«Alles ist noch ruhig, das ist ideal zum Fliegen», erklärt Marc Schmid. Der Jäger überlässt bei den lebensrettenden Einsätzen nichts dem Zufall. Die Uhrzeit ist gewollt so gewählt und sein Fluggerät ist nicht irgendeines. Zusatzakkus, Scheinwerfer, Kamera; diese Drohne ist eigens für die Rehkitzrettung ausstaffiert. Sie hat bereits etlichen dieser nichtsahnenden kleinen Geschöpfe das Leben gerettet.
Detektivarbeit
Kaum entdeckt er ein Rehkitz, schwärmt seine Partnerin oder ein Jäger aus. «Sobald sie unter der Drohne stehen, leite ich sie per Funk an.» Behutsam nimmt Sabrina Roos oder ein Helfer das kleine Geschöpf mit einem Grasbüschel aus der zukünftigen Gefahrenzone. In einem Karton geht die kurze Reise an den Waldrand und auf sicheres Terrain. Diese Arbeit gehört zu den Hegeaufträgen, welche die Jäger unter Jahr unternehmen, um die Wildtiere zu schützen. «Rehkitze aufheben und bergen dürfen nur ausgebildete Jägerinnen, Jäger oder solche in Ausbildung», ergänzt ihr Partner, der wenig später die nächsten Quadratmeter befliegt. 20 Hektaren wären mit einem Flug problemlos abzudecken, wäre da nicht etwas Typisches für das Gantrischgebiet: die hügelige Landschaft. So sehr die seichten Hügel unsere Augen erfreuen, so aufwändig sind die Flugmanöver. Der Drohnenflug ist Massarbeit, komplettiert von einem eingespielten Team.
Handarbeit
Das ist längst nicht überall so. «Im ganzen Gantrischgebiet fliegen nur eine Handvoll Drohnen. Die Mitglieder des Jägervereins Schwarzenburg besitzen privat vier dieser Geräte», berichtet Schmid. Anderswo wird – wie einst – in Handarbeit vergrämt. Mit Hunden oder mittels Verblenden. Einer, der das seit 40 Jahren macht ist Marc’s Vater Beat Schmid. Doch der Routinier sieht die alten Methoden als heikel an: «Wir bringen die Rehkitze nicht mehr aus dem Feld.» Die Aussage lässt aufhorchen. Sohn Marc wirft das Wort «Dichtestress» in den Raum und sein Vater erklärt: «Das Wild ist heute Unruhe gewöhnt und duldet die Nähe zu den Menschen eher. Das geben die Elterntiere offenbar an die Jungen weiter und siehe da, die Tiere weichen mit den herkömmlichen Massnahmen weniger.» Und der Jägerveteran sieht noch ein weiteres Problem: «Die Mäharbeiten beginnen immer früher im Jahr und oft lassen die Landwirte nur die vorgeschriebenen Ökoflächen an einem Rand stehen. Für die Rehe bräuchte es mehr davon.
Fronarbeit
So aber heisst es auch ein wenig Stress für das Drohnenteam Schmid. Bis zu 15 Felder an einem Morgen müssen sie bewältigen. Klar, wenn Heuzeit ist, sind alle fast gleichzeitig am Mähen. Das Team gelangt ans Limit des Machbaren. Das Tagwerk der Schmids ist aber damit noch lange nicht beendet. Nach fünf bis sechs Stunden Einsatz kehrt das Team nach Hause, zieht sich um und dann beginnt der eigentliche Arbeitstag. Der anschliessende Feierabend ist kurz, die Nacht noch kürzer und schon läutet der Wecker die nächste Rettungsaktion ein. Ja, Rehkitzrettung ist Fronarbeit im wahrsten Sinne des Wortes. «Und sie kommt an ihre Grenzen», gibt Marc Schmid zu bedenken. Klar, viele tun sich den Stress nicht mehr an und Geld oder Unterstützung von Seiten Jägerverband oder gar dem Kanton ist bisher ausgeblieben. Wir fliegen gedanklich in andere Teile der Schweiz und erkennen, das andernorts ganze Drohnenteams unterhalten werden. «Wir wollen uns nicht beklagen, aber wir wären schon sehr dankbar, wenn es eine gewisse Wertschätzung und Unterstützung gäbe», betont er.
Zusammenarbeit
Deshalb hat er sich mit einem offenen Brief an die Landwirte gerichtet. Ohne Anklage, aber den Sachverhalt klar erläuternd. Rehkitzrettung braucht selbst bald eine Rettung. Dabei wäre es relativ einfach, das Problem zu beheben. Der Kanton Bern könnte die Anzahl Drohnen erhöhen und die Nicht-Jägerinnen und -Jäger lehren, wie man Drohnen fliegt, damit mehr Teams zur Verfügung stehen. So aber «kommen wir an den Anschlag», sagen Vater und Sohn Schmid einhellig. Es wäre diesem aufopferungsvollen Drohnenteam und allen anderen Rehkitzrettern zu gönnen, wenn die Gesellschaft diese Arbeit wertschätzen würde und wenn da und dort etwas Unterstützung und Mithilfe in der Morgendämmerung erkennbar wären.
Beat Schmid schaut nun lange auf den Tisch. Man merkt ihm an, da ist noch etwas, was ihn bewegt. Die Hegearbeit beschränkt sich längst nicht nur auf die Rehkitzrettung. Blenden und Duftnoten, um Rehe von den Strassen fernzuhalten, Bachreinigungen, Biotoperhaltung, Fütterung, wenn nötig – die Hegestunden beinhalten viele Dinge, welche die Jäger zum Wohl der Wildtiere leisten. «Die Jagd ist nur ein kleiner Teil davon», sagt er und man spürt seinen Wunsch, dass die Gesellschaft wenigstens von diesen Arbeiten wissen sollte. Denn je mehr sich Rehe an die Zivilisation gewöhnen, desto bedrohlicher ist es für sie. Man denke nur an die Grossraubtiere, «deren Gegenwart sie nun wieder neu erlernen müssen», weiss er. Sabrina, Marc und Beat Schmid beenden das Interview. Es ist Zeit, sich ein paar Stunden Schlaf zu ergattern, bevor die Drohne erneut abhebt. Das ist der Alltag dieser stillen Helden der Nacht. Von der Gesellschaft ungesehen. Deshalb sei es für einmal gestattet, in einem Artikel einen Dank auszusprechen. Für unzählige Einsätze im Dienste vieler hilfloser Geschöpfe. Möge sich die eine oder der andere motiviert fühlen, mitzuhelfen. Möge die Rettung der Rehkitzrettung nahen.
Sie wollen helfen?
Jägerverein Schwarzenburg
Hegeobmann Daniel Tanner 079 408 37 28
Rayonchef – Albligen Markus Mast 079 614 73 49
Rayonchef – Schwarzenburg Niederteil Martin Häusler 079 387 98 75 / 079 738 00 65
Rayonchef – Schwarzenburg, Dorfmatten, Dorf Beat Schmid 079 738 41 55
Rayonchef – Schwarzenburg Ausserteil Marc Mona 079 615 67 42
Rayonchef – Schwarzenburg Oberteil / Hans Wälti 031 735 57 10 / 079 488 63 79
Kriesbaumen / Milken
Rayonchef – Rüschegg Heubach Daniel Tanner 079 408 37 28
Rayonchef – Rüschegg Gambach Hans Riesen 078 851 94 54
Rayonchef – Riffenmatt, Hirschmatt, Riedacker Alfred Michell 079 728 78 60
Rayonchef – Guggisberg, Riedstatt, Kalchstätten Walter Riesen 079 206 24 67
Rayonchef – Sangernboden Hansruedi Nydegger 079 465 05 60
Drohnenpiloten (Werden durch den Hegeobmann koordiniert)
Pilot Schneider Ulrich 079 351 20 03
Pilot Tannerl Daniell 079 408 37 28
PilotSchmid Marc076 412 31 50
Fallwild ist zwingend dem Wildhüter zu melden
Wildhut (7 – 19 Uhr; dazwischen Polizei: 117) Hauptnummer 0800 940 100
Oberländer Jagdverein Diana Sense
Christophe Baeriswyl (Präsident)
Alt Rufenenweg 1
1716 Plaffeien
Tel. 079 585 29 68
Jagdverein Gürbetal
Hegeobmann Markus Riem 079 708 47 14
Kehrsatz, Hulistal Andreas Wenger 079 703 89 16
Belp und Umgebung Kurt Brönnimann 079 300 20 58
Kühlewil, Englisberg, Zimmerwald, Obermuhlern Jürg Tschirren 079 252 58 29
Hüppi, Unterwald, Winzenried
Niedermuhlern, Bütschelegg Ueli Reusser 079 289 76 48
Toffen, Kaufdorf, Rümligen Tanja Fischer 079 471 13 77
Schönenbrünnen, Eggenhorn, Sädel, Schwendi, Chutzen Martina Hofer 079 229 02 82
Gelterfingen und Umgebung (Allmid) Erich Lanz 079 398 33 31
Vorder- und Hinterfultigen, Schwanden, Rohrbach,
Helgisried, Schwalmeren, Bärried, Elsenholz, Brügglen Jan Keller 079 779 18 67
Hermiswil, Hasli, Tromwil, Mättiwil, Rüeggisberg Hansueli Hofer 079 935 70 29
Riggisberg, Gibelegg Mike Schoch 079 888 02 92
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Schönenboden, Hohburg, Fuchsacker, Fuhren, Chlapf,
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Gerzensee, Mühledorf, Kirchdorf, hinterer Chlapf Christoph Hänni 079 400 72 28