Die unsägliche Machtlosigkeit der Behörden

Die unsägliche Machtlosigkeit der Behörden

Wer mit Ferdinand Schwarz erstmals in Kontakt tritt, wird die Begegnung wohl nicht mehr so schnell vergessen. Ein Kanalreiniger mit Leidenschaft. Verstopfte Rohre sind sein Job, fliessende Kanäle seine Bestimmung. Doch wer im Internet nach Kanalreinigung sucht, dem gaukelt die digitale Welt einen Kontakt von Kanalreinigungen24 vor – just in der Gemeinde, in der man sich befindet. Und der ist alles andere, nur kein Kanalreiniger mit Leidenschaft. Eine unsägliche Geschichte.

«Ein Kunde hat mich darauf aufmerksam gemacht», beginnt Ferdinand Schwarz zu erzählen. Eine ganze Webseite über Kanalreinigung24, verbunden mit genau jener Ortschaft, aus der ich stamme. Burgistein, Heitenried, Toffen, egal von wo, der falsche Kanalreiniger wird vorgeschlagen. Der professionelle Auftritt sorgt für Vertrauen, auch wenn schlussendlich Fahrzeuge aus dem Kanton Zug anrollen. Doch die sind weder ausgestattet noch hat der Fahrer irgendeine Ahnung von Kanalreinigungen. Dreist schüttet er ein Pulver ins Rohr, verspricht Besserung und stellt eine Rechnung in einer Höhe, in der Schwarz und sein Team wohl ein halbes Dorf entstopfen würden.

«Wir haben Fotobeweise. Sie geben sich als unsere Firma aus; trotzdem kann man nichts machen», ist der Patron frustriert. Die Polizei braucht schriftliche Beweise und dem Verband sind die Hände gebunden. Oder etwas salopp zusammengefasst: Das Internet ist und bleibt in vielerlei Hinsicht ein rechtsfreier Raum und die wenigen Sheriffs, die durch die endlose Prärie des Netzes streifen, haben lahme Pferde und Wasserpistolen. Das mächtige «Google» um Hilfe zu bitten, ist in etwa so effektiv, wie wenn man besagtes Pulver in ein verstopftes Rohr schüttet.

Das System ist bekannt und längst nicht nur im Bereich der Kanalreinigungen anzutreffen. Deshalb und nur deshalb will Ferdinand Schwarz an die Öffentlichkeit, er will die Menschen vor solchen Machenschaften schützen. «Wenn jemand Mittel rein schüttet, dann nützt das gar nichts. Im Gegenteil, es schädigt die Umwelt und kann Folgeschäden verursachen. Ein Grossteil unserer Arbeit ist mit Wasserhochdruck oder mechanisch. Und weil wir nicht wissen, wo das Problem ist, rücken wir mit voll ausgestatteten Fahrzeugen aus», erklärt er. Ein grosser Unterschied zu den Gaunern. Diese haben kaum Material dabei und kommen mit Autos, die nie und nimmer all die Gerätschaften laden könnten. Glücklicherweise sind aber die grünen Fahrzeuge sowie die angeschriebenen Arbeitskleider von «KanalFritz» weitherum bekannt. Ein weiteres Indiz, dass Betrüger am Werk sind, ist die Bezahlmethode: «Ein seriöser Rohrreiniger macht keine Kartenzahlung, noch verlangt er Bargeld. Nein, er schickt eine Rechnung, mit Anschrift und Postadresse.» Wie ihm Kunden mitteilten, sei in einem Fall ein Gauner gar mit dem Kunden zu einem Bankomaten gefahren.

Doch das sicherste Indiz, dass man es mit einer seriösen Firma zu tun hat, sind die Professionalität und das Herzblut, mit welchen die Männer und Frauen sich um den Notfall kümmern. Nicht ohne Stolz sagt Schwarz: «Kanalreiniger ist ein anerkannter Beruf. Ein Profi ist zehn Minuten vor dem Termin da, macht sich ein Bild, stellt sich vor und kann sich in unserer Sprache verständigen.» Im Fall von Ferdinand Schwarz und seinem Team kommt ein weiterer Umstand dazu: die pure Leidenschaft. Selten hört man einen Menschen, der mit so viel Berufsstolz Geschichten aus seinem Berufsalltag erzählt. Neu gehört zu seinem Beruf auch noch die Aufklärung, um zu verhindern, dass man betrogen wird. Er tut dies mit demselben Herzblut, wie er Rohre entstopft und, um der unsäglichen Machtlosigkeit der Behörden entgegenzuwirken.

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