Für die Entstehung der Moorlandschaft Gurnigel / Gantrisch ist der sogenannte Flysch-Untergrund (sedimentäre Gesteinszusammensetzung) und das Moränenmaterial von früheren Gletschern verantwortlich. Sie bilden zusammen eine wasserundurchlässige Schicht und führen zu einer Vernässung des Bodens. «Moore entstehen überall dort, wo das Wasser nicht im Boden versickern kann», weiss Martin Künzle, Leiter Biodiversität und Landschaft des Naturparks Gantrisch. «Aufgrund der Nässe herrscht im Boden ein Sauerstoffmangel, wodurch abgestorbenes Pflanzenmaterial nicht mehr verrottet. Nach und nach bildet sich so ein Boden aus abgestorbenden Pflanzenteilen, zum Beispiel Torf. Werden diese stetig durchnässten Böden noch vom Grundwasser und Zuflüssen gespiessen, spricht man von einem Flachmoor. Wenn die Torfmoosschicht über jahrtausende so hoch gewachsen ist, dass sie den Kontakt zum Grundwasser verloren hat und nur noch über das Regenwasser gespiesen wird, spricht man vom Hochmoor. Die Moorlandschaft ist ein Mosaik aus verschieden vernässten Wiesen, Weiden, Wäldern und Flach- sowie Hochmooren.»
Ein ganzes Ökosystem hat sich an diese speziellen, nährstoffarmen Bedingungen angepasst. Moorlandschaften sind wertvoller Lebensraum und CO2-Speicher. Verschwindet ein Moor, verschwindet der Lebensraum für alle diese hochspezialisierten Arten – ein riesiger Verlust für die Biodiversität, aber auch für das Klima – Moore können nämlich pro Fläche viel mehr Wasser und CO2 speichern als jeder andere Lebensraum.
Zuflucht für die Natur
Moore sind also wertvolle Lebensräume für zahlreiche seltene und spezialisierte Pflanzen- und Tierarten, besonders die Hochmoore beherbergen wenige aber hochspezialisierte Arten, die anderswo nicht leben können. Unsere Moore bieten Lebensraum für gefährdete Arten wie das Birkhuhn, den Auerhahn und viele seltene Insekten und Orchideen. Der Erhalt dieser Moorlandschaft ist entscheidend, um die biologische Vielfalt zu bewahren und Arten vor dem Aussterben zu schützen. Speziell in der Moorlandschaft Gurnigel / Gantrisch beheimatet ist zum Beispiel der seltene Hochmoor-Perlmutterfalter. Die Raupe ernährt sich ausschliesslich von der gewöhnlichen Moosbeere, welche nur auf Moorböden wächst.
Moore spielen eine zentrale Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf, da sie CO2 aus der Atmosphäre binden und langfristig speichern. Gemäss WWF speichern Moore nämlich doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen, obwohl sie weltweit nur etwa 3 bis 4 % der Landfläche bedecken. Intakte Moore wirken als Kohlenstoffsenker und tragen so erheblich zur Minderung des Klimawandels bei. Wird ein Moor jedoch zerstört oder entwässert, wird der gespeicherte Kohlenstoff freigesetzt, was zu erhöhten Treibhausgasemissionen führt.
Zuflucht für den Menschen
Moore haben eine hohe Wasserspeicherfähigkeit, was sie zudem zu natürlichen Puffern gegen Hochwasser macht. «Sie nehmen Wasser auf und geben es langsam wieder ab, man kann sich das wie ein Schwamm vorstellen», so Künzle weiter. Somit trägt die Moorlandschaft Gurnigel / Gantrisch zu einer Stabilisierung des Wasserhaushalts in der Region bei, was besonders wichtig in Zeiten von starken Regenfällen oder Dürreperioden ist.
Die Moorlandschaft Gurnigel / Gantrisch ist nicht zuletzt ein wichtiger Naherholungsort für uns Menschen. Sie bietet Raum zur Erholung, zum Wandern und zur Naturbeobachtung. Sie ist ein Ort, an dem die Schönheit der Natur genossen und die Bedeutung von Naturschutz hautnah erlebt werden kann. Zudem bietet sie eine ideale Kulisse für Umweltbildung, um das Bewusstsein für den Schutz von Mooren und deren Bedeutung zu fördern.
Was wir zurückgeben können
Durch einen respektvollen Umgang mit diesem sensiblen Lebensraum kann jede und jeder Einzelne von uns viel zum Schutz der Moore beitragen. Es sollte selbstverständlich sein, dass kein Müll liegengelassen wird, keine Pflanzen ausgerissen und keine Wildtiere aufgescheucht werden. Besucherinnen und Besucher der Moorlandschaft Gurnigel / Gantrisch bleiben auf den Wegen und beobachten Tiere nur aus der Ferne. Um Besuchende für den wertvollen Lebensraum der Moorlandschaft sensibilisieren zu können, sind ein Ranger und viele Parkbotschafter im Auftrag des Naturparks im ganzen Gebiet unterwegs. Der Naturpark Gantrisch engagiert sich zudem an mehreren Stellen für den Erhalt der Moorlandschaft. «Damit die Alpwiesen nicht verbuschen, unterstützen wir die Alpbetriebe mit Schwenteinsätzen. Freiwillige werden dabei von Fachpersonen und der Älplerfamilie begleitet. Wir koordinieren und begleiten diese wichtigen Einsätze», so Künzle. Weiter organisiert der Naturpark Renaturierungsprojekte von Moorflächen. «Die Moorlandschaft Gurnigel / Gantrisch ist eine wunderschöne, vielfältige, artenreiche Natur- und Kulturlandschaft von unermesslichem Wert auf die wir stolz sein können. Indem wir uns mit bewussten Entscheidungen in unserem Alltag für dieses vielfältige Naturjuwel einsetzen, sorgen wir dafür, dass sich auch unsere Nachkommen noch an ihr erfreuen und von ihr profitieren können.»