Alte Ruine, neue Erkenntnisse

Alte Ruine, neue Erkenntnisse

Vor rund 900 Jahren wurde das Kloster Rüeggisberg erbaut. Nun kamen neue Details zur hohen Bauqualität ans Tageslicht.

Im Rahmen der Sanierung der Kirchenruine des ehemaligen Cluniazenserpriorats Rüeggisberg führt der Archäologische Dienst des Kantons Bern umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen durch – mit erstaunlichen Resultaten zur Baugeschichte.

Die naturwissenschaftliche Datierung mehrerer Holzreste liefert nun zum ersten Mal sichere Daten zum Bau der Kirche. Die östlichen Abschnitte mit Querhaus und Chorapsiden sind demnach schon um 1100 fertiggestellt worden. Dem gesamten Bau liegt eine sorgsame Planung zugrunde, in der Einflüsse aus Norditalien und aus dem Burgund spürbar werden. Von Beginn an hatten die Cluniazensermönche im Sinn, den Innenraum ihrer Kirche mit einem Wechselspiel aus steinsichtigen Oberflächen mit Fugenstrich und davon abgesetzten verputzten, farbig bemalten Wandflächen zu gliedern.

Bereits bei der Wahl des Steinmaterials nahmen sie darauf Bezug. Fand in den unteren, später verputzten und bemalten Flächen sauber geglätteter Sandstein aus Brüchen der nächsten Umgebung Verwendung, so setzte man weiter oben gezielt grobes Steinmaterial der Rüeggisberger Moränenlandschaft ein. Entstanden ist ein lebendig gegliederter Bau, der nach der Sanierung wieder deutlicher sichtbar werden soll.

Welch hohe Qualitätsansprüche an den Bau vor 900 Jahren gestellt wurden, zeigt sich noch immer am Mauerwerk, bei dem heiss gelöschter Kalk, sorgfältig behauene Steinquader und für die damalige Zeit noch kaum bekannte gebrannte Tonziegel zum Einsatz kamen. Bei den aktuellen Sanierungsarbeiten bemühen sich die Restauratoren, daran mit bewährter Handwerkstechnik und modernem Knowhow anzuknüpfen. Bis Mai 2021 sollen die Sanierung und die Gestaltungsarbeiten abgeschlossen sein. In einer neu konzipierten Ausstellung finden die Besucher zukünftig einen ansprechenden Zugang zum Cluniazenserpriorat und zu seiner Geschichte.

Text: Volker Herrmann, Archäologischer Dienst Bern

Teilen Sie diesen Bereich

Beitragstitel
Alte Ruine, neue Erkenntnisse

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt