Die Alp Grenchenberg liegt auf 1400 bis rund 1900 m ü. M. und gehört zur Gemeinde Guggisberg. Die Zufahrt zur Alp erfolgt über eine Naturstrasse. Rund 250 Tiere werden hier gesömmert, davon rund 12 Milchkühe, 220 Rinder und Ziegen. Wie andernorts auch habe hier immer wieder mal Wasserknappheit geherrscht, beschreibt Hansueli Zwahlen die Situation. «Mit dem Bau eines Wasserfassungssystems konnte die Situation nachhaltig entschärft werden», freut sich der Präsident der Alpgenossenschaft. «Zudem wurde eine PV-Anlage installiert, womit endlich Strom für Melkmaschine, Licht und Kochherd zur Verfügung steht.»
Kühles Nass und heisse Köpfe
Die idyllische Ansammlung, das «Dörfli», bestehend aus vier Ställen und einer Wohnhütte, ist eine Augenweide. Doch die Realität zeigte oft ein anderes Bild: trübes Wasser nach starken Regenfällen, ansonsten eine magere Wasserzufuhr ohne Druck. Das Leben für Tiere und Menschen – das Sennenpaar ist seit 13 Sommern hier – wurde zunehmend beschwerlicher. Eine Lösung musste her.
Nachdem an verschiedenen Stellen die Schüttmenge (Wasserausstoss) überprüft wurde, entstand auf halber Höhe zwischen «Dörfli» und der obersten Hütte eine Quellfassung. Herzstück ist ein sogenannter «Kompaktwidder», der nur mit Wasserkraft angetrieben wird, völlig ohne Strom Druck aufbaut und das Wasser bis auf rund 1900 m ü. M. pumpt. Rund 20‚000 Franken hat das clevere Gerät gekostet. Die Gesamtkosten für des ganze Projekt betragen einen mittleren sechsstelligen Betrag, der nur dank Unterstützung von Bund, Kanton und Institutionen für die Alpgenossenschaft tragbar ist.
Die Wasserfassung liefert etwa 50 l/min; davon fliesst fast die Hälfte in die neu erstellte Quellflora (Natur) zurück. Das Wasserverteilsystem ist so aufgebaut, dass möglichst die ganze Wassermenge ohne Verluste der Alp zur Verfügung stehen.
Das Resultat wird als zukunftsweisend bezeichnet. «Wir haben schliesslich lange genug darüber gehirnt!», wehrt Zwahlen bescheiden ab. «Wir haben sehr früh Kontakt mit den verschiedenen Amtsstellen aufgenommen und versucht, die Behörden ins Boot zu nehmen», schaut Zwahlen zurück. Die Hürden waren hoch. «Schlussendlich konnte ein gangbarer Weg gefunden werden.»
Ein Leuchtturm für viele andere
Seit Jahrhunderten teilen sich elf «Anteiler» den Alpbetrieb. Sie betreiben auch Naturschutz: Fehlen die Tiere, verbuscht die Landschaft ziemlich schnell. Andererseits ist ohne Wasser kein Alpbetrieb möglich. Die neue Wasserleitung sichert den Alpbetrieb für die nächsten Jahrzehnte.
Ergänzend wurde eine PV-Anlage montiert. Die Salzbatterie speichert Strom. Damit gehören das Dieselaggregat wie auch der Gasherd der Vergangenheit an.
Ende gut, alles gut? Fast möchte es so scheinen. Doch das Älplerleben bleibt entbehrungsreich. «Wir freuen uns über genügend Wasser, eigenen Solarstrom und die Erhaltung von Feuchtlebensräumen auf unserer Alp. Der Innovationspreis bedeutet eine Anerkennung, aber auch eine Verpflichtung für die Zukunft. Wir freuen uns, dass unser Projekt als Leuchtturm bezeichnet wird und andere inspirieren kann», so Hansueli Zwahlen.