Pensioniert… Und dann?

Pensioniert… Und dann?

Ausbildung, erste Stelle, Karriere, Rente: Nach einem langen Erwerbsleben markiert die Pensionierung einen wichtigen Meilenstein. Während die einen «die Zeit danach» minutiös planen, sehen viele dem neuen Lebensabschnitt mit gemischten Gefühlen entgegen. Wie kann er gelingen?

So vielfältig wie die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die Ansichten darüber, wie der Lebensabschnitt nach dem Erwerbsleben gestaltet werden soll. Für viele ist mit der Pensionierung ein grösseres Mass an Freiheit verbunden, weshalb sie, wenn irgend möglich, vorzeitig in Rente gehen möchten. Sie sind unter Umständen auch bereit, finanzielle Einbussen in Kauf zu nehmen. Andere wiederum fühlen sich fit genug und motiviert, noch ein paar Jährchen «dranzuhängen». Dieses Phänomen bekommt gerade im Zusammenhang mit dem oft zitierten Fachkräftemangel eine besondere Bedeutung. Zudem verfügen ältere Arbeitnehmende über eine jahrzehntelange Erfahrung und gelten als einsatzfreudig und loyal. Wer frühzeitig plant, kann die Möglichkeiten eines selbstbestimmten Lebens nach dem offiziellen Arbeitsende bestmöglich nutzen.

Man kann, muss aber nicht

Mit der Pensionierung ist jener Zeitpunkt gemeint, an dem eine Person aus dem Berufsleben ausscheidet. Meist ist das dann der Fall, wenn das offizielle Rentenalter erreicht ist. Wohl für alle Betroffenen markiert die Pensionierung eines der wichtigsten Erlebnisse im Leben. Damit sind denn auch neue Freiheiten und damit Veränderungen in der Gestaltung des Alltags verbunden. «Ich muss nicht, ich kann.» Diese effektive Wahlmöglichkeit nutzen viele, um den Tagesablauf nach ihrem Gusto zu gestalten. Andererseits stellt sich nicht zuletzt in diesem Zusammenhang oft eine gewisse Überforderung ein. Denn: Viele Rentnerinnen und Rentner bezeichnen sich als völlig ausgebucht. «Keine Zeit!» bekommt denn auch oft zu hören, wer eine pensionierte Pension für ein karitatives, also ehrenamtliches Engagement gewinnen möchte. Tatsächlich ist vor dieser «Zeitfalle» kaum jemand gefeit. Ein bewusstes, möglichst frühzeitiges Herantasten an diese und andere Fragen rund um die Pensionierung kann helfen, einen guten Umgang mit den neuen Möglichkeiten zu finden.

Ziel sollte in jedem Fall sein, eine Balance zwischen Aktivitäten und Verpflichtungen einerseits sowie den personellen Ressourcen andererseits zu finden. Aber Achtung: Wer nicht schon während dem Erwerbsleben einen Ausgleich in Hobbys, sozialen Kontakten oder einem ehrenamtlichen Engagement gefunden hat, wird solche Betätigungen selten «auf Knopfdruck» angehen können.

Rente oder Kapital?

Daneben gibt es gewisse «Hard Facts», die gut überlegt sein wollen. Ist ein Kapitalbezug einer monatlichen Rente vorzuziehen? Oder wäre eine Kombination der beiden Varianten sinnvoll? Wer vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden möchte, verringert damit das zukünftige Einkommen. Hier lohnt sich der Beizug von Fachpersonen, um die konkreten Auswirkungen zu berechnen. Sorgfältige Planung rechnet sich in jedem Fall und wird von Banken wie auch von Versicherungen angeboten. Einzige Bedingung ist, dass man sich mental in Bewegung setzt und die entsprechenden Schritte frühzeitig angeht.

Grundsätzlich basiert die Rente auf der Dauer der Beitragszahlungen sowie dem Einkommen beziehungsweise den Beiträgen, die während dem aktiven Erwerbsleben eingezahlt worden sind. Wer über die nötigen Mittel verfügt, kann frühzeitig allfällige Lücken ausgleichen und die später zu erwartenden Leistungen optimieren. Zudem lohnt sich eine Tragbarkeitsprüfung von regelmässigen Verpflichtungen. Der Erwerb eines Wohnmobils oder einer Ferienwohnung etwa sollte gut überlegt sein. So schön die Aussichten auf diese Art der künftigen Freizeitgestaltung sind, es sollen böse Überraschungen vermieden werden.

Was lange währt…

Seit jeher ist mit der Pensionierung eine Art persönlicher Befreiungsschlag verbunden. Dieser Fakt dürfte mit dem zunehmenden Zeit- und Arbeitsdruck während der letzten Jahrzehnte noch an Bedeutung gewonnen haben. Während früher die stark körperlich geprägte Tätigkeit Sehnsucht nach Entlastung weckte, sind es heute vorab die knapper werdenden Zeitressourcen (immer mehr in weniger Zeit) und die Fülle an Informationen, die zunehmend als Belastung empfunden werden. Dann ist er endlich da, der grosse Moment. Ein letztes «Zvieri» mit den Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen, ein Apero mit der Geschäftsleitung, die Abgabe von Schlüsseln, das obligate Abschiedsgeschenk – und die Tür zum bisherigen Wirkungsort schliesst sich endgültig. Nicht selten erlebt eine tiefe Leere, wer sich nicht zuvor mit diesem Moment auseinandergesetzt hat. «In ein Loch fallen» ist ein Synonym für das Erleben vieler, die mit den neuen Möglichkeiten, aber auch mit dem Wegfall des langjährigen Tagesrhythmus nicht klarkommen. Wie könnte dem entgegengewirkt werden?

Wie es gelingen kann

Eine frühzeitige Vorbereitung auf die Pensionierung kann dazu beitragen, den Übergang vom aktiven Erwerbsleben in den (teilweisen) Ruhestand angenehm und sorgenfrei zu gestalten. Die folgenden Tipps können dabei eine Hilfestellung bieten:

– Gesundheit: Auf eine möglichst gesunde Lebensweise achten, um möglichst lange aktiv und fit zu bleiben. Dazu gehören regelmässige Bewegung (Morgengymnastik, Treppe statt Lift, Spaziergänge, Wanderungen, Sport…), eine ausgeglichene Ernährung und dem Alter entsprechende ärztliche Vorsorgeuntersuchungen.

– Finanzielle Planung: Es zahlt sich aus, frühzeitig eine Finanzplanung zu erstellen. Diese berücksichtigt unter anderem die Ersparnisse, künftige Rentenansprüche und allfällige zusätzliche Einkünfte aus einer (Teilzeit-)Erwerbstätigkeit. Oberstes Ziel ist hier die finanzielle Absicherung des Lebensabschnitts, der sich Ruhestand nennt – der aber ruhig auch ein wenig «bewegt» ausgestaltet werden darf.

– Hobbys und Interessen: Welche Aktivitäten könnten intensiviert werden? Welche Beschäftigung kann mithelfen, den Alltag als pensionierte Person abwechslungsreich zu gestalten? Achtung: Mit zunehmendem  Alter könnte das Betreiben eines Hobbys oder das Mitmachen in einem Verein schwieriger werden. Wer schon vorher damit beschäftigt war, wird es später einfacher haben.

– Soziale Kontakte: Wer sein ganzes bisheriges Leben als Einzelgängerin oder Individualist verbrachte, kann sich kaum von einem Tag auf den andern tragfähige Beziehungen aufbauen. Genau diese aber sind nicht zu unterschätzen, tragen sie doch wesentlich zum Wohlbefinden bei. Schon «zuvor» Kontakte pflegen, lautet daher ein guter Rat. 

– Rechtliche Aspekte: Abklärungen und Anmeldungen mit Blick auf den Rentenbezug sollten frühzeitig erfolgen, ebenso mögliche Änderungen von Versicherungspolicen, Patientenverfügung oder Testament. 

– Ziele setzen: Was will ich erleben, wenn ich «kann und nicht mehr muss»? Ein neues Hobby, eine Vereinsmitgliedschaft oder eine ehrenamtliche Tätigkeit, Weiterbildung oder Reisen: Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Wer priorisiert, kann seine Optionen im richtigen Zeitpunkt so richtig geniessen.

«Sorge dich nicht, lebe!»

Auch wenn die mit der Pensionierung verbundenen Fragen als belastend empfunden werden können: Es lohnt sich, sie sich ihnen möglichst frühzeitig zu stellen. Dabei können ruhig auch mehrere Vorbereitungsseminare besucht werden, zum Beispiel von Arbeitgeber, Bank und Versicherung. Unter Umständen lohnt sich auch der Beizug einer externen, unabhängigen Fachperson sowie von Fachstellen wie Pro Senectute, Verein für das Alter / Verein 65+ und ähnlichen. Hilfreich ist nicht zuletzt auch die Erfahrung von bereits pensionierten Personen: Welche Entscheidungen haben sich bewährt, was würden sie anders machen? Solche Gespräche dürften einen Mehrwert bieten, auch wenn Schweizerinnen und Schweizer nicht gern «über Geld» reden. Mit Blick auf die Pensionierung, den offiziellen Abschluss eines langen Arbeitslebens, dürfte ruhig auch der eine oder andere alte Zopf abgeschnitten werden. Schliesslich geht es um die bewegte Gestaltung eines neuen, wichtigen Lebensabschnitts, der meist mit vielen Erwartungen und grosser Vorfreude verbunden ist.

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