Neues Leben in einer «toten» Umgebung

Neues Leben in einer «toten» Umgebung

«Kiesgruben und Steinbrüche sind weit mehr als unschöne Landschaftsbilder mit totem Material», hält der kürzlich veröffentliche Kontrollbericht über Naturschutzleistungen sinngemäss fest. Wie steht es damit in der Region Gantrisch? Unterwegs auf einem steinigen Weg.

Die Kiesgrube in Riggisberg ist nicht zu übersehen. Bereits in vierter Generation wird hier gearbeitet. Dementsprechend vielfältig ist die Firmengeschichte der Otto Bühlmann AG. Michaela Cho-Bühlmann weiss von den Anfängen zu berichten, als ihr Grossvater den damaligen Landwirtschaftsbetrieb aufgab und sich definitiv dem «Grüebele» zuwandte. Heute stehen bis zu 35 Personen auf der Lohnliste, viele in Teilzeit.
Wie viele andere Kiesgruben ist die Otto Bühlmann AG Mitglied der Schweizerischen Stiftung Landschaft und Kies. «Wir leben diese Partnerschaft», sagt Michaela Cho. Mit Erfolg: «Ir Gruebe» findet sich eine Vielfalt von Tieren, etwa Amphibien, verschiedene Vogelarten, Insekten, Eidechsen und Kreuzkröten.
Es gehört praktisch zur DNA des Familienbetriebs in Riggisberg, dass auf die Bedürfnisse der Natur geachtet wird: «Wir sind laufend dran, Neophyten auszurotten und die fertig abgebauten Flächen zu rekultivieren.» Wobei Cho nachdenklich anfügt: «Rekultivierungen haben zur Folge, dass der Lebensraum der bedrohten Kreuzkröte wieder eingeschränkt wird.» Ein Dilemma? In gewissem Sinne schon, weist Riggisberg doch eine der grössten und höchstgelegenen Populationen an Kreuzkröten im Kanton Bern auf. Trotz mehr als 20-jähriger Planungsphase scheint die Erschliessung eines neuen Abbaugebiets jedoch noch nicht in Reichweite. «Wir möchten am Abbaustandort Riggisberg festhalten, auch zu Gunsten von kurzen Transportwegen», erklärt Cho. «Aber der Weg ist steinig.»

Höchstgelegene Grube als «Sonderfall»
Ebenfalls der Stiftung Kies und Landschaft angeschlossen ist die Kieswerk Schwefelberg AG in Schwefelberg-Bad beziehungsweise Rüschegg. Die Zielsetzungen der Stiftung werden mitgetragen, allerdings mit einer geografisch bedingten Einschränkung: «Wir tun, was uns diesbezüglich möglich ist», betont Geschäftsführer Stefan Zbinden. Obwohl der Kampf gegen die invasiven Neophyten auch auf rund 1000 m.ü. M. geführt wird, bleiben sonstige Bemühungen um die Förderung der Artenvielfalt praktisch chancenlos. «Aufgrund der Höhenlage bilden wir einen Sonderfall», bilanziert Zbinden. «Hier und dort bilden sich auf dem Gelände zwar Tümpel, jedoch ohne Leben. Schwalbeli oder Amphibien etwa finden hier oben keine geeignete Lebensumgebung.» Grosses Gewicht kommt daher der Rekultivierung zu. Dabei orientiert man sich an der natürlichen Umgebung: Im Bereich des Oberbodens etwa kommt Humus zum Einsatz, der vor Ort gewonnen werden kann. Mit der bereits erwähnten Stiftung Landschaft und Kies bestehen Kontakte über die jährliche Betriebskontrolle hinaus. «Stehen Fragen oder aktuelle Projekte an, sieht man sich deutlich häufiger», sagt Zbinden. Er schätzt die Zusammenarbeit mit dem zuständigen Fachmann bei der Stiftung, vor allem auch, weil dieser zwischen dem Kanton und den einzelnen Stiftungsmitgliedern eine «Scharnierfunktion» wahrnimmt.

Für Mensch und Tier engagiert
Zwei weitere Werke sind die Kies + Beton Schwarzenburg AG und die Kies AG Aaretal (KAGA). Beide schreiben den Umweltschutz gross. «Wir nutzen unsere Erfahrung und unser Wissen im Recycling von Baustoffen und in der Rekultivierung von Abbaugebieten», definiert die seit 1967 im Kiesabbau in der Region Aaretal tätige KAGA. Dabei werden auch grössere Kreisläufe beachtet: «Von der Natur für die Natur. Wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber der Natur und der Mitwelt wahr.» Mitglieder der Stiftung Landschaft und Kies verpflichten sich unter anderem zu einer sorgfältigen Rekultivierung nach der Nutzung, damit der Landwirtschaft ein einwandfreier Boden zurückgegeben werden kann.

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