Sie lässt Menschen über sich hinauswachsen

Sie lässt Menschen über sich hinauswachsen

Wasser und Farben sind ihr Element. Beides prägt ihr Engagement als ausgebildete Sportlehrerin, Coach und Malerin aus Leidenschaft. «Jetzt ist der passende Moment, um langgehegte Wünsche umzusetzen», schreibt Sabine Röthlisberger auf ihrer Website. Sie selber hatte verschiedentlich das «Gspüri» für den richtigen Moment.

Sabine Röthlisberger ist in Jaberg aufgewachsen, das damals deutlich anders aussah als heute. «Es gab nur halb so viel Einwohner, aber einen Tante-Emma-Laden», erinnert sich die Mittvierzigerin. Wie das Dorf hat auch sie Veränderungen durchlebt.

Die Kleine mit dem langen Speer

Bis zur 5. Klasse besuchte Röthlisberger die Schule in Jaberg (auch die gab’s damals noch). Dann wechselte sie in die Sek nach Wichtrach. Sport hatte von früh an grosse Bedeutung, konkret der Speerwurf. Diese Fähigkeit wurde ihr praktisch in die Wiege gelegt. Sie war zwar immer die Kleinste, konnte aber am weitesten werfen. Höhepunkt war eine Bronzemedaille in der Schweizermeisterschaft; sie und ihr Team wurden dreimal Schweizermeister. Zwischen 18 und 32 prägte die Leichtathletik das Leben der Sportlerin. Immer wieder sorgte das «Leichtgewicht» für grossartige Leistungen. Doch mit fünf Trainings pro Woche plus Wettkämpfen war die Leistungsgrenze erreicht und die Motivation nahm ab. So startete sie in anderen Bereichen durch. Heute unterstützt sie unter anderem Menschen, die sich neu orientieren, ihre Ressourcen besser nutzen oder die Work-Life-Balance optimieren möchten. Auch in dieser «Disziplin» trifft sie voll ins Schwarze.

Der Sprung ins kalte Wasser

Ursprünglich Kindergärtnerin, schloss Röthlisberger ihr Studium an der Eidgenössischen Sportschule in Magglingen mit dem Sportlehrerdiplom (Bachelor) ab. Das war mitten in ihrer Phase als aktive Sportlerin, kurz vor dem erwähnten mentalen Wandel. So unterbrach sie 2009 die pädagogische Laufbahn und begann Mitte 30 eine Malerlehre, zusammen mit 16-jährigen Kolleginnen und Kollegen. Weil’s im Betrieb Schwierigkeiten gab, musste sie die Ausbildung abbrechen. Sie bekam jedoch Möglichkeiten, auszuhelfen und eigenständige Arbeiten auszuführen. Bald kam der Gedanke an eine Selbständigkeit auf. Je mehr sie ihr Talent für Farben entdeckte, desto mehr nahm das «Business» Form an. Unter anderem war sie für die Uni Bern tätig. Doch dann kam ein weiterer Moment des Innehaltens: «Will ich wirklich bis 65 Möbel und Böden abdecken, Wände streichen und Staub ausgesetzt sein?»

So setzte sie zu einem weiteren grossen Wurf an. Die erneute Neuorientierung führte die Jabergerin zurück in den Kindergarten. Im Umgang mit Menschen fand sie erneut Befriedigung. Und den Blick für eine neue Sparte: Coaching. «Gab ich früher klare Anweisungen, geht es jetzt um ein Anleiten, Begleiten und Trainieren.» In einem Nachdiplomstudium an der Uni Basel holte sie sich das nötige Rüstzeug. Heute prägt die Kombination aus Personal Health Coaching («blyb xung»: Gesundheitscoaching) und Unterrichten im Wasser ihren Berufsalltag. Ihr Uni-Abschluss und die Breite an erworbenen praktischen Kenntnissen machen dabei einen Unterschied zu anderen Coaching-Angeboten.

Im Bereich Schwimmschule kann Röthlisberger Motivation, pädagogische Aspekte und Netzwerke miteinander in Verbindung bringen. Water-Fit heisst das jüngste Angebot für alle über 18, ein Mix aus Ganzkörper-Kräftigungsübungen und Ausdauereinheiten, mit Musik. Daneben betreibt sie eine Schwimmschule, in der speziell Menschen mit Angst vor dem Wasser oder mit Handicaps willkommen sind. Als langjährige Angestellte der Lungenliga führt sie den Arbeitsbereich weiter, den die Lungenliga aufgegeben hat. Wichtig sind ihr der integrative und der spielerische Ansatz: «So machen Kinder mit Handicap ganz selbstverständlich im normalen Programm mit.» Die Angebote finden in den Institutionen Sunnegg in Walkringen und im Humanus-Haus in Beitenwil statt. Meist stellt der Kontakt zwischen Menschen mit Beeinträchtigung (z.B. Down-Syndrom oder Sehschwäche) und anderen Badegästen für alle einen Mehrwert dar. Die Leiterin möchte ihre Gäste fördern – und den «richtigen» Augenblick abwarten, um den entscheidenden Anstoss zu geben. «Es ist eindrücklich, wenn ängstliche Kinder plötzlich schwimmen können. Im ganzen Familiensystem stellt dies eine Erleichterung dar.»

Zurück zu den Wurzeln

Und das Coaching? Röthlisberger macht Mut zu konkreten Schritten. «Die Schwierigkeit besteht im Umgewöhnen. Hat man verinnerlicht, mehr Früchte und weniger Kohlenhydrate, möglichst Ruchbrot statt Weissbrot, mehr Wasser statt Süsses zu konsumieren, geht’s viel einfacher.» Zudem kann man tatsächlich lernen, besser mit Stress umzugehen: «20 Minuten Bewegung an der frischen Luft, Sport oder Yoga wirken Wunder.» Und dann ist da auch noch das Malen. Wenn die Kundschaft von der «neuen» Wand begeistert ist, freut sich die Ausführende mit. Dabei hat Malen für sie auch etwas Meditatives: «Die Arbeit gibt mir oft die Möglichkeit, etwas zu verarbeiten.» Apropos: Ihre Lieblingsfarbe ist Melonenrot, «ein fröhliches Rot.» Ihre liebste Jahreszeit ist der Herbst. Und Röthlisbergers Tipp für die neuen Wohnzimmerwände? «Nicht erdrückend. Eher der nordische Stil, also fein-pastellig.» In den gemeinsamen «vier Wänden» fühlt sich auch ihr Lebenspartner Marco wohl.

Sabine Röthlisberger stellt die Menschen ins Zentrum. «Es macht Freude, Menschen in Bewegung zu bringen, gemeinsam die Freude für positive Veränderungen zu entwickeln.» Dass auch sie selber sich dabei verändert, ist für sie eigentlich nichts Neues…

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