Der Tourismussektor wächst nicht nur schnell und beständig, er hat sich zudem zu einem der bedeutendsten Wirtschaftszweige der Region entwickelt. Mit dem Ziel den Tourismus zu professionalisieren und gleichzeitig die Identität des Ortes zu bewahren, startete Adolf Kaeser im Jahre 2000 seine Mission. «Die Stelle wurde neu geschaffen und es gab noch kein Pflichtenheft. Ich hatte völlig freie Hand und konnte vom ersten Arbeitstag an meine eigenen Ideen einfliessen lassen», erinnert sich der 65-Jährige, als wäre es erst gestern gewesen. Doch zuerst musste sich der Betriebswirtschafter, der die Jahre zuvor auf der ganzen Welt unterwegs war, um Spielgeräte für Casinos zu entwickeln, mit der Tourismusbranche vertraut machen. Obwohl er branchenfremd war, konnte er von seinen Erfahrungen aus der Wirtschaft profitieren. «In meiner langjährigen Tätigkeit als Entwickler habe ich mich intensiv mit dem Menschen sowie dessen Psyche auseinandergesetzt und gelernt, mich in das Gegenüber hineinzuversetzen», erzählt Kaeser und erklärt: «Ich sehe die Welt aus der Sicht des Gastes, was sind seine Bedürfnisse und wie können diese umgesetzt werden.» Dabei musste er jedoch lernen, dass es nicht immer möglich ist, es allen recht zu machen. Was mit einem Teilzeitpensum startete, entwickelte sich mit den Jahren zu einem Vollzeit-Job.
Wertschätzung von Tradition
Aufgewachsen in Alterswil ist Adolf Kaeser stark verwurzelt mit der Region und schon seit Jahren in diversen Vereinen aktiv. Geprägt von Kindheitserinnerungen hat der zweifache Familienvater einen nahen Bezug zu traditionellen Bräuchen. Über Jahre hinweg verbrachte er die Sommerferien bei seinem Grossvater auf einer Alp im Muscherenschlund. «Ferien ohne Strom, Schlafen im Heu und Plumpsklo – einfach toll», schwärmt der Naturfreund mit leuchtenden Augen. Als er vor einigen Jahren feststellte, dass mit der Modernisierung der Betriebe die wertvolle Tradition des Alpabzugs langsam verloren geht, rief er den «Alpabzug Schwarzsee» ins Leben. Ein Kulturanlass, der mittlerweile jährlich zahlreiche Besucherinnen und Besucher begeistert und nicht mehr wegzudenken sei. «Überhaupt liegen bodenständige und traditionelle Werte im Trend. Dies verdeutlicht, dass langsam ein Umdenken stattfindet und die Gesellschaft sich auf den Ursprung besinnt», erläutert Kaeser weiter. Neben dem Alpabzug bleiben ihm unzählige Höhepunkte in Erinnerung. Zum Beispiel die Flugtage auf dem gefrorenen Schwarzsee oder die Eröffnung des Hexenweges, um nur zwei davon zu nennen.
Der Tourismusdirektor ist stolz auf die Projekte, die er mit seinem Team und in Zusammenarbeit mit diversen Partnern entwickelt und umgesetzt hat. In den letzten 20 Jahren entstanden zahlreiche Bike- und Wandertouren sowie Erlebnisangebote rund um den Schwarzsee. «Die Natur hat uns hier ein wundervolles Zimmer errichtet, das unzählige Möglichkeiten in einer abwechslungsreichen Umgebung bietet – dies macht den Ort so einzigartig und zu einem beliebten Ausflugsziel für alle», meint der passionierte Motorradfahrer.
Blick in die Zukunft
Mit der Frage, was heute gefragt ist und wie sich der «Tourismus Schwarzsee» positioniert, wird sich Kaesers Nachfolgerin, Stephanie Roschi, beschäftigen, denn die Gesellschaft verändert sich und somit auch der Tourismus. Man setze jedoch bewusst auf Bewährtes und lege den Fokus auf den Ausbau der Qualität. Weiter wolle man mit dem Einsatz der heutigen technologischen Möglichkeiten eine ausgeglichene Verkehrslenkung anstreben, um dem zeitweise hohen Besucheransturm Rechnung zu tragen. Im Bereich von «Events und Kultur» gibt es ebenfalls noch Potenzial. «Doch nun ist die Zeit gekommen, loszulassen und die Aufgaben in die vertrauensvollen Hände von Stephanie Roschi zu übergeben», so Adolf Kaeser. Er freue sich nun private Projekte, die in den letzten Jahren zu kurz kamen, weiter voranzutreiben.
«Das Leben ist wertvoll und es lohnt sich nicht, etwas zu tun, das man nicht gerne macht», ist der Plaffeier überzeugt und ergänzt: «Ich habe aus Freude zum Beruf und aus Leidenschaft zur Region viel gearbeitet und nicht selten aus einer Sieben- eine Achttagewoche gemacht.» Mit seiner Frau hat er eine starke Partnerin an der Seite, die ihn über all die Jahr unterstützt und ihm den Rücken freigehalten hat. Ohne sie wäre das gar nicht möglich gewesen. Hier dürfte wohl das Sprichwort «hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau» zutreffen. Abschliessend sagt Kaeser gewitzt: «Manchmal hat man einfach Glück im Leben.»
Helene Wieland