Im Sommer 2021 hatten sich die Seftiger Stimmberechtigten deutlich für Dachsanierungen mit Photovoltaikanlagen ausgesprochen. Als Ergebnis konnten zwei Indach-Anlagen auf dem Verwaltungsgebäude und der Turnhalle sowie eine Aufdach-Anlage auf dem Werkhof in Betrieb genommen werden. Inzwischen sind sechs von elf Gemeinde-Liegenschaften mit den stromgewinnenden Anlagen ausgestattet.
Kleine und grosse Schritte
«Nachhaltiges und langfristiges Denken und Handeln in der Energiegewinnung ist schon lange der Anspruch des Gemeinderates», erzählt Urs Indermühle, der sich seit vielen Jahren in verschiedenen Kommissionen und seit 2015 als Präsident für die Belange der Gemeinde einsetzt, über die Anfänge. «In den letzten Jahren wurde rund eine Million Franken in Energiesparmassnahmen und wärmetechnische Verbesserungen investiert.»
Im Jahr 2012 war die erste Photovoltaik-Anlage auf dem Schulhausdach der Gemeinde installiert worden. Im Gemeinderat hatte man damals über die Möglichkeiten der Schaffung weiterer Anreize für ähnliche Investitionen diskutiert. Verschiedene Gefässe zur finanziellen Unterstützung privater Personen gab es bereits. Man wollte jedoch erreichen, dass primär die Gemeinde in ihre eigenen Anlagen investieren sollte, damit der Nutzen und die Erträge der Allgemeinheit zugutekommen. «Im Vergleich zu den heutigen Anlagen waren die Kosten am Anfang noch rund dreimal höher als die einer ähnlichen Anlage, die im Jahr 2020 auf dem Kita-/Tagesschul-Neubau realisiert wurde», erklärt er: «Die hohen Materialkosten veranlassten den Gemeinderat 2015 dazu, die grosse Fläche auf dem Dach der RAIFFEISEN-Arena Gürbetal nicht selbst zu bewirtschaften, sondern den Betrieb der Photovoltaik-Anlage an die BKW zu vermieten. Im Jahr 2020 wurde das letzte Projekt mit drei zusätzlichen Anlagen entwickelt.»
Schnelle Umsetzung
Damals ergab eine Analyse zu anstehenden Dachsanierungen, dass sich die alte Turnhalle, die Gemeindeverwaltung und der Werkhof baulich ebenfalls für Photovoltaik-Projekte eigneten und kombiniert werden konnten. Aufgrund der zwischenzeitlich gesunkenen Materialkosten zeigte sich, dass sich dies auch finanziell rechnen würde.
Nach einem öffentlichen Informationsanlass im April 2021 gewährte die Gemeinde-Urnenabstimmung mit hoher Zustimmung den erforderlichen Kredit. Die Arbeiten konnten planmässig im Herbst ausgeführt werden und bereits kurz vor Jahresende produzierten die Anlagen umweltfreundlichen Strom.
«Die BKW vermarktet den auf der RAIFFEISEN-Arena Gürbetal produzierten Strom», fährt Indermühle auf die Frage fort, wie das Ganze praktisch funktioniert. «Die Gemeinde hatte den Mut, in der Anlage des Werkhofs neben der Sporthalle einen Batteriespeicher einzubauen. Das war darum mutig, weil es aktuell noch nicht viele Lösungen gibt, die in diese Richtung gehen. Zukünftig sind aber sicher weitere Verbesserungen für die Strom-Speicherung zu erwarten.»
So kann nun der tagsüber produzierte Strom abends beim Betrieb der Sporthalle RAIFFEISEN-Arena Gürbetal verbraucht werden und die Anlage benötigt praktisch keinen zusätzlichen Strom von der BKW.
«PlusEnergie»
«Mit ihren sechs eigenen Anlagen produziert unsere Gemeinde deutlich mehr Strom als sie selbst verbraucht», freut sich der Gemeindepräsident. «Wir sind elektrisch betrachtet eine sogenannte ‹PlusEnergie-Gemeinde›. Die ursprüngliche Geschäftsplanung für die drei weiteren Anlagen sah eine Rückzahlungsdauer der Investitionen von rund 12 Jahren vor. Aufgrund der aussergewöhnlich guten Situation im 2022, namentlich der hohen Stromproduktion und der guten Abnahmepreise durch die BKW, gehen wir von einer Rückzahlungszeit von deutlich weniger als 10 Jahren aus. Ein spannendes Projekt, da mit solchen Anlagen heute zwischen 25 und 35 Jahren wirtschaftlich sinnvoll Strom produziert werden kann.» Wichtig waren zudem die anderen in der Vergangenheit umgesetzten Stromspar-Massnahmen, wie die Umstellung der Strassenlampen auf LED-Leuchtmittel oder der Ersatz der Beleuchtung in der RAIFFEISEN-Arena.
Dem Seftiger Gemeinderat sei es wichtig, Vorbild zu sein: «Unsere Gemeinde hat erkannt, dass die aktuell verfügbare Technologie ausgereift und kostengünstig ist», erklärt Urs Indermühle. «Es lohnt sich, in solche Anlagen zu investieren. Mit der erwarteten Strommangellage wird die Selbstversorgung mit Batteriespeichern weiter an Bedeutung gewinnen.»
Gute Zusammenarbeit
Fünf der elf Dächer der Seftiger Gemeindeliegenschaften haben noch keine Photovoltaik-Anlagen. «Hier ist die Ausgangslage aus verschiedenen Gründen weniger günstig», beantwortet Indermühle die Frage der Zukunftsplanung. «Deshalb ist die Umrüstung dieser Dächer zurzeit noch nicht geplant. Projekte sollen sich rechnen, das ist die Gemeindeführung der Bevölkerung schuldig.»
Die gute Zusammenarbeit zwischen den Behörden und der Wirtschaft schätzt er: «Es ist ein Glück, wenn das Milizsystem in der Gemeinde vom Knowhow der Wirtschaft profitieren kann. Glücklicherweise steht uns innerhalb des Gemeinderates die berufliche Erfahrung von Expertinnen und Experten zur Verfügung, um Projekte wie die vorgenannten erfolgreich realisieren zu können.» Aufgrund von Rückmeldungen aus der Bevölkerung ist im Frühling 2023 ein Tag der offenen Türe geplant, an dem die Anlage mit Batteriespeicher besichtigt werden kann und Informationen dazu abgegeben werden.
INFO:
www.seftigen.ch/projekte/dachsanierung-gemeindeliegenschaften