationalrat sitzt, vorher im Grossrat politisierte und Ehrenpräsident des Berner Bauernverbands ist, wurden auf dem Bauernhof in Riggisberg am Familientisch selten politische Themen diskutiert, sondern wurde häufiger über Sport gesprochen. Dies auch, weil sich sämtliche fünf Kinder sportlich betätigen, zuerst alle auf Schlittschuhen, später bevorzugten die Mädchen Korbball, Bruder André, der heute den Bauernhof leitet, jagt weiterhin den Puck, wenn auch «nur» beim EHC Mühlethurnen in der 4. Liga. Doch uninteressiert ist Stefan Rüegsegger am politischen Weltgeschehen trotzdem nicht. «Ich mache immer von meinem Stimmrecht Gebrauch, bewege mich zwar nicht auf Vaters Spuren, doch vor Wahlen oder wichtigen Abstimmungen setze ich mich intensiv mit den anstehenden Themen auseinander», so Rüegsegger, der in Langnau stimmberechtigt ist, in einer Gemeinde, in welcher die SVP im Gemeinderat noch über die grösste Anzahl an Sitzen verfügt.

Am 1. Mai geboren

Das Licht der Welt erblickt hat Stefan Rüegsegger am 1. Mai 1998. Dies ist wohl dem Zufall zuzuschreiben, doch wer den Lebenslauf des Eishockey-Profis etwas genauer unter die Lupe nimmt, könnte auf die Idee kommen, dass es halt doch sinnbildlich ist. Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit, in einigen Schweizer Kantonen gar gesetzlicher Feiertag, und gearbeitet hat Stefan Rüegsegger, wie es sich für einen Bauernsohn gehört, immer. «Ich liebte die Arbeit auf dem Bauernhof, war oft beim Heuen dabei und betätigte mich auch im Stall gerne und half beim Melken mit. Als ich noch zuhause wohnte, kannte ich jede Kuh mit Namen, heute ist dies logischerweise nicht mehr der Fall, aber ich kehre gerne und so oft wie möglich zurück.»

Im Eishockey hat es Stefan Rüegsegger nicht nur als gefürchteter Goalgetter zu Ruhm gebracht, seine Trainer, Mitspieler und Fans lieben ihn auch, weil er sich nicht zu schade ist, Drecksarbeit zu verrichten, im eigenen Drittel Schüsse abzuwehren und in der Defensive seinen Mann zu stehen. Ein Allrounder – ob früher auf dem Bauernhof oder jetzt auf dem Eis.

 

Stefan Rüegsegger wurde am 1. Mai 1998 geboren. Er startete seine Karriere im Nachwuchs des EHC Schwarzenburg, stiess dann über den HC Dragon Thun im Alter von 14 Jahren zu den SCL Young Tigers und debütierte im Alter von 18 Jahren im Fanionteam der SCL Tigers in der National League. Nach dem Wechsel zum SC Langenthal 2020/21 spielt er bereits die vierte Saison beim HC La Chaux-de-Fonds in der Swiss League und dank einer B-Lizenz auch hin und wieder für den Lausanne HC in der National League. 

Rüegsegger war Mitglied der U16-, U18- und U20-Nationalmannschaften.

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