Genuss im kleinen Beizli

Genuss im kleinen Beizli

Seit Ende August führen zwei Männer das Regiment im beliebten Beizli am Gurnigel. Vater Wenz und Sohn Menk Schmid überraschen mit einer persönlichen Note. Mit Spezialitäten aus der Region und frischen Ideen sind sie bereit für die Wintersaison.

Es ist von weitem zu erkennen, das Holzgebäude mit Holzterrasse und der obligaten Schweizerfahne. Phänomenal sind der Blick ins Mittelland und auf die Viertausender, die behagliche Hüttenatmosphäre – und die ehrliche Gastfreundschaft.

Urchig und authentisch

«Scheen, bischt Dü hiee bin üs! Wenz, Menk.» Uriger könnte man sich ein Willkommen wohl kaum vorstellen. Die Gastrotafel unter dem weithin sichtbaren gelben Sonnenschirm lädt zum Eintreten ein.

Es ist unüberhörbar: Vater Wenz (Werner) und Sohn Menk (Melchior) Schmid sind im Haslital aufgewachsen. Wenz Schmid lernte Koch, liess sich am Inselspital Bern zum Diät-koch weiterbilden und kocht, räuchert und bäckt mit Leidenschaft. Sein Sohn Menk lernte Maurer und war begeisterter Fussballer. Diverse Knieoperationen zwangen ihn, ein anderes Hobby zu suchen. «Reisen», antwortet er sofort auf die entsprechende Frage. Das macht er gern – und viel: Weil seine Freundin im entfernteren Ausland wohnt, treffen sie sich regelmässig «irgendwo in der Mitte».

Der tödliche Fallschirmunfall seines älteren Bruders veränderte das gewohnte Miteinander. «Wir sind uns noch viel näher gekommen», fasst Vater Wenz Schmid zusammen. So kam bald einmal auch die Idee für ein gemeinsames Vater-Sohn-Projekt zur Sprache. Er war über 30 Jahre in Gastrobetrieben tätig und führte zuletzt das Bergrestaurant Alpentower in Meiringen. Einen früheren Entschluss, mit 62 aufzuhören, kippte er nach einer Anfrage seines Schwiegersohns Daniel Weibel, und übernahm das Skilift-Beizli mit grosser Vorfreude.

Klein und fein

So originell wie die Gastgeber ist auch die Speisekarte. Da gibt es neben diversen Dessertvarianten auch verschiedene warme Mahlzeiten. Etwa eine Gurnigel-Käseschnitte mit Speck, Zwiebeln und Spiegelei oder «Das Sandwich» mit warmem Ciabattabrot und Trockenfleisch, mit Käse überbacken, oder als fleischlose Variante mit Hobelkäse garniert. Auch die Gürbetaler-Rösti mit Suurchabis, Speck und mit Käse überbacken ist als fleischlose Variante erhältlich – und alles aus der Region. «Wir führen bewusst Schweizer Weine», erklärt Menk Schmid. «Unser Land bietet viele Qualitätsweine, daher verzichten wir wenn möglich auf lange Transportwege.» 

Eines sollte man mitbringen, nebst einem gesunden Appetit: Zeit. «Da alles komplett frisch zubereitet wird, kann es gerade an besonders schönen Tag etwas länger dauern», werben die beiden Gastgeber für Verständnis.

«Einfach und gut»

Nun ist das Duo rund vier Monate aktiv. Während der Vater sich in Küche und Räucherei entfaltet, lebt sein Sohn sein Flair für einen aufmerksamen Service aus. Kompetenzstreitigkeiten gibt es dabei keine. Die Aufgaben sind verteilt, beide betrachten sich als Teamplayer – und überhaupt: «Man muss die Jungen machen lassen», gibt sich Wenz Schmid überzeugt. So ist das frühere Beizli mit Selbstbedienungsbetrieb einem Beizli mit einer gut geführten Küche und aufmerksamem Service gewichen. «Für uns ein Glücksfall», wie Werner Stalder von der Skilift AG bezeugt. Vater und Sohn Schmid gefällts in der Region, die sie vorher abgesehen vom Bergrennen kaum gekannt haben. «Wenn alles passt, möchte ich hier ein paar Jahre tätig sein», schaut Menk Schmid voraus. Der 27-Jährige hat einige Ideen, die er mit seinem Vater besprechen möchte. «Ich freue mich, diese Chance mit meinem Sohn zu packen», sagt Wenz Schmid. «Einfach und gut» lautet das Motto. Und vor allem: Wurstwaren und Gebäck selber gemacht und alles möglichst aus der Region. Wirtesonntag ist in der Regel am Dienstag, im November zudem am Sonntag und am Montag. Ist der Skilift jedoch in Betrieb, ist auch die Tür des Skilift-Beizlis weit offen. Wenz und Menk sind zuversichtlich, auch einen grösseren Andrang stemmen zu können. «Wir nehmen jeden Tag, wie er ist», sagt Menz Schmid. Die beiden freuen sich, gemeinsam etwas zu machen. Die Freude an ihrer Tätigkeit ist nicht zu übersehen. Und wirkt ansteckend. 

 

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«Ein Glücksfall für uns»

«Für die Skilift Gantrisch Gurnigel AG und die Region sind Wenz und Menk Schmid ein Glücksfall. Das Verständnis für die Sennbetriebe und die Alpkorporation war sofort da. Der Wechsel vom Selbstbedienungskonzept zum Beizli mit Bedienung wertet unser Angebot auf. Die Leidenschaft der neuen Gastgeber ist spürbar», sagt Werner Stalder aus Rümligen. Der Finanzfachmann engagiert sich als Kassier und Administrator der AG. Und verspricht: «Wir nutzen jede Möglichkeit, unseren Gästen einen guten Service zu bieten.» Das gilt insbesondere fürs «Kinderland», auch wenn hier der Aufwand die Einnahmen oft deutlich übersteigt. Wirtesonntag ist in der Regel am Dienstag. Ist der Skilift in Betrieb, ist auch das Beizli offen.

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