Seit fünf Jahren reisen Woche für Woche Hunderte junge Männer aus der ganzen Schweiz für zwei- bis fünftägige Kurse nach Schwarzsee. Die meisten davon dürften die Region zum ersten Mal kennenlernen – und nicht wenige kehren Jahre später zurück, um ihren Familien die urtümliche Natur zu zeigen. An den Wochenenden, wenn die Zivis weg sind, wird der «Campus Schwarzsee» als Sport- und Freizeitzentrum betrieben.
Der Zivildienst
Der Zivildienst dauert 1,5-mal so lang wie der Militärdienst. Nur militärdiensttaugliche Männer können zum Zivildienst zugelassen werden. Sie müssen erklären, dass sie den Militärdienst nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können.
Zivis sollen hauptsächlich Einsätze in den Schwerpunktprogrammen «Pflege und Betreuung» sowie «Umwelt- und Naturschutz» leisten. Letztes Jahr standen insgesamt 16’721 Einsatzplätze in 4911 Einsatzbetrieben zur Verfügung: Hauptsächlich in Institutionen für Betagte, aber auch in Institutionen für Behinderte oder im Sozialwesen, in Spitälern oder im Schulwesen sowie zu kleineren Anteilen im Umweltbereich, in der Landwirtschaft, im Asylwesen oder anderen Betrieben.
Im 2019 wurden über 6000 neue Zivildienstleistende zugelassen. Total gab es knapp 53’000 Zivis, wovon gut 19’000 im Einsatz standen. Demgegenüber standen im selben Jahr 140’304 Armeeangehörige, wovon rund 21’000 eingerückte Rekruten waren. Ein Drittel aller Zivis stellten ihr Zivildienstgesuch erst nach bestandener RS, rund 15 % taten dies während der Rekrutenschule, gut die Hälfte aber bereits vorher.
Von den knapp 59’000 Kurstagen werden quasi alle im Ausbildungszentrum Schwarzsee durchgeführt. Dank den Kursen sollen Einsätze von Zivis qualitativ verbessert werden.
Und die Frauen?
Zum Zivildienst sind momentan ausschliesslich Männer zugelassen, da er als Ersatzdienst für militärdienstpflichtige Personen – Männer – gilt. Frauen können nur über den Umweg des freiwilligen Militärdienstes zugelassen werden, wenn sie ein Gesuch aufgrund eines Gewissenskonflikts stellen. Bereits mehrmals wurde auf politischer Ebene angeregt, einen freiwilligen Zivildienst für Frauen zu schaffen oder die Dienstpflicht für Männer gleich ganz durch eine allgemeine Dienstpflicht zu ersetzen. Argumente sind zum Beispiel, dass Frauen in solchen Einsätzen eine wichtige Rolle spielen können oder dass Männer im Vorteil seien, da sie in ihren Zivi-Einsätzen nicht nur wertvolle Erfahrung sammeln, sondern oft auch ein Arbeitszeugnis erhalten, das ihrer weiteren beruflichen Karriere dient. Zivis würden für ihre Einsätze zudem entlöhnt, Frauen hingegen leisteten wichtige «Care-Arbeit» weiterhin unbezahlt.