Wo üsi Familie vom Oberland i ds Ämmital züglet isch, bin i füfjährig gsy. Myni beide Gschwüschterti sy denn scho i d Schuel. So ischs mir mängisch chly längwylig gsy. Drum het mi mys Mueti mitgnoh, für üs ir Nachbarschaft ga vorzschtelle. Im nöchschte Huus isch o e Familie mit Chind gwohnt. Wo mir hei glüttet, isch es Meitschi cho uftue. Hindenache isch syni
Muetter erschine u het üs gheisse ynezcho. Während d Froue hei es Gaffee trunke, hei ds Käthi u i zäme gschpilt u grad scho Fründschaft gschlosse. Näbedrann isch d Beckerei gsy. D Frou Amschtutz im Lade het üs gseit, dass bi ihne im zwöite Stock no d Frou Landolt wohni, e alti, chly einsami Frou. Die hätt sicher o Fröid, üs lehre z kenne. U so isch es gsy: Wo d Frou Landolt üs isch cho uftue, het si gschtrahlet u üs yne bätte. Us em ne Schublädli isch si es Schoggischtängeli ga fürechrame u het mirs häregschtreckt. So es Glück! – hets mi doch immer dünkt, i berchöm eidütig zweni Süesses deheime…
Ds Käthi u i sy es Jahr später zäme i d Schuel cho. Scho gly hei mir es heimlechs Schätzeli gha: der Kurtli het üs beidne schuderhaft gfalle, u mir hei ne nid gnue chönne aaluege. Eis Tags het üs d Lehrere e Hiobsbotschaft mitteilt: der Kurtli zügli furt, chömm scho na de Ferie nümm zu üs i d Schuel. Ds Käthi u i sy üs ir nächschte Pouse i de Arme gläge u hei heissi Träne vergosse. Sofort hei mir zwöi beschlosse, mir wölle irgend öppis für e Kurtli tue. D Idee isch gly da gsy: I üsem «Lädeli» het dennzumal d Frou Badertscher bi jedem Ychoufe us em ne grosse Glasbhälter es Täfeli gfischet, u das het me de uf em Heiwäg gnüsslech gschläcket. Vo jetz aa hei mir beidi die Täfeli jewyle ufbewahrt u i mym Pult im ne durchsichtige Seckli gsammlet. Der Plan isch gsy, mir wölle de, wenn ds Seckli voll syg, der Kurtli im Nachbardorf ga bsueche u ihn mit dene Täfeli, wo mir us Liebi druf verzichtet hei, se sälber z ässe, ga überrasche.
I bi plötzlech vil lieber ga poschte, u bis zum Ferieaafang isch das Seckli scho fasch voll gsy. Ds Käthi het mir d Täfeli für die drei Feriewuche zum Heinäh aavertrout. Das isch e Fähler gsy: I ha dä Schatz i mym Nachttischli verschteckt u jede Aabe kontrolliert, ob no alli Täfeli da syge. Aber jede Aabe isch der Gluscht, eis z stibitze, stercher worde. Bis i‚s einisch nümme usghalte ha: Sorgfältig han i ds Bändeli glöst, ha so es roserots Himbeeritäfeli usegchnüblet u i ds Muul gschtosse. Eis weniger wärd ds Käthi nid merke, hani mir ygredt. Aber bi däm einte isch es äbe nid blibe: Vo jetz a han i jede Aabe, ohni eigentlech z wölle, es Täfeli usgwählt u gschläcket. U herrjeh: Am Schluss vo de Ferie isch das Seckli eifach plötzech läär gsy…Ds Käthi het mir d Fründschaft kündet, won i ihm die Schandtat ha bychtet. Der Bsuech bim Kurtli isch natürlech i ds Wasser gheit, u i ha myni erschti Liebi nie meh gseh…
I d Beckerei het mi ds Mueti all Tag gschickt für Brot ga z poschte. Uf em Ladetisch isch e Schachtle gschtande, wo mit zündtrotem Glanzpapier isch überzoge gsy. Druff sy so grilleleti Schöggeli abbildet gsy, «Teresina» hets drunder gheisse. Ja, we me so ne Wunderschachtle mal würd gschänkt bercho…, han i jedes Mal müesse dänke, wen ig i Lade bi cho. Wüll das aber nie passiert isch, han i mi entschlosse, mir sälber z hälfe. Wo d Frou Amschtutz bi mym nächschte Ychouf ds Brot i Näberuum isch ga ypacke, han i tifig die Schachtle «Teresina» packt u i d Täsche gstosse. Wo d Beckere isch zrügg cho, het si allem aa nid gmerkt, was da gangen isch, obschon my Chopf sicher so rot isch gsy wie d Verpackig vom Schoggi.
Deheim aacho, bin i d Stäge uf düüsselet u i ds Chinderzimmer verschwunde. Dört han i das Diebsguet uspackt. Wo die Herrlechkeit vom ne Dotze schön tischelete Schöggeli isch vor mer gläge, isch mys Glück vollkomme gsy. Süferli han i ds erschte Schöggeli usghültschet u i ds Muul gschtosse. Genau so wunderbar han i mir dä Gnuss vorgschtellt: die zartschmelzendi Füllig i der süesse Schoggi Hülle han i uf der Zunge langsam la vergah. Köschtlech…Aber nume e churze Momänt. Won i ds zwöite Schöggeli ha wölle nacheschiebe, het my Hand gschlotteret, u mir isch es füürheiss düre Chopf gfahre: «Was ums Himmelswille hesch du gmacht? Du hesch ja gschtole!» I ha mi schuderhaft afa schäme. Verzwyflet han i uf die Schöggeli gluegt, wo sech vo verfüehrerischer Herrlechkeit für mi in es grosses Problem verwandlet hei. Der Schoggigluscht isch mer vergange.
U was söll i jetz? D Schachtle mit em ne fählende Schöggeli wider heimlech i Lade ga häreschtelle? Geit nid. Se eifach im Ghüder la verschwinde? Wär jammerschad! My Schandtat bychte? Da derfür bin i z feig gsy… Für mys schlächte Gwüsse chly z entlaschte, han i bim Zvieri, wo die ganzi Familie bi Tee u Brot isch versammlet gsy, d «Teresina» Schachtle mitbracht u die Schöggeli rundum aafa verteile. Wo mi alli fragend hei aagluegt, han i erklärt: D Frou Landolt – die nätti alti Frou us der Nachbarschaft – syg o grad im Lade gsy, won i heig Brot gchouft u heig mir die Schachtle gschänkt. I wöll die Schöggeli gärn mit allne teile. Wie gleitig d Frou Amschtutz dä Verluscht realisiert u ob si mi verdächtiget het, weiss i nid. U ob ds Mueti der Frou Landolt mal het wölle ga danke derfür, dass si mir e ganzi Schachtle «Teresina» heig gschänkt, han i nie vernoh, i ha‚s o nid wölle wüsse. Aber gschtole han i sider nie meh.
Zur Person
Barbara Wyder liest seit vielen Jahren Geschichten in Altersheimen vor. Als sie einst keine passende fand, kam ihr die Idee, selbst eine zu schreiben. So entstand ihre erste berndeutsche Geschichte. Mittlerweile hat sie mehrere Berndeutschbücher geschrieben, eines davon mit Weihnachtsgeschichten. «Uelis blaui Cherze» ist wie auch die anderen Bücher im Buchhandel erhältlich.