Chrüz u quer dür Rüschegg

Chrüz u quer dür Rüschegg

Davidli will wandern gehen, doch unterwegs begegnet ihm eine Gestalt – mit dramatischen Konsequenzen. Die Kurzgeschichte beinhaltet über hundert Rüschegger Flurnamen, lebt gar von ihnen – sie sind jeweils fett geschrieben.

Dr Davidli, es chlyses Maneli, macht sech am ne Mittwuche uf e Wäg, mit dr Absicht, chrüz u quer dür Rüschegg z wandere. Är fröit sech u isch im Chleegrön. Aus Wanderstab het er e Haslere by sech. Vom Churzewäg ischs nid wyt zum Längebode u zum Nächstried. Wyter geits über ds Leen zum Stüdelibode, won er feini Chrütli sammlet. Im Surebode fingt er sogar ds sältene Winterchrut! Är het geng gmeint, das wachsi ir Winterhalte oder ir Salzmatt. Im Heitirain u uf em Heitihubel füllt er sy Buuch u sys Chörbli. Ey, ey, ey, die Schönebueche dert obe bim Schnäpfemoos! Achtung, was gseht er plötzlech dert vorne? E Hängscht ohni Sattel u nes Hängschtli? Nei, unmöglich, är isch ja no gar nid im lätze Hängscht. Isch es öppe e Hundsrügg? Oder en Esel? Vilech sogar e Bär? Nei, das cha o nid sy. Är kennt dr Bärewart vom Bärerain u weiss, dass dä so guet zu sym Bär luegt, dass ne no gar nie öpper gseh het. Gits äch dä Bär z Rüschegg überhoupt? Es isch doch sehr verdächtig, dass dr  Bärewart  nid wyt vom Lugiwäg wohnt…. Itz gseht dr Davidli, dass es Ochse sy uf dr Chalberweid.

Won er im Mittagläger afe chly müed wird, isch er froh um e Breitestuel, wo zmitts ir Stüelene steit. Nume schad, dass ds Badbäänli nid fahrt!

Vom Magerbad über d Fettbeder chunt er zum Gantrischseeli. Bim Fischbödeli zieht er syni Hudlere ab u leit se uf e Hüttebode. «Da sött me wider mau Bütze,», dänkt er. I syre ganze Blütti geit er sech im Gantrischseeli ga erfrüsche. Im Winter isch dert Stei u Bei gfrore, ei grossi Gletti.

Gägen Aabe chunt er übere Gägger zum Schwarzebüel. Es schmöckt nach Rouch u Füür, är mues im Brönnterain sy. Wius fyschteret, gseht er zersch gar nid, dass sech da im Grabe öppis bewegt. E Schatte huschet düre. Potz Plötschli, itz merkt er öppis! Die Gstalt isch e Ruuschi, u zwar dr wyt ume bekannt Simeli vo dr Stritere. Aui wüsse, dass dä sech dür bsungrigi Rüchi uszeichnet. Däm sött me gschyder nid begägne, we me nid im Nötehus wott lande. Es wird gmunklet, dass scho mänge bi ihm im Ofe glandet isch… «Mach Platz u gib chli Hane, verschwind!» ghört ne itz dr Davidli päägge! «Was machsch du da? Was bisch du für nes Spinnerli mit dym schittere Dürrenast i de Fingere! Bisch e richtigi Pfyffe! Hätsch o gschyder e Schwire mitgnoh, wirsch es de scho no merke! Dänk a d Chnochestampfi! Ha, ha, ha! Es richtigs Gaaschi bisch, e Sümpfti wis z Rüschegg nid mänge git! Es isch e Gouchheit, dass du überhoupt da bisch!» Potz Chummlispitz u Bunzacher, itz geits ruuch zue u här! Dr Davidli steit wie versteineret da, wo ner vom Simeli e Lättere gschmiert überchunt. Die Oberi Nase wird grad zur Undere Nase u dr Zahndsbode waggelet bedänklech. Dr Davidli merkt, dass sy Sädel itz wi ne Rossgrind usgseht. Är gseht nume no Rotgrön u gspürt Chaltweh. Öppe so stellt er sech d Höll vor! Ohni Ihalte geits grad wyter. Dr Simeli faht no lüter afa Brugere u nimmt e nöie Aalouf. Är tunzt em Davidli mit em ne Schlegeli eis über d Hube. Dr Davidli git nid uuf, wird ganz muetig u geit em Simeli mit emne riesige Tütschilaas a d Gurgel. Da rüeft dr Simeli lut «Au»! Am liebschte würd sech dr Davidli Hinderexe mit em Sangerebäänli us em Stoub mache. Aber nüt isch! Beidi chöi mit ihrne blaue Möser nume no im Breitgang louffe. Nach dere Schleglete Tröli si zäme über d Schafweid u ds Stutzmätteli z dürab bis i Seligrabe. Dr Simeli schmöckt, dass si a de Schwäfellöcher verbytröle. «Das wär doch o no ne guete Ort für das Stäffeli loszwärde», dänkt er. Sowyt chunts aber nid. Über ds Chalchsteiflüeli gheie die beide über die Stotzigi Weid ds Loch ab, im freie Fall i Chrummebach abe, blybe lige u ertrinke jämmerlech.

So chas ga, wen es Maneli un e Ruuschi anenand grate.

Sit denn flüge zwo Chräjere meh über ds Rüscheggerländli…

Madeleine Steiner-Balsiger, Juni 2025

 

Kommentar der Autorin
Als ich 1981 meine Ausbildung zur Primarlehrerin abschloss, herrschte Lehrpersonenüberfluss. Es war sehr schwierig, eine feste Stelle zu bekommen. Auf Unterstufenstellen bewarben sich oft mehr als hundert Personen. Heute ist es genau umgekehrt, es herrscht Lehrpersonenmangel. Nach einigen Stellvertretungen und einem Auslandsaufenthalt konnte ich im November 1982 in Rüschegg eine Mutterschaftsvertretung übernehmen und wurde danach definitiv angestellt. Ich war erleichtert und nahm mir vor, diese Stelle nicht so bald wieder aufzugeben. Damals wurden die Rüschegger Schulkinder in folgenden Schulhäusern unterrichtet: Graben, Bundsacker, Hirschhorn und Gambach. Heute gehen alle im Bundsacker zur Schule. Nach mehr als 42 Jahren gehe ich nun in Pension. Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, den zahlreichen Schulkindern und deren Eltern für die gemeinsame Zeit in Rüschegg. Nebst der schönen Landschaft gefallen mir in Rüschegg die Flurnamen ganz besonders. Meine Lieblinge sind die Hudlere und die Mittwuche. Als ich die vollständige Liste mit sämtlichen 428 Flurnamen vor mir hatte, kam mir die Idee, eine Kurzgeschichte zu verfassen. Darin kommen 102 Flurnamen vor. Wer Franz Hohlers Totemügerli kennt, wird eine gewisse Ähnlichkeit feststellen… Im Text sind die Flurnamen fett gedruckt. Auffällig sind die vielen Flurnamen mit der Endung -li: Töneli, Schlattli, Louetli, Eggli, Hübeli, Schluechtli, Bodenacherli, Exeweidli und viele mehr. Eigentlich erstaunlich, dass Rüschegg nicht Rüscheggli heisst. Speziell sind auch die tierischen Flurnamen: Hängscht, Hängschtli, im lätze Hängscht, Rossgrind, Hundsrügg, Ochse, Esel, Bärewart, Chalberweid, Schafweid, Lammerebode, Fischbödeli und andere mehr. Unter ortsnamen.ch findet man die Standorte sämtlicher Flurnamen auf der Landeskarte. Auch der Rüschegger Dialekt mit seinen Eigenheiten gefällt mir gut. Da ich ihn zwar im Ohr habe (dank M.G., T.S. und S.W.), ihn aber selbst nicht genug gut spreche, habe ich den Text in meinem Dialekt geschrieben.

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Chrüz u quer dür Rüschegg

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