Als an Ostern 1845 in der Kirche Oberbalm zum ersten Mal Orgeltöne ertönten, kaufte sich darauf der damalige Organist, Samuel Rolli-Spycher (1807-1890) eine eigene Hausorgel im Oberen Nussbaum, um zu Hause üben zu können. Offenbar strebte der Organist Samuel Rolli nach einem besseren Instrument, indem er die ehemalige Schlossorgel von Reichenbach b. Bern in Mittelhäusern kaufen konnte. Da das Instrument lange Pfeiffen besass, musste er im Bauernhaus den Söller erhöhen lassen. Ein späterer Besitzer des Hofes verkaufte dem Orgelsammler Bütikofer in Münsingen das Instrument. Als die Kirchgemeinde Wohlen b. Bern ausschaut hielt nach einer Chororgel, machte der Orgelkenner u. -forscher Dr. Hans Gugger die Suchenden auf die lagernde Orgel in Münsingen aufmerksam. Nach Kauf und Restauration ertönt die nun älteste bespielbare Orgel des Kantons Bern im Chor in Wohlen. Der Organist Samuel Rolli wurde seinerzeit im Ober Äschi in Oberbalm geboren. Die Rolli-Nachfahren dort zählten auch zu den Orgelliebhabern: in der Stube im Ober Äschi befand sich bis vor kurzem auch eine Hausorgel. Die Kirchgemeinde Oberbalm ist nun Besitzerin dieser Orgel und am 23. November 2022 hat die Kirchgemeindeversammlung Oberbalm einstimmig beschlossen, die Orgel als kleines Kircheninstrument auf Rollen restaurieren zu lassen.

Zwei ehemalige Lehrer von Oberbalm – Walter Luginbühl und Ernst Gugger-Pulver zeichneten sich als würdige Nachfolger der Rolli-Orgelliebhaber-Tradition aus: Walter Luginbühl feierte 1989 sein 60. und Ernst Gugger-Pulver 1994 sein 50. Organisten-Jubiläum: Sonntag für Sonntag, das ganze Kirchenjahr hindurch von Weihnachten bis zum Ewigkeitssonntag, an frohen Feiern wie Taufen, Hochzeiten, usw. und traurigen Anlässen wie Beerdigungen liessen sie die Königin der Instrumente zur Freude, zur Stärkung sowie zum Trost der Anwesenden erklingen!

Ulrich J. Gerber, Dr. theol.