Ein halbes Jahrhundert «zmitts im Läbe»

Ein halbes Jahrhundert «zmitts im Läbe»

Am 31. August feierte die Stiftung Bernaville in Schwarzenburg ihr 50-jähriges Bestehen. Seit 50 Jahren erbringt sie massgeschneiderte Dienstleistungen für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung in fast allen Lebenslagen. Markus Gimmel ist ein Bewohner, der seit Anfang in der Stiftung zu Hause ist und zeigt, wie das Motto der Stiftung «zmitts im Läbe» gelebt werden kann.

Seit 1973 begleitet und unterstützt die Stiftung Bernaville Menschen, die nicht allein leben können. Dabei legt sie hohen Wert darauf, dass ihre Bewohnerinnen und Bewohner selbstbestimmt leben dürfen und in der Gesellschaft integriert sind – was wortwörtlich bedeutet – «zmitts im Läbe» zu sein. Ein Gespräch mit dem Bewohner Markus Gimmel und seinen beiden langjährigen Betreuern Hans Baumgartner der Werkstatt und Kurt Beutler in der Landwirtschaft. 

50 Jahre Stiftung Bernaville, was löst das in Markus aus? 

«Ich bin schon da gewesen, als das Hallenbad gebaut und das Bernaville eröffnet worden ist», erzählt Markus. Am 20. August werde er nun 69 Jahre alt. Er sei mit 19 Jahren nach Mamishaus gekommen, wo er die ersten Jahre verbrachte, bis 1978 die Gebäude am Langenwilweg in Schwarzenburg bezugsbereit waren. «Hans ist mein Werkstattchef gewesen, ich habe lange bei ihm gearbeitet», erzählt er weiter. Zu den Aufgaben von Markus in der Werkstatt gehörten unter anderen: Schrauben einpacken, Handschuhe kontrollieren, Schuhe sortieren. 

«Als ich 1984 bei der Stiftung Bernaville angefangen habe, ist Markus zu mir in die Landwirtschaft gekommen. Hier hat er mehr Freiheiten gehabt, das ist für ihn richtig und wichtig gewesen», erklärt Kurt. «Ich habe bei den Kühen gemistet und auch zu den Schweinen geschaut», sagt Markus und Kurt ergänzt: «Viele Jahre hat Markus auch bei den 30 Schafen mitgeholfen, sie gefüttert.» Das Allerliebste von Markus seien aber die Esel gewesen, zu ihnen habe er eine spezielle Beziehung gehabt. Markus habe auch bei der gestützten Therapie mitgeholfen. «Für ihn haben die Esel alles gemacht», erzählt Kurt weiter. Werkstatt und Landwirtschaft, Markus fühlte sich an beiden Orten sehr wohl und aufgehoben. 

Hans wie auch Kurt waren und sind noch immer wichtige Bezugspersonen für ihn im Leben. «Ich habe immer ein bisschen die Kontrolle gehabt über den Stall», erinnert sich Markus. Wenn er jemandem etwas über den Stall erklären oder zeigen durfte, habe ihm das immer ausserordentlich viel bedeutet. 

«zmitts im Läbe»: wie das Motto der Stiftung Bernaville gelebt wird

Mütter mit ihren Kindern seien oft zum Hallenbad gefahren und hätten dabei immer einen Halt bei Markus und seinen Tieren im Stall gemacht. Markus habe ihnen jeweils alles erzählt und erklärt, die Tiere namentlich vorgestellt. «Markus hat Inklusion gelebt und vorgelebt. Dieselben Kinder sind auch später, als Erwachsene, immer wieder zu ihm zurückgekommen», weiss Kurt. «Ich bin jeweils mit dem Radio ins Dorf gegangen, habe dort Musik gehört, bin ins Coop gegangen, habe Familien besucht, die Zwillinge und deren Vater», sagt Markus. Leider sei die Familie mit den Zwillingen dann weggezogen. «Jetzt ist Markus pensioniert und nicht mehr so viel unterwegs wie früher, als er noch gearbeitet hat», erwähnt Hans. 

Geschichten aus dem Leben von Markus:

Auch über die Betreuung hinaus sei eine enge Freundschaft entstanden, speziell zu Kurt und Markus. «Joggel und Toggel, hat man uns genannt», schmunzelt Kurt. «Wir zwei sind schon viel zusammen gewesen», ergänzt er. Markus sei gerne mit Kurt mit zu ihm nach Hause gefahren zum «Znacht» oder habe gerne mit Kurt zusammen seine Freunde in Schwarzenburg besucht. Kurt gehört auch dazu bei den Angehörigentreffen von Markus. Markus sei ihm eng ans Herz gewachsen. «Ich rufe Kurt immer an, wenn er Geburtstag hat und singe ihm ein Lied von Hansi Hinterseer vor, sieben rote Rosen», erzählt Markus. Kurt lacht: «Meinen Geburtstag hat er wirklich noch nie vergessen.» Markus sei sensationell im Schlager singen und auch «Märli» erzählen. Nicht nur in der Stiftung, sondern gleichermassen auch im ganzen Dorf sei er bekannt und beliebt.  

Das Dorf im Dorf. Alles Gute zum 50. Geburtstag, Stiftung Bernaville.

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