Repräsentativ ist diese kleine Studie nicht, das wird schnell klar. Denn auf der einen Seite hört man allenthalben von Überalterung, vakanten Vorstandsposten und fehlendem Nachwuchs, wenn es um Vereine, den Gemeinderat oder um Kommissionen geht. Doch die Leserinnen und Leser, die sich Zeit für unsere Umfrage genommen haben, scheinen dies auch für andere Aktivitäten zu tun.
Vereine, Kirche, Betreuung, Politik
Denn die grosse Mehrheit, über 80 % der Antwortenden, sind ehrenamtlich tätig.
65 % davon als Mitglied eines Vereins,
13 % in einer Kirche oder christlichen Gemeinde, je knapp 10 % in der Pflege und Betreuung von Angehörigen oder an einer Schule und 4 % in einer politischen Partei. Einzelne erwähnen Konkreteres, etwa einen Hütedienst in einem Museum oder dass sie gleich in mehreren Vereinen Mitglied sind.
Ist Zeit kostbarer geworden?
18 % der Ausfüllenden gaben an, in keinem Ehrenamt tätig zu sein – und zwar alle aus demselben Grund: «Keine Zeit neben Arbeit und Familie.» Dies deckt sich mit unzähligen Aussagen in Gesprächen zum Thema. Gerade Paare scheinen gemeinsam in einem höheren Pensum zu arbeiten, als es ihre Elterngeneration noch getan hatte, zum Beispiel zusammen 160 % statt dem klassischen Vollzeitjob des Mannes und der Haus- und Familienarbeit der Partnerin. Zudem gaben mehrere Männer zu Protokoll, präsentere Väter sein zu wollen, als sie es als Kind erlebt hatten. Dies kann keineswegs als repräsentativ angesehen werden, es sind aber Anekdoten, die immer wieder ins Spiel kommen. Dasselbe gilt für längere Arbeitswege. Im politischen Bereich seien die Anforderungen komplexer geworden, so mehrere Gemeinderätinnen und Gemeinderäte in der Region. Wirkt das vielleicht abschreckend auf potenzielle Kandidatinnen? Um Antworten auf solche Fragen zu finden, müsste eine umfassendere Studie durchgeführt werden.
Freundschaften und gute Sache
Ein deutliches Bild malen die Antworten aber im Hinblick auf die Motivation für ein Engagement. Gut 40 % geben an, dadurch neue soziale Kontakte und Freundschaften gefunden zu haben. Doch die Hälfte der Teilnehmenden ist aktiv geworden, um sich für eine «gute Sache» einzusetzen. Die restlichen Stimmen gaben an, die Abwechslung zu schätzen oder dank einer Mitgliedschaft einfacher heimisch geworden zu sein. Hier ist ein Mangel der Umfrage anzumerken – Mehrfachantworten waren leider nicht möglich.
Nur wenige Stimmen präzisierten, wo genau sie aktiv waren oder sind. Darunter sind die Feuerwehr, ein Handharmonikaclub, ein Kirchenchor oder die Elternvertretung in der Schule. Auch wird öfters innerhalb der Verwandtschaft ausgeholfen. Mehrere betonen in den Anmerkungen, dass sie durch ihre Mitarbeit ein Gefühl von Mitbestimmung, Anerkennung oder Integration erfahren, dass sie von interessanten Erlebnissen und Erfahrungen, von neuem Wissen und dem Erlernen neuer Fähigkeiten profitieren. Das Engagement gebe einem viel zurück.
Abschliessend lässt sich sagen: Totgesagte leben länger, immer noch lebt unsere Region vom Zusammenhalt vieler tatkräftiger Hände, mitdenkender Köpfe oder einfühlender Herzen. Und wie eine Leserin oder ein Leser schreibt: «Allen, welche sich für die Gesellschaft einsetzen, ein grosses Merci!»