Eines vorneweg: Wie weit man gehen will, muss jede und jeder für sich selbst entscheiden.
Unser Konsum sichert den wirtschaftlichen Erfolg anderer, führt zu Beschäftigung und Wachstum. Ohne ihn kann unsere moderne Gesellschaft nicht existieren. Daneben dient Konsum auch der Unterscheidung von Gruppen. Mit dem Kauf bestimmter Marken zum Beispiel wird der Status von Einkommen und Bildung gezeigt. Es kann je nachdem sogar darauf geschlossen werden, aus welcher Bevölkerungsgruppe jemand stammt oder welchen Lebensstil eine Familie pflegt. So drücken wir auch unsere Identität mit Konsum aus.
Was ist nachhaltiger Konsum?
Das Deutsche Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit definiert nachhaltigen Konsum folgendermassen: Nachhaltiger Konsum ist Teil einer nachhaltigen Lebensweise und ein Verbraucherverhalten, das unter anderem Umweltaspekte und soziale Aspekte bei Kauf und Nutzung von Produkten und Dienstleistungen berücksichtigt. Er betrifft dabei auch das Nutzungsverhalten und Entsorgungsverhalten von Ressourcen im Alltag. Konsum ist dann nachhaltig, wenn er «den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen».
Was und wie wir konsumieren, betrifft nicht nur unser direktes Umfeld, sondern hat Auswirkungen auf die globalen Produktionsprozesse und Lieferketten. So wirkt sich ein in Neuseeland produzierter und in der Schweiz konsumierter Apfel anders aus als ein Apfel aus der Region. Dies bedeutet, dass wir genau hinschauen müssen, wo und unter welchen Kriterien etwas produziert wird.
Kann Konsum überhaupt nachhaltig sein?
Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat die Umweltbelastung des Konsums in der Schweiz ausgerechnet, die Ergebnisse regen zum Nachdenken an: Würden weltweit pro Person so viele natürliche Ressourcen verbraucht wie in der Schweiz, wären drei Planeten nötig, um die Nachfrage zu decken. Über 70 % der verursachten Umweltbelastungen fallen im Ausland durch Importe von Gütern an. Die Ernährung verursacht dabei mehr als ein Viertel der gesamten Umweltbelastung, gefolgt von Wohnen und Mobilität.
Jeden Tag wirken sich unsere Entscheidungen und Handlungen auf die Umwelt aus. Dazu gehören Alltagshandlungen wie das Versenden von E-Mails oder das Streamen von Musik und Videos. Das RTS (Radio Télévision Suisse) machte eine interessante Zusammenstellung zu diesem Thema. Hätten Sie erwartet, dass eine Stunde Video-Streaming zehnmal mehr Auswirkungen hat als eine Stunde Musik-Streaming? Es ist aber immer noch zehntausend Mal weniger schlimm, als mit dem Flugzeug nach New York zu reisen.
Es lohnt sich also, sich Gedanken zu unserem Konsum zu machen. Wenn wir uns bewusst entscheiden, ökologisch und sozial verantwortlich zu handeln, konsumieren wir nachhaltig. Dies bedeutet aber nicht, dass wir nun möglichst viele Öko-Produkte neu kaufen und die alten entsorgen. Denn häufig ist es sinnvoller, qualitativ hochwertige Produkte so lange zu verwenden, bis sie nicht mehr reparierbar sind.
Vorteile durch Nachhaltigkeit?
Wir werden durch verschiedene Faktoren ermutigt oder daran gehindert, uns umweltbewusst zu verhalten. Zum einen sind das unsere Gewohnheiten – es ist bequemer, das Auto vor der Türe zu benutzen – oder die Erschliessung mit dem ÖV ist ungenügend. Die Sorge um die eigene Gesundheit kann uns andererseits veranlassen, biologisch angebautes Gemüse zu kaufen.
In der Studie «Lebensqualität in Verbindung mit Nachhaltigkeit im Regionalen Naturpark Gantrisch» (Wiesli, Hammer, Siegrist, 2020) waren mehr als 80% der Befragten der Meinung, dass wir zugunsten der Umwelt alle bereit sein sollten, unseren Lebensstandard einzuschränken. Ungefähr die Hälfte der Befragten wünscht sich einen Lebensstil mit niedrigem Ressourcenverbrauch. Die Idealvorstellungen, in die Ferien zu fahren, ohne das Flugzeug zu benutzen, so wenig Fleisch wie möglich zu essen und das Auto zugunsten des Velos auch mal stehen zu lassen, sind allerdings für die meisten schwierig umzusetzen.
Wenn wir Strom und Heizung aus erneuerbaren Energien beziehen, die schöne Gegend vor der Haustüre für Ferien- und Freizeitaktivitäten nutzen und ausserdem noch saisonales Gemüse und Eier beim Bauern nebenan kaufen, machen wir schon vieles richtig. Schauen wir aber zukünftig im Alltag etwas genauer hin, ob wir wirklich etwas Neues brauchen oder das Alte noch aufbrauchen können. Beim Kauf von Neuem entscheiden wir uns bewusst für ein ökologisches und faires Produkt und achten auf die korrekte Entsorgung. Das Ziel muss sein, den übermässigen Konsum etwas zu senken, um unsere natürlichen Ressourcen zu schonen.
Links und Informationen:
Bundesministerium – nachhaltiger Konsum:
tinyurl.com/konsumundprodukte
Bundesamt für Umwelt – Konsumentscheide:
tinyurl.com/konsumentscheide
Ecobilans RTS: www.rts.ch/ecobilans
Studie Uni Bern: tinyurl.com/konsumstudiebern