«Die Beziehung zwischen den Figuren Massi und Geri, der eine Nahtoderfahrung macht, war die Grundidee der Geschichte», erklärt der Autor. Wollte er ursprünglich diese Beziehung schreibend entwickeln, landete er eher zufällig im Anna Seiler Haus. Bei seinen Recherchen stiess Fazio dann aber auf die faszinierende Lebensgeschichte von Anna Seiler. «Das war die grösste Entdeckung», schwärmt er noch heute. So ergab eines das andere, die Handlung spann sich immer weiter und «die anderen Figuren entstanden dann einfach».
So simpel es tönt, so viel Arbeit steckt dahinter. Rosario Fazio ist nämlich nicht hauptberuflicher Schriftsteller, sondern Hauswart an den Schulen Riggisberg. Dies ist nicht bloss eine Vollzeitstelle: «Ich nehme meinen Beruf ernst und bin präsent, erledige nicht bloss einen Job», so Fazio. Dass er nun seit zehn Jahren dort wohnt und arbeitet, ist ebenfalls eine besondere Geschichte. Er zog nämlich als Zweijähriger mit seinen Eltern aus Kala-
brien nach Riggisberg – und wuchs in der Dachwohnung des Schulhauses auf.
Die Kindheit und Jugend in Riggisberg waren jedoch gar nicht einfach: «Ich war weder ein typischer Italiener noch ein typischer Schweizer.» Auf der Suche nach seiner Identität half ihm seine sensible Art nicht. «Ich litt unter einem strengen Vater, dessen Vorstellungen ich nie entsprach», schaut er zurück. In dieser Zeit entdeckte er Rockmusik und später Heavy Metal. Das passte nicht in die süditalienische Kultur und führte zu grossen Spannungen. Diese verarbeitete der zweifache Vater in seiner Autobiografie – und teilweise findet man auch Spuren davon im aktuellen Roman.
Auch grosse Lebensthemen werden aufgegriffen, etwa der Umgang mit dem Sterben. «Ich will Mut machen, dass es mit dem Tod nicht einfach fertig ist», so der Autor.