Die Chummlihütte zwischen Gantrischseeli und Morgetepass ist vielen Wanderinnen und Berggängern bekannt. Nach der Sanierung bietet nun ein eindrückliches Holzdach Mensch und Tieren Schutz vor Wind und Wetter. Bewusst setzte man dabei auf eine früher weit verbreitete Tradition.
«Schipfeni» als Königsklasse
Schindeldächer sind im ganzen Alpenraum anzutreffen. Schipfeni (frz. Tavillons) kommen vor allem in der Westschweiz, im Berner Oberland sowie im Emmental und vereinzelt auch im Wallis zum Einsatz. «Die Dachform beeinflusst die Wahl des Deckmaterials. Während Schindeln vor allem für einfache Dachformen verwendet werden, können mit Schipfeni auch aufwändige Walmdächer und komplizierte Dachformen eingedeckt werden», sagt Dachdecker Marcel Brand. Seit bald 20 Jahren macht er diese Handwerkskunst auch in unserer Region bekannt. «Schindeln und Schipfeni entstehen aus rund 45 Zentimeter langen Rundeln. Diese werden in kuchenstückähnliche Tusseln gespalten und schliesslich zu 5 bis 7 Millimeter dicken Schipfen gespalten», erklärt Brand in seiner Werkstatt. Hier spalten er und zwei Angestellte in den Wintermonaten im hintersten Diemtigtal Tausende der rund 45 x 10 Zentimeter grossen Schipfen. «Es ist eine meditative Tätigkeit», sinniert er. Der Ofen verbreitet Wärme und Atmosphäre – Nährfeuer für die Passion der «Schindlerei».
Das Verlegen von Schipfen gilt als Königsklasse. Während Schindeln rechteckig sind, haben Schipfen zwei abgeschrägte Ecken. Damit läuft Regenwasser immer gegen rechts ab.
Wenn die Schindel lacht
«Nicht jeder, der Schindeln verlegt, kann auch mit Schipfen umgehen», weiss Marcel Brand. Das Handwerk eines «Tavillonneurs» hat er im Freiburgischen erlernt. «Schipfen verlangen handwerkliches Geschick. Jede der zwölf Lagen muss richtig platziert werden, jeder Nagel muss sitzen.»
Spricht Brand von Schindeldächern, beginnen seine Augen zu leuchten: «Die Farbe verändert sich mit der Zeit und wird richtig schön. Man sagt, dass die Schindel lacht, wenn die Sonne scheint.» Das Eindecken der Chummlihütte dauerte zwei Monate. Die Dachdecker schliefen vor Ort und verbauten «Berge von Schipfen». Die Arbeit habe einen speziellen, packenden Groove, meint Brand. «Nicht selten verschwand einer nach dem Nachtessen wieder aufs Dach…»
Gute Beratung lohnt sich
Wer sich für ein Schindeldach entscheidet, kann mit Beiträgen rechnen. Das setzt gute Beratung voraus. Marcel Brand verbaut ausschliesslich naturbelassenes Holz. «Alles andere schadet der Umwelt», ist er überzeugt. «Dachwasser muss auch für die Tiere trinkbar sein. Das ist nur mit naturbelassenen Schindeln und Schipfen möglich. Diese zu imprägnieren sei unethisch und schade Mensch und Tier.
Für Marcel Brand bedeutet ein Schindeldach nebst viel Arbeit vor allem eines: «ä pleger Fröid.» Wenn das auch andere so empfinden, lacht er mit seinen Schindeln um die Wette.