Bereits als Kind fühlte sich die heute 37-Jährige im Grünen zu Hause: «Ich war schon immer ein richtiges Landei», sagt die sympathische Seislerin mit einem Lächeln. Die Natur inspiriert sie, gibt ihr Ruhe und Kraft. Auch nachts im Wald fühlt sie sich sicherer als in städtischen Menschenmengen. Ihre Naturverbundenheit zeigt sich nicht nur in ihrer Lebensweise, sondern auch in ihren eindrucksvollen Bildern, in denen sie bewusst Landschaft und Mensch in Beziehung setzt.
Neuorientierung
Schafer arbeitete ursprünglich als Hochbauzeichnerin, Innenarchitektin und Bauleiterin. Parallel dazu entdeckte sie auf zahlreichen Reisen ihre Leidenschaft für die Fotografie. Eine Faszination, die schon früh durch ihren Vater geweckt wurde. 2015 wagte sie den mutigen Schritt: Sie kündigte ihren festen Job und machte sich als Fotografin und Videografin selbstständig. Mit Erfolg: Seither arbeitet sie unter anderem für Auftraggeber wie SRF, Red Bull und Schweiz Tourismus. Auch regionale Aufträge liegen ihr am Herzen: Mit ihrer Kamera begleitet sie Hochzeiten, Familien und porträtiert Firmen.
Schlittenhunde und Survival-Wissen
2007 erfüllte sie sich einen Kindheitstraum: Sie adoptierte ihren ersten Hund aus dem Tierheim, einen Mix aus Tschechoslowakischem Wolfshund und Husky. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Sechs weitere Hunde folgten, allesamt Tierheimtiere.
Durch ihre Liebe zu den Tieren und die Freude an Bewegung in der Natur entdeckte Schafer ihre Leidenschaft für das Schlittenhundfahren. Heute verbringt sie einen Grossteil des Winters in ihrem abgelegenen Ferienhaus im hohen Norden – weit weg vom Trubel des Alltags. Immer an ihrer Seite: ihre fünf Huskys. «Ich geniesse die stille Weite und das einzigartige Erlebnis, mit dem Gespann durch verschneite Landschaften zu gleiten», schwärmt Schafer.
Um auf ihren Touren unabhängig zu sein absolvierte Schafer Ausbildungen zur Outdoorguide- und Bushcraft-/Survival-Instruktorin. «Feuer machen, einen Schlafplatz finden, sich draussen zurechtfinden – das ist meine Passion und ich gebe mein Wissen gerne an andere Menschen weiter», so die Abenteurerin. Die Kombination aus Outdoor-Knowhow und Kreativität nutzt sie in Workshops, Touren und Filmprojekten.
Weniger Ballast
Was sie vom Leben in und mit der Natur gelernt hat? Die Antwort kommt, wie aus der Pistole geschossen: «Dass es zum Leben nicht viel braucht. Je mehr materiellen Besitz wir haben, desto mehr Ballast tragen wir mit uns herum und verlieren Zeit», sagt die Naturliebhaberin überzeugt. Dieses Gefühl von Schlichtheit und Entschleunigung bringt sie auch in ihre Arbeit ein. Ihre Fotografie soll inspirieren, berühren – zeigen, wie schön und schützenswert unsere Natur ist. Dabei macht Schafer auch unschöne Erfahrungen. Besonders erschütternd sei für sie der Umgang mit Abfall in Ländern wie Indien oder Nepal: «Das tut weh, wenn man sieht, wie wenig Wert der Natur dort teilweise beigemessen wird.»
Glücksgefühle in der Heimat
Trotz ihrer Abenteuerlust bleibt Nicole Schafer ihrer Heimat eng verbunden – besonders gern ist sie rund um den Schwarzsee und in der Region Gantrisch unterwegs, oft auch in Begleitung von ihrem Mann. «Hier gibt es so viel zu unternehmen. Was gibt es Schöneres, als frühmorgens mit den Hunden den Gantrisch zu erklimmen oder eine Nacht draussen im Zelt zu verbringen und den Sonnenaufgang zu beobachten? Es braucht wirklich nicht viel für ein bisschen Glück: einen Rucksack, etwas zu trinken, und gut ist’s», sagt sie mit einem herzlichen Lachen.
Vorfreude
Für das kommende Frühjahr schmiedet sie neue Pläne und lässt zugleich offen, wohin der Weg sie führen wird. Gemeinsam mit ihrem Mann blickt sie voller Vorfreude in die Zukunft. Das Leben in und mit der Natur sowie die Fotografie bleiben auch künftig fester Bestandteil ihres Alltag. Und vielleicht kommt ja bald noch jemand oder etwas dazu, dass dieses Leben noch ein Stück reicher macht.