So oder ähnlich könnte es in einigen Jahren aussehen. Ein Kontrast zu heute: Es gibt keinen Laden im Dorf, keinen Treffpunkt, nicht einmal ein Restaurant oder Café. Beinahe die grössere Herausforderung ist aber der mangelnde Wohnraum für Menschen, die nicht in einem Einfamilienhaus wohnen können oder wollen. Etwa junge Paare, aber besonders die Jaberger im dritten Lebensabschnitt. Sie stehen oft vor der Wahl, entweder in einem für sie viel zu gross gewordenen Haus zu bleiben oder die Gemeinde zu verlassen.
Gemeindehaus mit Wohnungen
Der Gemeinderat hat unter anderem darum das Projekt «Dorfkernentwicklung» lanciert. Bereits letzten Sommer sprach sich die Gemeindeversammlung für einen Planungskredit aus, nun erarbeiten die Volksvertreter gemeinsam mit Expertinnen und Experten im sogenannten qualitätssichernden Verfahren mögliche
Varianten.
Kernstück ist das Gemeindehaus im Dorfzentrum. Der vor 1873 erstellte vordere Teil genügt heutigen Ansprüchen längst nicht mehr. Das frühere Feuerwehrmagazin im Erdgeschoss ist weitgehend ungenutzt, der Gemeindesaal im oberen Stock zu klein und ungeeignet für Anlässe wie Dorffeste. Die Wohnungen lassen sich in Zeiten mit hohen Energiepreisen nur schwer vermieten – ihre schlechte Isolation führt zu hohen Nebenkosten. «Dabei wären attraktive Wohnungen ein doppelter Gewinn für die Gemeinde», sagt Gemeindepräsidentin Marianne Zürcher. Einerseits würden die Mieteinnahmen die Finanzen mitstabilisieren. Und andererseits wäre das Problem mit den Wohnungen für den dritten Lebensabschnitt gelöst.
Hofladen am Dorfplatz?
Jaberg ist ein relativ junges Dorf. «Die grosse Mehrheit der Bevölkerung zog in den letzten 25 Jahren zu», erläutert Zürcher. 12% der Bevölkerung ist älter als 65. «Wir möchten die Generationen zusammenbringen, denn wir sind überzeugt davon, dass eine gute Durchmischung ein Dorf stärkt.» Darum brauche es Wohnmöglichkeiten für jeden Lebensentwurf. Eine Art «zentralisierter Hofladen» böte den umliegenden Bauernbetrieben Gelegenheit, ihre Produkte im Dorfzentrum anzubieten. Noch ist aber alles offen, die Gemeinderäte, Architektinnen, Raumplaner und Landschaftsarchitekten prüfen diverse Optionen. Begleitet werden sie von der Regionalkonferenz Bern Mittelland (RKBM) und einer Soziologin. Ab dem 9. Februar ist die Bevölkerung zur Mitwirkung eingeladen.
Dorf als Kraftwerk
Und was ist mit dem zurzeit allgegenwärtigen Thema Energie? «Wir nehmen das Thema in Absprache mit dem Kanton auf», bestätigt Marianne Zürcher. Der Trend gehe nämlich hin zu einer «Bottom-up»-Stromversorgung: Die Privathaushalte versuchen möglichst, sich selbst zu versorgen. «Wenn wir die unterschiedlichen Vorteile nutzen und jeder seinen Beitrag leistet, könnten wir als Dorf vermutlich sogar mehr Energie produzieren, als wir benötigen», zeigt sie eine mögliche Vision. Die Gemeindepräsidentin bringt auf den Punkt, was die Dorfkernentwicklung ausmacht: «Wir wollen Raum für Treffpunkte bieten, attraktiven Wohnraum für alle Generationen schaffen und Hand bieten bei gemeinschaftlichen Projekten in Bezug auf die Energieversorgung. So können wir die Gemeinschaft im Dorf aktiv fördern.»