Einer für alle – alle für einen

Einer für alle – alle für einen

Sie sind zwar nicht die drei Musketiere, die den Spruch geprägt haben, aber Dieter Müller, Hans Rudolf Scheuner und Simon Dürig sind drei Förster, die nach diesem Motto arbeiten. Schwarzenburg, Guggisberg und Rüschegg werden dank «Forst Gantrisch» ein Grossrevier.

Eine kleine, eingeschworene Gruppe, in der jeder seine Stärken hat. In der Summe und im Zusammenspiel gelten sie als unbesiegbar. Viele Legenden kursieren um die Musketiere. Sie dürfen ein klein wenig als Vergleich für diese Geschichte herhalten.

Kantonale Forderungen
Die Burgergemeinden Guggisberg, Wahlern und die gemischte Gemeinde Rüschegg arbeiten seit Jahren miteinander. Denn sie haben auch festgestellt, dass man die Anforderungen des Kantons nur so zur Zufriedenheit aller erfüllen kann. Das Amt für Wald und Naturgefahren (AWN) wünscht sich eine Stärkung der Wald- und Holzwirtschaft, um die gesellschaftlichen Bedürfnisse an dem nachwachsenden Rohstoff langfristig zu sichern. Hierzu fordert Bern genügend professionell geführte Waldunternehmungen. Das Ganze, ohne die Nachhaltigkeit und den naturnahen Waldbau zu beeinträchtigen. So ist es als «Grundsatz» vermerkt. Müssen die Reviere doch den steigenden Bedarf an Holz mit einer intakten Umwelt trotz Klimaveränderungen vereinen.

Regionale Lösung
Das geht am besten, wenn man den gemeinsamen Weg nicht nur weitergeht, sondern sogar ausbaut. So entstand «Forst Gantrisch» als öffentlich rechtliche Gemeindeunternehmung. «Sie bezweckt gemeinsam mit den drei gemeindeeigenen Forstbetrieben, dass die betreuten Waldungen alle ihre Schutz-, Wohlfahrts- und Nutzfunktionen erfüllen können», heisst es im Organisationsreglement. Sie übernimmt damit die Aufgaben des Reviervertrages und kümmert sich um die Holzanzeichnung, die Beratung für Privatwaldbesitzer, Verhütung und Behebung von Waldschäden, Forstpolizeiaufgaben, Waldwild, Eindämmung von Naturgefahren, Schutzwaldpflege, forstliche Infrastrukturprojekte und die Förderung der Biodiversität. «Eine solch übergeordnete Zusammenarbeit ist sicherlich etwas ganz Neues und gibt es in der Art vermutlich noch nicht», freut sich Dieter Müller. Er ist zwar der Revierförster für «Forst Gantrisch», doch nur im Dreierteam sieht er die wirklichen Vorteile dieses Weges: «Wir haben drei Förster, die 300% abdecken können, das macht uns ressourcenstark; wir haben viel Potential und können flexibel arbeiten», sagt er mit einem Unterton, der eine gewisse Freude nicht verbergen kann.

Vorbildcharakter
«Bisher waren wir stets Generalisten. Das macht zukünftig weniger Sinn, wir können uns nun spezialisieren», verrät Hans Rudolf Scheuner. Er selbst wird die Bereiche Schutzwald, Arbeiten für Dritte und Holzvermarktung übernehmen. Simon Dürig ist für die Arbeitssicherheit, die Aus- und Weiterbildung sowie die Kommunikation zuständig und Dieter Müller ist als Revierleiter die kantonale Ansprechperson und zudem für übergreifende Bewirtschaftungen zuständig. Gemeinsam verfügen sie über ein starkes Team von 15 Angestellten
der Burgergemeinden und gemischten Gemeinde Rüschegg sowie einen Maschinenpark, der viele Arbeiten ermöglicht. «Für private Waldbesitzer ist wichtig zu wissen, dass wir sie kostenfrei beraten oder auch Bäume anzeichnen», ergänzt Dürig. Die Burgergemeinden Guggisberg und Wah­lern sowie die gemischte Gemeinde Rüsch­egg sind die Träger der Organisation und stellen zwei Vorstandsmitglieder.

Feierlicher Start
Für das Gelingen musste zuerst der politische Weg geebnet werden. Federführend war die Rüschegger Gemeinderätin
Daniela Zbinden: «Ich freue mich riesig, dass wir vom Kanton die Bewilligung erhalten haben. Nun werden wir zeigen, wie gut unser System wirklich ist», klingt sie ähnlich motiviert wie die drei Förster. Diese Aufbruchstimmung war auch am 26. Juni zu spüren. Dann nämlich gab «Forst Gantrisch» in Riffenmatt öffentlich und feierlich den Start per 1. Juli bekannt. Trotz all der Freude, schnell kehren die Förster wieder konzentriert zu ihrer Arbeit zurück. Die Anforderungen sind gross, das Gebiet ist es ebenfalls. Schliesslich geht es im Wald um langfristige Entscheidungen in einer schnelllebigen Zeit, die zusehends von Wetterextremen geprägt wird.

Gut, gibt es da die drei Musketiere, Verzeihung, die drei Förster. Ihr Spezialwissen und der starke Bund von «Forst Gantrisch» soll – den Musketieren ähnlich – dafür sorgen, dass das harmonische Miteinander von Mensch und Wald im Gantrischgebiet noch in 100 Jahren Bestand hat. Vielleicht werden bis dann auch die Geschichten rund um die neue Gemeindeunternehmung legendär. Einer für alle – alle für einen.

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