Ökonomischer Wert der Bestäubung durch Insekten in der Schweiz

Ökonomischer Wert der Bestäubung durch Insekten in der Schweiz

In der Schweiz erzeugt die Bestäubung durch Insekten einen ökonomischen Mehrwert von schätzungsweise bis zu 479 Mio. Franken (Sutter et al. 2017). Viele Wildpflanzen und 75 % der Nutzpflanzen sind vollständig oder teilweise auf die Bestäubung durch blütenbesuchende Tiere angewiesen. Zu den bedeutendsten Nutzpflanzen zählen hierbei Öl- und Hülsenfrüchte wie Raps und Sojabohnen (ca. 40 %), Obstpflanzen (ebenfalls ca. 40 %) sowie Gemüse (ca. 20 %). Bei der Bestäubung spielen auch nachtaktive Insekten eine wichtige Rolle für zahlreiche Pflanzenarten. Welche Insekten dies sind und wie stark sie bedroht sind, wird am Forschungszentrum Agroscope und an der Universität Zürich unter der Leitung von PD Dr. Eva Knop untersucht.

Bestäuber und ihre Bedeutung

Neben der Honigbiene sind tausende der etwa 60’ 000 in der Schweiz vorkommenden Insektenarten wichtige Bestäuber. Bisher konzentrierte sich die Forschung hauptsächlich auf die Bestäubungsleistung tagaktiver Insekten, insbesondere der rund 600 einheimischen Wildbienenarten. Nachtaktive Insekten, wie etwa die 3 500 Arten von Nachtfaltern, wurden weitgehend ignoriert. Angesichts der zunehmenden Umweltveränderungen durch den Klimawandel und durch eingeschleppte Insektenkrankheiten könnten diese Insekten jedoch zunehmend als Bestäuber an Bedeutung gewinnen.

Nachtaktive Bestäuber

Das Team um Eva Knop hat im Berner Oberland erforscht, welche Bestäuber nachts aktiv sind. Die Forschungsergebnisse umfassen die weltweit ersten Darstellungen, die die Interaktionen von Bestäubern und Pflanzen bei Tag und Nacht quantifizieren. Die Untersuchungen zeigen, dass tagsüber eine grössere Vielfalt an Insektenarten Blüten besucht, aber auch nachts zahlreiche Bestäuber aktiv sind. Nachtaktive Insekten spielen somit eine wichtige Rolle im untersuchten Ökosystem.

Einfluss von künstlichem Licht auf nachtaktive Bestäuber

Um herauszufinden, ob die zunehmende Lichtverschmutzung eine Bedrohung für nachtaktive Bestäuber und ihre Bestäubungsleistung darstellt, führte das Team um Eva Knop im Berner Oberland ein Experiment durch. In 14 abgelegenen Sand- und Schottergebieten wurden auf der Hälfte der Flächen LED-Strassenlampen installiert. Die Forschenden beobachteten regelmässig die Pflanzen und die blütenbesuchenden Insekten. Auf den beleuchteten Flächen gab es
64 % weniger Blütenbesuche. Dieser Rückgang führte beispielsweise bei der Kohldistel zu 13 % weniger Früchten. Die zunehmende Lichtverschmutzung hat also einen erheblichen Einfluss auf die Aktivität der nachtaktiven Bestäuber und kann sogar den Fortpflanzungserfolg und das Überleben der Pflanzen gefährden.

Direkte Auswirkungen der nächtlichen Lichtverschmutzung auf den Menschen zu messen, gestaltet sich deutlich schwieriger. Dies liegt unter anderem daran, dass sich der menschliche Lebensraum nicht einheitlich ausgestaltet ist. Es ist jedoch klar, dass unser nächtlicher Himmel heute erheblich weniger sichtbar ist als vor 200 Jahren, als er noch ungehinderter zu beobachten war. Ein Besuch im Space Eye bietet die Möglichkeit, sich von der urbanen Lichtverschmutzung zu entfernen, bei klarer Nacht mit blossem Auge die Milchstrasse zu bewundern, oder an den Teleskopen weit entfernte Himmelskörper zu beobachten. Bei klarer Sicht kann man hier jede Nacht die Milchstrasse bewundern. Das auch tagsüber geöffnete Forschungs- und Besucherzentrum an den Ausläufern des Dark Sky Parks Gantrisch zeigt zudem Ergebnisse und Exponate aus der Forschungsarbeit von PD Dr. Eva Knop.

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Ökonomischer Wert der Bestäubung durch Insekten in der Schweiz

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