«Mir isch es z‘Muet wie i der Chiuche, der Waud verspricht mir Troscht und Rueh», heisst es im Jodellied «Waldverspräche» von Hanny Schenker-Brechbühl. Hans Michel singt das Lied nicht nur, er weiss auch, wie sich diese Verse anfühlen.
Wald, den niemand will
«Besser könnte ich meine Gefühle für den Wald nicht beschreiben», erzählt der bescheidene Mann aus Riffenmatt. Er glaubt, dass schon sein Vater ihm die Liebe zum Wald mitgegeben hat. Dieser arbeitete für die Burger von Wahlern und träumte immer vom eigenen Wald. Hans Michel nahm diesen Traum auf und setzte ihn Jahre später um. Heute besitzt er neun kleinere Parzellen, «bald zwölf,» freut sich der ehemalige Pöstler der Gegend. Der Sturm Lothar hat ihm geholfen, dass er Zugang zu solchen Waldstücken bekam. «Dann merkte ich erstmals, dass niemand wirklich solche Waldstücke wollte», erinnert er sich an eine Tatsache, an der sich heute wenig geändert hat. Der Grund: Mit Holz lässt sich nur schwer wirtschaften. «Deshalb hat mich der eine oder andere ein wenig belächelt», schaut er zurück.
Mischwald entstehen lassen
Nach dem Sturm Lothar standen nur noch wenig Bäume auf seinen ersten Parzellen. Das Sturmholz diente ihm, um sein Haus zu renovieren. «Ich nahm nur so viel, wie ich brauchte; ich wollte keine radikale Lösung, sondern noch Bäume in jedem Alter stehen haben», verrät Hans Michel erstmals seine Passion für eine intakte Natur. Er forstete zudem auf: Sein Ziel war, wieder einen gesunden Mischwald, wie er für die Gegend typisch wäre, zu erreichen. Das bedeutet, mehr Laubbäume zu haben und etwas gegen die Überzahl an Rottannen zu unternehmen. «Beim Aufforsten habe ich stets ein wenig ausgelichtet. Diesen Jungbäumen konnte ich auf anderen Parzellen einen Platz mit weniger Konkurrenz geben und gleichzeitig mit dieser Methode die Zunahme der Brombeeren auf natürliche Art eindämmen», erklärt er.
Auch seltene Bäume
Manchmal probiert man gern etwas aus: Bäume, die es früher mehr gab und die heute eher verdrängt werden, pflanzt Hans Michel besonders gerne an. Dazu gehören Kirschbäume im Wald, aber auch Nadelhölzer wie Lärche oder Douglasie. Zudem setzte er einige Ahornbäume. Seine jüngsten Versuche sind jedoch Arven: «Wobei ich mir nicht sicher bin, ob meine Parzellen hoch genug gelegen sind», lässt er den Ausgang dieses Versuchs noch offen. «E wilde Chirschiboum het blüejit», heisst es im Jodellied «Waldverspräche» weiter. Ja, das ist ein Lied von und über Hans Michel.
Ein Kreislauf
So wie sein Wald sich Jahr für Jahr in einen natürlichen und gesunden Mischwald verwandelt, so sorgt der Jodler auch in der Verwendung für viel Sinn. «Ich verwende jedes Holz, sei es zum Heizen, zum Bauen oder zum Möbelschreinern, je nachdem, was auf welcher Parzelle anfällt; danach richte ich mich», erklärt er. Nahtlos fügt er sich in den Kreislauf des Waldes ein und schliesst sich dem Rhythmus der Bäume an. Doch diese kleine, heile Welt muss er ab und an verteidigen: «Man möchte uns kleine, private Waldbesitzer gerne ein wenig mehr in die staatlichen Betriebe einbinden, doch das wäre bedauerlich, weil es solche Projekte gefährden würde», befürchtet er. Denn dieses Idyll könnte mit allzu grosser und monotoner Bewirtschaftung gefährdet werden.
Wie heisst es so schön im besagten Lied: «I ghöre lysses Bletter rusche, de Vögel ihre Jubelchor.» Mittendrin steht Hans Michel. Ein Mann von bescheidener Statur, aber grosser Liebe. Liebe für dieses Idyll eines gesunden und vielseitigen Waldes, in dem alle Platz haben. Hans Michel ist das Heinzelmännchen des Waldes. Wenn er sich am Stamm eines Baumes festhält und in die Baumkronen schaut, dann glänzen seine Augen und man ist geneigt zu denken, dass er im Stillen summt: «Mir isch es z Muet wie i der Chiuche, der Waud verspricht mir Troscht und Rueh.»