Wenn man den Düdinger neben die Talstation der Sesselbahn stellt, wird es ersichtlich: Die regionale Tradition der Kaisereggbahnen trifft auf die wirtschaftliche Erfahrung von Kurt Waeber. Einem Mann der vorgängig bei «Carbagas» viel Führungserfahrung gesammelt hat, jedoch meint: «Ich komme nicht aus dem Tourismus und dementsprechend fehlt mir das regionale Netzwerk.» Weshalb er aus Sicht des Verwaltungsrats dennoch herausstach, ist schnell erklärt: Er hat wirtschaftliches Wissen auf internationalem Niveau.
Zusammenhalt
«Am Schluss meiner Karriere möchte ich noch etwas für die Region machen», sagt Waeber ergänzend. Und das ist ein Glücksfall nach dem tragischen Tod seines Vorgängers Matthias Jungo. Die Kaisereggbahnen erhalten eine Führungspersönlichkeit, die nicht den Mittelpunkt sucht, sondern die Entwicklung, die Sicherheit und die Konstanz. Es überrascht deshalb niemanden, wenn er nach seinen ersten Monaten im Amt feststellt: «Es ist schon ein eingeschworenes Team hier oben. Das hat mich fasziniert. Ich bin praktisch nirgends auf Schwierigkeiten gestossen, sondern stets auf Lösungen. Die Zusammenarbeit ist beispielhaft und das ist vielleicht mit ein Grund für den Erfolg.»
Wertschätzung
Es ist ein grosses Team, das rund um die Kaisereggbahnen AG Schwarzsee besteht. Neben den beiden Bahnen betreibt die Firma auch das «Berghaus Riggisalp», das Restaurant «Gypsera» bei der Talstation, die Rodelbahn, den Drachenspielplatz und weitere Dienstleistungen. Mit allen Personen ist Waeber im Austausch – vom Pächter in der «Gypsera» bis zum technischen Leiter: Es klingt viel Wertschätzung in seinen Worten, wenn er die einzelnen Bereiche beschreibt. Bestes Beispiel ist der kürzlich gewonnene Schweizermeistertitel des Lernenden im Bereich «Seilbahn-Mechatroniker». Waeber krempelt nicht um, sondern kann sich mit dieser Belegschaft und Stabilität auf die Weiterentwicklung fokussieren.
Sicherheit
Eine dieser Entwicklungen lautet: den Sommer zu stärken, damit die Abhängigkeit vom Winter kleiner wird. «Das ist ein Prozess. Im Moment sorgt der Sommer für knapp 40% des Umsatzes», verrät der Geschäftsführer. Dank Drachenspielplatz, Rodelbahn und den beiden Restaurants ein solider Wert. Aber für Waeber ist klar: «Diesen Anteil möchten wir noch stärken, das Ziel ist den Umsatz halb im Winter und halb im Sommer zu erzielen.» Deshalb sind in diesem Bereich noch weitere Angebote geplant. Im Jahr 2024 soll ein «Flowtrail» eröffnet werden. Eine Bike-Strecke, die für Genussmomente sorgen soll und für die ganze Familie ausgelegt ist.
Dennoch schweift nun – so kurz vor der Wintersaison – sein Blick aus dem Büro Richtung Gypsera und zu den leeren Parkplätzen. Noch ist es ruhig auf diesem grossen Platz, doch das ändert sich, sobald die Pisten im Schnee glitzern und die Bahn ihr typisch monotones Geräusch erzeugt: Musik in den Ohren der Schneesportfreunde. Deshalb fügt er mit einem Schmunzeln hinzu: «Aber es ist klar, die Spitzenwinter nehmen wir gerne an.»
Investitionen
Doch selbst wenn der Winter dürftig bleibt, können die Kaisereggbahnen öffnen. Der Grund ist auf den ersten Blick klar, auf den zweiten erstaunlich: die Schneekanonen. «Da haben meine Vorgänger früh reagiert und vorausschauend investiert», meint Waeber. Das Unternehmen investiert jedes Jahr in die Infrastruktur, jedoch immer in verkraftbaren Schritten, damit die Liquidität erhalten bleibt. «In diesem Jahr kommen Turmschneekanonen zum Einsatz», freut er sich. Kombiniert mit den satellitengesteuerten Pistenfahrzeugen, mit welchen der Schnee an die richtigen Stellen verteilt werden kann, lassen sich die Pisten ideal aufbereiten. «Es kommt dazu, dass die meisten Bereiche an einem Nordhang liegen, dadurch sind sie schneesicher», fasst er zusammen.
Neue Bahn
Wenn zwei Turmkanonen als schrittweise Investitionen gelten, was wäre dann eine richtig grosse? Kurt Waeber nickt und sagt: «Der Komplettersatz der Riggisalpbahn steht an. Da sind erste Vorprojekte gemacht. Ersetzt wird die alte Bahn in den nächsten fünf bis sechs Jahren.» Und er verrät, wie es zukünftig an der Talstation aussehen könnte: «Es wird keine 2er-Sesselbahn mehr geben. Angedacht ist eine Kombibahn mit Gondel und Sessel mit Vierer- oder sogar Sechserabteilen.» Klingt gross, ist aber auch dem Umstand geschuldet, dass die Seilbahnindustrie heute kaum noch 2er-Sessel anbietet.
Die Partnerschaften
Die schneesicheren Pisten und die Investitionen sind nicht nur gute Nachrichten für die Schneesportfreunde. Der ganze Standort Schwarzsee profitiert davon. Waeber weiss das, setzt es aber in einen Kontext: «Das Zusammenspiel hier auf Platz beeindruckt mich. Wir sind im regen Austausch unter uns Anbietern, mit Vereinen, Insitutionen, Veranstaltern. Ich hätte nie gedacht, dass meine Aufgaben hier oben so vielseitig sind», schätzt er diesen Umstand. In den Reihen der Bahnen selbst ist eine Partnerschaft besonders hervorzuheben: jene mit dem Skiclub Schwarzsee. Im Sensebezirk legendär, ist der Verein rennorientiert und hat schon eine ganze Reihe an Jungtalenten hervorgebracht. Waeber gerät fast ein wenig ins Schwärmen: «Das ist eine echte Partnerschaft, wir arbeiten Hand in Hand zusammen. Das Areal und die Infrastruktur mögen wohl uns gehören, aber die Rennpiste gehört im übertragenen Sinne eigentlich dem Skiclub. Sie betreuen diese und bieten auch sonst immer wieder Hand.» Das Resultat ist so einfach wie beeindruckend: Die Pisten sind vom Stemmbogen-Fahrer bis zur ambitionierten Skisportju-
niorin am Schwarzsee ein Aushängeschild. Auf der Seite der Kaisereggbahnen ist der technische Leiter mit seinem Team dafür verantwortlich. Akribisch ist er Tag und Nacht bemüht, für optimale Verhältnisse zu sorgen, wie Waeber verrät. Auf der Rennpiste braucht es nur ein Wort, um die Qualität mit einer dicken Schneeeschicht zu unterstreichen: FIS. In Schwarzsee finden offizielle Rennen statt.
Kurt Waeber ist angekommen in der Welt des Schwarzsees. Als grösster Player auf dem Platz könnte er die Angebote rund um den See orchestrieren und dirigieren. Doch das ist nicht seine Art. Eher im Gegenteil. «Der Schwarzsee Tourismus tut das und wir alle müssen dafür sorgen, dass dieser uns vereint nach aussen vertreten und vermarkten kann.» Es sind Worte eines international erfahrenen Unternehmers, der weiss, wie Vernetzung funktioniert und wie man im Markt besteht. Die Ansicht des Geschäftsführers gipfelt in der Antworrt auf die Frage, ob denn die Kaisereggbahnen AG eine Marke sind? «Ja klar, wir sind eine Marke und der grösste Anbieter. Aber zuerst kommt die Marke Schwarzsee. Diese soll bekannt und beliebt bleiben, dann haben alle etwas davon.»