Damit man den Kindern mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen besser gerecht werden kann, ist die Unterstützung durch die freiwilligen Seniorinnen und Senioren wertvoll. «Die pädagogische Verantwortung bleibt jedoch jederzeit bei der Lehrperson», betont Schulleiterin Milena Spycher. «Wir sensibilisieren unsere Freiwilligen und informieren sie, worauf sie achten müssen. Verlässlichkeit und Freude an der Arbeit mit Kindern ist wichtig, fachliche Voraussetzungen gibt es keine.» Das Projekt ist für alle Beteiligten eine Win-win-Situation. Die Kinder schätzen die zusätzliche Bezugsperson, die Seniorinnen erleben ihre Tätigkeit als sinnstiftend, und die Lehrpersonen erhalten Entlastung für Unterrichtsprojekte. «Die Kinder profitieren enorm, gerade im Bereich der Beziehungsarbeit», sagt Spycher. «Solche generationenübergreifende Projekte sind einfach bereichernd, für die Schule und die Bevölkerung. Die Freiwilligen erhalten Spesen und einen symbolischen Beitrag. Die Motivation sei aber die Freude am Mitwirken. Jeder bringt etwas mit, das bereichernd für die junge Generation ist», so Spycher. «Das generationenübergreifende Win-3 bringt die Schule und die Bevölkerung zusammen – und das ist sehr wertvoll», fasst die Schulleiterin zusammen.
Erfahrung und Persönlichkein
Koordiniert wird das Projekt von der Pro Senectute Kanton Bern, bei der sich Interessierte melden können. «Motivation, Freude und die Bereitschaft, zuverlässig mitzuwirken – das zählt», erklärt Spycher. Die Stärken der Senioren werden gezielt eingesetzt, zum Beispiel beim Lesen, Basteln, Begleiten von Gruppenarbeiten oder durch ihre ruhige Präsenz. Zurzeit sind in Riggisberg fünf bis sieben Freiwillige wöchentlich im Einsatz. Eine von ihnen ist Marianne Roth. Seit fünf Jahren unterstützt die 73-Jährige die 1./2. Klasse, begleitet die Kinder in ihrer Entwicklung und hilft, einen gelungenen Schulstart zu ermöglichen. «Gerade in der Einschulungsstufe, wo die Unterschiede in Wahrnehmung und Entwicklungsstand gross sind, möchte ich mit meiner Erfahrung einen Beitrag leisten», sagt die ehemalige Ergotherapeutin. Liliane Gasser, die Klassenlehrerin, ergänzt: «Wir haben grosses Glück mit Marianne Roth. Sie ist ein vollwertiges Klassenmitglied. Die Kinder sind richtig traurig, wenn sie einmal nicht da ist.» Roth selbst schätzt den Austausch mit den Lehrpersonen und die Arbeit mit den Kindern: «Es ist spannend, hier mitzugestalten und die innere Motivation der Kinder zu fördern. Man bleibt jünger, es hält mich fit, im Kopf und im Körper.»
Lernen, Anpassen und Mitgehen
Die Freiwilligen dürfen gerne auch eigene Ideen einbringen. So hat die fitte Seniorin einmal aus den Erträgen des Schulgartens gemeinsam mit den Kindern Kartoffelchips hergestellt. Ein kleines, aber eindrückliches Projekt, das Kindern Freude bereitet und sie begeistert. «Der Altersunterschied spielt für die Kinder kaum eine Rolle», erklärt Lehrerin Gasser: «Für sie zählt vor allem die Persönlichkeit der Personen.» Trotz ihrer Lebenserfahrung profitieren diese ebenfalls und erhalten neue Impulse. Der Wechsel von Lehrmitteln oder Lerninhalten kann herausfordernd sein: «Neues Material, andere Kompetenzen und ein anderes Niveau verlangen Offenheit und Aufgeschlossenheit», sagt Gasser. Roth ergänzt: «Das ist wirklich anspruchsvoll. Da kommt es schon mal vor, dass ein Kind mir etwas zeigt und hilft. Einerseits darf ich Werte pflegen, die Bestand haben, und gleichzeitig lerne ich, mit Veränderungen mitzuhalten.» Durch das Projekt werden Brücken zwischen den Generationen gebaut und gemeinsame Erinnerungen geschaffen, die weit über das Klassenzimmer hinausreichen. Auch Spycher, Roth und Gasser ziehen eine positive Bilanz. Win-3 ist ein Beispiel für gelebte Solidarität und generationenübergreifendes Lernen, das Schule und Gesellschaft miteinander verbindet.
Generationenprojekt
Win-3 ist das erfolgreiche Generationenprojekt von Pro Senectute. Seniorinnen und Senioren verbringen zwei bis vier Stunden pro Woche in einer Klasse, bilden mit den Lehrpersonen Tandems und übernehmen gemeinsam vereinbarte Aufgaben entsprechend ihren Fähigkeiten und Interessen. Der regelmässige Kontakt fördert Verständnis, Toleranz und Austausch zwischen den Generationen. Pro Senectute Kanton Bern unterstützt Schulen, Lehrpersonen und Freiwillige professionell, stellt administrative Strukturen bereit, organisiert Einführungskurse, Weiterbildungen und Austauschgruppen. Interessierte werden in persönlichen Gesprächen informiert und in passenden Schulen eingesetzt.