Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der Musikgesellschaft Alphorn Plaffeien und dem französischen Militärführer Napoleon? Während der napoleonischen Ära spielte die Militärmusik eine bedeutende Rolle. Napoleon erkannte die propagandistische und motivierende Wirkung von Musik auf die Truppen. Er förderte Militärkapellen und integrierte Musikelemente in seine Armeen. Ein Blick in das Geschichtsbuch zeigt, Napoleon und seine Truppen marschierten im Jahr 1798 in die Schweiz ein. Dies ist ebenso das Gründungsjahr der Musikgesellschaft Alphorn Plaffeien.
«Da die Gründungsdokumente im Jahr 1906 leider bei dem tragischen Dorfbrand in Plaffeien verbrannten, lassen sich Details über die Gründung nicht zurückverfolgen», bedauert Vereinspräsident Pascal Süess. Die älteste verlässliche Quelle stammt aus dem Stadtarchiv Freiburg aus dem Jahr 1909. Aus den Unterlagen geht hervor, dass der damalige Freiburger Militärdirektor eine Musikgesellschaft suchte, um daraus die Militärmusik von Freiburg zu formen. Düdingen und Plaffeien waren darunter. «Weshalb im Namen der MG Plaffeien «Alphorn» vorkommt, bleibt wohl für immer ein Rätsel. Uns ist nicht bekannt, dass jemals Alphorn-Musik gespielt wurde, sagt Süess schulterzuckend und fügt an: «Doch eigentlich ist das egal, das Alphorn gehört einfach zu uns. Obwohl es manchmal für Verwirrung sorgt, stand es nie zur Diskussion, dass wir es aus unserem Namen streichen.»
Generationsübergreifend
In den vergangenen Jahrhunderten stand es nicht immer gut um die Musikgesellschaft. Der Mitgliederstand schwankte stark und die Finanzen bereiteten oft Sorgen. Dieses Blatt hat sich jedoch gewendet. Seit rund 40 Jahren freut sich der Verein über eine gesunde Bilanz und eine konstante Mitgliederzahl zwischen 55 – 60 Musizierende. Besonders die Neuausrichtung im Jahr 1976 brachte den Aufschwung und sorgte für eine Durchmischung der Mitglieder. Einerseits wurden nebst der klassischen Marschmusik auch moderne Stücke in das Repertoire aufgenommen und andererseits durften nun auch Frauen aktiv am Vereinsleben teilnehmen. In die Nachwuchsförderung hat der Verein ebenfalls intensiv investiert. «Die bunte Durchmischung macht es aus», sagt Süess überzeugt und verrät: «Das jüngste Mitglied ist 13 und das Älteste 71. Das ist das besondere an unserer Musikgesellschaft. Während beim Sport vorwiegend Gleichaltrige miteinander spielen, verbindet unsere Musikgesellschaft drei Generationen miteinander.»
Investition in die Zukunft
Der 43-jährige Familienvater spielt bereits seit gut 30 Jahren Trompete in der Gesellschaft. Das ist keine Seltenheit, kürzlich feierte ein Kollege sogar das 50 Jahre-Jubiläum. «Doch genauso wichtig wie die Wertschätzung der älteren Generation, ist die Förderung der jungen Generation», betont der Plaffeiener. Dafür ist der Verein bereit, viel Zeit und Geld in die Werbung zu investieren. Es finden unter anderem regelmässig Infoabende für Eltern mit ihren Kindern und allgemein Interessierte statt. Doch bevor junge oder unerfahrene Musizierende in die Musikgesellschaft eintreten dürfen, durchlaufen sie ein umfassendes Ausbildungsprogramm. Damit wolle man ein gewisses Niveau und eine hohe Qualität sicherstellen, begründet der Präsident. Die Kosten werden aufgeteilt zwischen den Eltern, dem Verein und der Gemeinde. «Bei aller Professionalität ist es jedoch wichtig, manchmal etwas nachsichtig zu sein», sagt Süess augenzwinkernd und erklärt: «Es können nicht alle Superstars sein. Doch jede und jeder hat Stärken und leistet einen wichtigen Beitrag zum gelingenden Miteinander.»
Harmonie & Wertschätzung
In der Musikgesellschaft kommen die unterschiedlichsten Leute zusammen. Der Zusammenhalt und ein respektvoller Umgang miteinander stehen an erster Stelle. Ein harmonisches Spiel ist nicht nur geprägt durch technische Fähigkeiten, sondern auch durch das zwischenmenschliche Miteinander. «Auch wenn es manchmal eine Herausforderung ist, allen Bedürfnissen gerecht zu werden, findet sich immer eine gute Lösung. Alle ziehen am gleichen Strang», lobt Süess und witzelt: «eine gute Harmonie ist eben nicht nur bei den Tönen wichtig.» Deshalb ist nach dem Proben das gesellige Beisammen in der Beiz ebenso wichtig.
Das nächste Kapitel
Dass die Plaffeier gerne feiern, haben sie in diesem Jahr gezeigt. Es gab nicht nur ein Jubiläumskonzert, sondern gleich mehrere Anlässe über das ganze Jahr verteilt. Der krönende Abschluss fand sich anfangs November mit dem Konzert «Back to the future». Die MG Alphorn Plaffeien entführte das Publikum auf eine musikalische Zeitreise durch die letzten Jahrhunderte. Bevor wieder etwas Ruhe einkehrt und sich der Verein der Organisation des Oberländer Musikfest im Jahr 2026 widmet, stehen noch einige Feierlichkeiten in der Adventszeit bevor. Die unendliche Geschichte geht also weiter und die Feder steht bereit, um das nächste Kapitel zu schreiben.