Aus dem Dornröschenschlaf erwacht

Aus dem Dornröschenschlaf erwacht

Die Klosterruine Rüeggisberg wurde von 2016 bis 2021 untersucht und umfassend konserviert – und dieses Jahr mit dem Freilichttheater «Der Name der Rose» wieder wachgeküsst. Nun feierte am 16. September auch das neue, modern gestaltete Klostermuseum seine Wiedereröffnung.

Das Kloster Rüeggisberg wurde um 1075 gegründet. Lüthold von Rümligen stiftete dem Cluniazenserorden Güter und Rechte zur Ausstattung eines Klosters in Rüeggisberg. Das Kloster besass nicht nur in Rüeggisberg Güter, sondern auch an 41 anderen Orten im näheren Umkreis, wie z.B. in Elisried, Ober- und Niederbütschel, Fultigen, Guggisberg, Riggisberg, Schwarzenburg sowie Weiden im Gurnigel. Hier war bereits viel Land gerodet. Die Mönche müssen wir uns also weniger als waldrodende Pioniere vorstellen, sondern als erfahrene Gutsverwalter. Ihr Wirken hat das Umland massgeblich geprägt und dabei eine Kulturlandschaft geschaffen. Es wird behauptet, der Naturpark sei letztendlich eine Cluniazenserlandschaft. Die Einflüsse des ehemaligen Kosters prägten also die ganze Region.

Auflösung des Klosters

1484 wurde das Kloster aufgehoben und der Besitz dem Vinzenzstift am Berner Münster überschrieben; in Rüeggisberg war lediglich noch eine Schaffnerei (Eintreiben der Zehnten) eingerichtet mit der Zehntscheune, die heute noch erhalten ist. Nach der Reformation wurden Kirche und Teile des Konvents abgetragen.

Die Klosterruine heute

Die Ruine der romanischen Klosterkirche gehört zu den eindrücklichsten Denkmälern der Cluniazenserarchitektur in der Schweiz, obwohl sie nie vollendet wurde. Fertiggestellt wurde lediglich die Rumpfkirche mit dem Querhaus und fünf Apsiden. Den Bau des dreischiffigen Langhauses stellten die Verantwortlichen nach dem Bau der Fundamentmauern ein, vermutlich weil das Kloster arm war, weil weitere Schenkungen und Stiftungen fehlten und maximal vier Mönche gleichzeitig im Kloster lebten. Der Bau zeigt jedoch auch viele Züge oberitalienischer, lombardischer Romanik. Heute finden hier Führungen durch die Ruine, eine Klosterskulpturenausstellung, Konzerte und Theater vom Klostersommer, private Feste und der Adventsmärit statt. Vergangenen Sommer wurde in diesen altehrwürdigen Klostermauern das Freilichttheater «Der Name der Rose» durch den Klostersommer aufgeführt. Ein gigantischer Ort für solch eine Theaterinszenierung.

Das neue Klostermuseum

Das neu gestaltete Klostermuseum bildet nun den Abschluss der Renovierungsarbeiten. Es ist Bestandteil eines Rundgangs, auf denen Mönche die Grösse des ursprünglichen Klosters erlebbar machen. Moderne Audiostationen und ein Bildschirm laden ein, in die Vergangenheit von Rüeggisberg und der ganzen Region Gantrisch einzutauchen. Im Zentrum stehen die originalen Stücke der überaus reichen Bauskulptur. Seien sie römischen Bauten (Perl- und Eierstab) nachempfunden oder zeigen sie künstlerische Einflüsse aus Romainmôtier und aus der Lombardei (Pflanzenwelt mit Blättern, Blüten und Trauben, Tierwelt mit Drachen, Hunden und Löwen, Schlangen und Vögeln). Besuchende sind eingeladen, die wertvollen Originalornamente zu studieren, das Leben der Mönche, die Geschichte des Cluniazensordens in Rüeggisberg und die Ausstrahlung der Geschichte bis heute zu entdecken. Ein Besuch, der sich wirklich lohnt.

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