Wer sich unter einem Verein für die Umwelt ein Grüppchen Gutmenschen vorstellt, das Abfall aufsammelt und Wildblumen sät, muss bei der Klima- und Umweltgruppe Belp gehörig umdenken. Erst vor rund zwei Jahren von Ruth Sutter initiiert, hat sich der Verein schon sicht- und hörbar eingebracht: Von biodivers bepflanzten Kübeln über vegane Stammtische bis hin zu teils auch unbequemen Voten an Gemeindeversammlungen sowie Treffen mit Gemeinderäten. Der Vorstand besteht aus Fachleuten von verschiedenen Berufsgattungen, darunter eine Energieingenieurin oder mit Co-Präsident Beat Scheuter ein Landschaftsarchitekt mit Schwerpunkt naturnahe Gärten und Gewässerrenaturierung.
Parkplatz-Solarpark und Märit
«Bevor wir an die Öffentlichkeit gehen, erarbeiten wir ein fundiertes Konzept», sagt Scheuter beim Treffen im Pop-up-Café der reformierten Kirche in Belp. Hinter ihm sind mehrere grosse Holztröge zu sehen, bepflanzt mit allerlei Grünem sowie blumigen Farbtupfern. Sie stellen einen Kontrapunkt zu den herkömmlichen Betontrögen mit Geranien her und sind ein Beispiel der Vereinsinitiative. Ein Solarkonzept schlägt zum Beispiel vor, dass die Gemeinde Parkplätze mit Solarpanels überdacht. «Der Belag würde kühler und weniger schnell verschleissen; ein schöner Nebeneffekt zur Stromproduktion», führt er aus. Nicht immer stösst die Gruppe auf offene Ohren bei den Behörden, und doch kam schon einiges zustande. Das grösste Projekt ist der Bio-Diversitäts-Märit. 16 Ausstellende belebten Anfang März den Kreuzplatz mit Wildstauden, von Schülern gezimmerten Insektenhotels, pflanzenbasiertem Essensangebot und Konzerten. Anfang September ist auch der von der Gruppe gemietete Infocontainer «Energiewende leben» dabei.
Begrünen und Beschatten
Eine weitere Initiative betrifft den Pausenplatz der Schule Neumatt. «Wir hatten erfahren, dass der Aussenraum aufgewertet werden soll», erzählt Scheuter. Er nahm einen Augenschein vor Ort und die Umweltgruppe erarbeitete Vorschläge zuhanden des Gemeinderats, wie etwa das Ersetzen von Ziergräsern mit Wildstauden oder das Platzieren von grossen Pflanzkübeln mit Bäumen. Gar eine horizontale Begrünung der Nordfassade sowie ein Wassertrog wird als Idee erwähnt. Zudem würde der Verein die Schulkinder am liebsten im Rahmen von Schulprojekten in die Umgestaltung einbinden.
Dem Dorfplatz, einem der wichtigsten Treffpunkte, möchte die Gruppe gern Schatten verpassen. «Als ich einmal mit einer Wärmebildkamera den Kreuzplatz mit einem Schattenplatz in der Nähe verglich, war sogar ich vom grossen Temperaturunterschied überrascht», so der Belper. Der der Sonne ausgesetzte Boden wies über 30 Grad mehr auf als der schattige. Gilt es also, Bäume zu pflanzen? «Längerfristig schon», wägt er ab, «aber bei mobilen Kübeln mit Hochstammbäumen dauert es gut und gerne 100 Jahre, bis die gewünschte Schattierung da ist.» Die Klima- und Umweltgruppe schlägt deshalb Sonnensegel vor.
Fast eine Partei?
Ein Gemeinderatsmitglied habe ihm rückgemeldet, sie seien so aktiv wie eine Ortspartei. Der engagierte Bürger schmunzelt: «Diejenigen, die bei uns mitmachen, sind mit viel Herzblut dabei. Und uns dünkt es, dass auf Gemeindeebene weniger für die Umwelt unternommen wird als auf Kantons- oder Bundesebene.» Einer Partei anschliessen möchten sie sich jedoch nicht. Beat Scheuter erklärt: «Es sind von links bis rechts alle bei uns willkommen. Alle, denen die Natur und die Zukunft unserer Welt am Herzen liegt.»