Bären als Botschafter

Bären als Botschafter

Dass im Dorfwald Schwarzenburg der Bärenpark Gantrisch mit drei Gehegen installiert werden soll, ist schon länger Thema. Die Ankündigung, das Projekt kennenlernen zu können, stiess dennoch auf einiges Interesse seitens der Presse als auch der Bevölkerung. So begaben sich Ende Januar die Projektleiter zusammen mit gut hundert Interessierten in den Wald nördlich des Dorfes zur ersten öffentlichen Begehung.

Die Begehung des geplanten neuen Bärenparks findet an einem kalten, aber sonnigen Januartag statt. Ruedi Flückiger, Geschäftsführer der GantrischPlus AG, erzählt, wie es zu diesem Projekt kam und warum die Wahl auf Schwarzenburg fiel. Schliesslich wurden 2019 rund 30 Standorte geprüft. «Der Dorfwald Schwarzenburg verfügt über eine Grunderschliessung durch das Postauto», erklärt Flückiger, was den Ausschlag gegeben hatte. Er betont zudem: «Mit der Besitzerin des Waldes, der Dorfburgerkorporation, verbindet uns eine solide Partnerschaft.»

Waldzentrum gross wie ein «Heemet»
Gute Voraussetzungen also für ein Projekt, das «Schwarzenburg schweizweit bekannt machen wird», wie es später Bernd Schildger ausdrückt. Der ehemalige Direktor des «Tierparks Dählhölzli und BärenPark Bern» hatte die Idee bereits vor über sechs Jahren ins Rollen gebracht. Dass es ihm nicht darum geht, carweise Touristen herzukarren und putzige Jungbären auszustellen, macht er schnell klar: «Wir wollen ein Waldzentrum erstellen und den ganzen Wald mit seiner Flora und Fauna den Menschen näherbringen. Der Bär dient dazu lediglich als Sockeltier.»

Drei Gehege von 200 bis 300 m Länge sind geplant, insgesamt werden etwa fünf Hektaren eingezäunt – das sind 2% des Dorfwaldes und etwa die Fläche, die ein «kleineres Heemet» einnimmt, zieht Gemeindepräsident Urs Rohrbach den Vergleich heran. Er habe bis jetzt viele Bedenken gehört, was verständlich sei: «Der Dorfwald gehört zum Dorf. Es ist wichtig, dass ihr Fragen stellt.» Aus seiner Sicht gibt der Bärenpark «Impulse für das Dorf und für die Region». Hürden wie die Finanzierung, die Raumplanung oder die Erschliessung seien lösbar. Wichtig ist ihm vor allem etwas: «Die Bevölkerung soll dahinterstehen.»

Wem gehört der Wald?
Bevor die Anwesenden zu einem Rundgang aufbrechen, kommt der Präsident der Dorfburgerkorporation Schwarzenburg zu Wort. Ihnen gehört der Dorfwald. Als Gastgeber hatte Hansruedi Harnisch im Vorfeld Holzschnitzel auf die vereisten Wege gestreut und so signalisiert, dass die Gäste im Wald willkommen sind. Er berichtet von emotionalen Ereignissen: Spaziergänger hätten ihn angesprochen und geklagt, dass bald der ganze Wald abgesperrt würde. Andere hätten sich in WhatsApp-Gruppen zum Widerstand gegen das Projekt organisiert, das in «ihrem Wald» nicht erwünscht sei. «Dabei», stellt er klar, «ist wohl vielen nicht bewusst, wem der Wald eigentlich gehört». Die 150 Dorfburger besitzen 260 Hektaren Wald, wovon der Dorfwald mit 250 Hektaren den weitaus grössten Anteil ausmacht. «Ihr seid vielleicht mehr auf unserem Land unterwegs, als ihr meint», sagt er mit einem Augenzwinkern, betont jedoch: «Wir schätzen euch.»

Wald braucht Bewirtschaftung
Der Dorfwald wird für allerlei genutzt, erzählt Harnisch: «Von der Kindertaufe bis zum Ascheverstreuen spielt sich der ganze Lebenszyklus hier ab.» Laufend kämen Anfragen zur Nutzung herein. Ob Waldfriedhof oder Abenteuerpark – ginge es den Dorfburgern ums Geldverdienen, wäre so etwas schon längst umgesetzt. «Wir machen beim Bärenpark nicht in erster Linie wegen dem Geld mit», sagt er. Ein gewisses Auskommen muss der Wald aber liefern, denn die festangestellten Forstarbeiter sind wichtig, damit sie im Fall von Stürmen oder massivem Borkenkäferbefall verfügbar sind. «Aufgrund der tiefen Holzpreise müssen wir uns ein weiteres Standbein schaffen», erklärt Harnisch.

Ein Unterstand mit Aufenthaltsraum und Toilette für die Forstarbeiter ist seitens der Dorfburgerkorporation schon länger in Planung – unabhängig vom Bärenpark. Nun warten sie zu, bis die Realisierung des Projekts konkreter wird: «Wir können Synergien nutzen.» Ein Waldzentrum zur Sensibilisierung der Besuchenden ist auch den Burgern ein Anliegen. Ihr Präsident erzählt aus den zwei Corona-Jahren: «Viel mehr Leute besuchten den Wald, oft abseits der Wege. Sie machten sich eigene Feuerstellen, liessen Abfall liegen.» Darum ist ihm wichtig: «Ein Bärenpark muss auch ein Walderlebnis sein.» Zum Abschluss richtet er sich noch einmal eindringlich an die Anwesenden: «Es sind so viele schräge Geschichten im Umlauf. Schaut euch das Projekt doch mal neutral an.»

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