Die Aussicht vom «Vrenelidorf» Guggisberg ist einzigartig. Sechs Monate nach ihrem Abschied als Gemeindeschreiberin und mit einem etwas distanzierteren Blick hat sich Margrit Mäder diesen Ort fürs Gespräch mit der Gantrisch Zeitung gewünscht. «Man ist hier hoch über allem, der Alltag ist weit weg. Der Blick auf Plaffeien, Oberschrot, Zumholz, auf die ringsum liegenden Hügelzüge und die Berge ist wunderbar.»
Jeden Tag dazugelernt
Es weht ein frischer Wind an diesem späten Vorfrühlingsnachmittag. «Ich liebe dynamisches Wetter. Wind und Regen machen mir nichts aus. Solche Wetterlagen sind ein Sinnbild für meinen Beruf», sagt sie und schaut hinunter aufs sonnenbeschienene Plaffeien. Dort und in der früheren Gemeinde Oberschrot gab sie während mehr als 39 Jahren der öffentlichen Verwaltung ein Gesicht.
«In meinen Berufsjahren habe ich viel Dynamik erlebt. Das hat mich geprägt.» Sie lebte Pflichtbewusstsein und Loyalität und blieb sich selber treu, trotz zahlreichen Wechseln im Gemeinderat und dessen Präsidium.
Als 24-jährige junge Frau trat Margrit Mäder am 1. Januar 1984 das Amt als Gemeindeschreiberin in der damaligen Gemeinde Oberschrot an. «Ich war jung. Der Gemeinderat hat mir viel Vertrauen geschenkt. Das hat mich gefreut und motiviert und ich habe jeden Tag dazugelernt», schaut Margrit Mäder zurück.
In Oberschrot war sie für alles verantwortlich, von den einfachen bis zu den komplexen Verwaltungsaufgaben. Sich selbst weiterzubilden war ihr immer wichtig. Auch als damalige Präsidentin der Verwaltungsangestellten der Gemeinden des Sensebezirks war ihr zusammen mit dem Vorstand ein Angebot für berufliche Weiterbildung der Gemeindeteams ein wichtiges Anliegen.
«Man muss Menschen mögen»
«Mir gefiel der Kontakt mit den Menschen, dem Team, dem Gemeinderat und den Einwohnerinnen und Einwohnern.» Im Lauf der Jahre hat sie mit 44 Gemeinderätinnen und Gemeinderäten und sieben Gemeindeammännern (fünf in Oberschrot und zwei in Plaffeien) zusammengearbeitet.
«Man muss flexibel und anpassungsfähig sein, denn nach jeder Wahl bekam der Gemeinderat eine andere Konstellation und Dynamik.» Politik interessiert Margrit Mäder sehr. «Als Gemeindeschreiberin war ich auf der operativen Ebene tätig. Aus strategischen Entscheiden des Gemeinderates habe ich mich strikt herausgehalten. Ich bin auch nie einer politischen Partei oder Gruppe beigetreten.» Das hätte sich ihrer Ansicht nach nachteilig auswirken können. Sie wollte für alle eine Ansprechperson sein.
Fusion als Jahrhundertprojekt
Zu den speziellen Aufgaben von Margrit Mäders Pflichtenheft gehörte die Vorbereitung der Volksabstimmung für die Erweiterung des Pflegeheims Bachmatte. Eine andere spannende Projektbegleitung war die Vorbereitung der beiden Volksabstimmungen zur Gemeindefusion und die Konsultativabstimmung über den Namen der künftigen Gemeinde.
Mit der Fusion von Oberschrot, Plaffeien und Zumholz am 1. Januar 2017 änderte sich einiges. «Die Hierarchie war in Plaffeien anders aufgeteilt. Als Gemeindeschreiberin wurde mir die Leitung der Kanzlei übertragen», schaut Mäder zurück. Der Gemeinderat tagte wöchentlich. Zu Margrit Mäders Hauptaufgaben gehörten das Vorbereiten und Nachbearbeiten der Gemeinderatssitzungen und Gemeindeversammlungen, die Wahlen und Abstimmungen und viele weitere spezifische Aufgaben.
Das Interesse bleibt
Am 1. November 2023 begann für Margrit Mäder ein neuer Lebensabschnitt, auf den sie sich bereits einige Zeit zuvor vorbereitet hatte. Ihr Blick wandert nochmals über die Sense nach Plaffeien hinüber und hinauf zu den Bergen: «Es passt. Ich fühle mich fit und freue mich auf den neuen Lebensabschnitt.»
Dazu gehört auch, nun als Privatperson am öffentlichen Leben teilzunehmen. Und ihrer Lebensgeschichte ein neues Kapitel hinzuzufügen.