«Lachen tötet die Furcht»

«Lachen tötet die Furcht»

Auf den ersten Blick haben Sean Connery und Theo Schmid nicht allzu viele Gemeinsamkeiten. In eine Mönchskutte gekleidet als «William von Baskerville» hingegen sind die Parallelen plötzlich da. Doch der Rüschegger Schauspieler und Autor ist weit mehr als nur die Hauptfigur im neu inszenierten Theaterstück in der Klosterruine Rüeggisberg.

Cluniazenserpriorat auf. Mysteriöse Mordfälle überschatten das fromme Leben der Mönche und Nonnen. Das gespannte Verhältnis zwischen Papst Johannes XXII. und Ludwig IV., genannt «der Bayer», verlangt im Jahre 1327 nach einer Aussprache. Weit weg vom damaligen Papstsitz in Avignon und dem Palast von München sollen sich die beiden Herrscher treffen. Auf halber Strecke; in Rüeg­gisberg. William von Baskerville und sein Schüler Adson müssen sich beeilen, um die Verbrechen aufzuklären, bevor die heilige Inquisition ihre Pläne durchkreuzen könnte. «Ratten lieben Pergament noch mehr, als Gelehrte es tun. Wir werden ihnen folgen», sagt der Meister und deckt mit seiner Semantik und Logik Stück für Stück die Geheimnisse auf. Etwa den Tod von Venantius von Salvemec, einem Mönch, der mit der Apothekerin Sofia ein Verhältnis hatte, die mit Severin die Naturheilkunde im Kloster betreibt. William und Adson treffen während ihren Ermittlungen auf Johanna von Gysenstein. Die Schutzbefohlene von William steht dessen scharfem Verstand in nichts nach und erzählt den beiden von der heimlichen Affäre. Der Zeit voraus kombinieren sie sich bis vor die Bibliothek, den Ratten nach. Doch in Rüeggisberg ist fast nichts, wie es scheint. Gianna taucht auf. Sie musste zuschauen, wie ihre Eltern auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Als sie Wind davon bekommt, dass Inquisitor Bernardo Gui das Cluniazenserpriorat aufsucht, schwört sie Rache.

«Ein männerlastiges Theaterstück mit 50 Mönchen zu bringen, nein, das wollten wir nicht», verrät Schmid. Er versucht, den Krimi historisch im selben Jahr zu belassen, welches Autor Umberto Eco als Grundlage nahm, flechtet aber etliche regionale Begebenheiten mit ein. Das Doppelkloster mit Cluniazenser-Frauen und Männern eröffnet die Möglichkeit, spannende Frauenrollen einzubauen. Im Spannungsverhältnis zwischen Armut und klerikalem Reichtum, zwischen den politischen Mächten, zwischen Mann und Frau. Exemplarisch sei jene Frau genannt, die dem Roman den Namen gab und nach unzähligen Nötigungen und Vergewaltigungen ihr Schweigen bricht.
Vier Monate lang verschanzte sich Schmid hinter Quellen, studierte diese, passte das Stück den örtlichen Gegebenheiten an. «Und wenn uns jemand eine Meinung vorträgt, sollen wir prüfen, ob sie akzeptabel ist, bevor wir sie übernehmen, denn unsere Vernunft ist von Gott geschaffen, und was ihr gefällt, kann Gottes Vernunft schlechterdings nicht missfallen.» Was William von Baskerville seinem Schüler Adson rät, könnte genauso die monatelange Arbeit von Theo Schmid beschreiben. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, naja, vielleicht noch so viel: «Ich habe Elemente ‹gemischelt›, ergänzt und herausgenommen. Und ich habe viel gemischelt», schmunzelt Theo Schmid. Ist dieses Lachen nun – getreu dem verschollenen Buch von Aristoteles – sündhaft oder nicht? «Lachen tötet die Furcht. Und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben. Wer keine Furcht vor dem Teufel hat, der braucht keinen Gott mehr.» Entspringen diese Worte der Feder von Aristoteles, William von Baskerville, Johanna von Gysenstein oder Theo Schmid? Wie gesagt: Die Geschichte ist gut «gemischelt».

INFO
www.namederrose.ch

Teilen Sie diesen Bereich

Beitragstitel
«Lachen tötet die Furcht»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt