«Man hat hier die Übersicht», nennt Gemeindepräsident Rudolf Anken einen der Vorzüge von Oberbalm. Die Gemeinde bildet im Norden einen Teil der Grenze des Naturparks. Von der Einwohnerzahl her ist sie überschaubar. Rund 900 Einwohner leben in Oberbalm. Von der Fläche her sieht es mit 1200 Hektaren anders aus. Da ist die Gemeinde wiederum gross bzw. weitläufig, mit zahlreichen Weilern. Der tiefste Punkt der Gemeinde liegt auf unter 700 Metern über Meer, der höchste auf 1000 Metern.
«Nein, einen eigentlichen Lieblingsort habe ich nicht», entgegnet Rudolf Anken auf die entsprechende Frage. «Wenn ich bei meinen Schafen bin und zum Dorf herüberblicke, ist das in diesem Moment mein Lieblingsort, wenn ich aber auf der Höhe in Borisried die ferne Bergwelt erblicke, dann ist wieder dieser mein Lieblingsort. Es kann aber auch gut der Balmberg sein oder der Sonnenaufgang in der Brünnenweid, meinem momentanen Arbeitsort, lächelt er verschmitzt. Doch neben viel Schönem bringen die Vielfalt und die zahlreichen Weiler für die Gemeinde auch Herausforderungen: «Wir haben wenig Einwohner, aber ganz viele Strassen», fasst Anken die Situation zusammen. Entsprechend aufwändig sei der Unterhalt oder das Erbringen von Dienstleistungen für alle Bürgerinnen und Bürger.
«Ja, man kennt sich und unterstützt einander», bestätigt er. «Gerade in der Landwirtschaft wird der Zusammenhalt im Alltag gepflegt, beispielsweise mit dem Teilen des Fuhrparks», sagt Anken. Das Zusammengehen widerspiegelt sich ebenfalls in der Freizeitgestaltung. Immerhin acht Vereine zählt die Gemeinde. Vom Ballsportverein über die Sportschützen, den Treichlerclub, den Landfrauenverein bis zur Trachtengruppe oder der Musikgesellschaft reicht die Palette.
Seit neun Jahren ist Rudolf Anken Gemeindepräsident. Er ist sichtlich stolz auf die Gemeinde. Sie steht finanziell solide da. «Aus dieser Sicht ist eine Fusion kein Thema», antwortet er auf die entsprechende Frage. Die Gemeinde pflegt ja bereits in vielen Bereichen die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden. Im sozialen Bereich hat man sich Köniz angeschlossen. Die Sekundarschüler besuchen die Schulen in Niederscherli oder in Köniz. Bei der Realschule der Oberstufe arbeitet Oberbalm mit den Gemeinden Wald und Niedermuhlern zusammen. Schwierigkeiten sieht der Gemeindepräsident einzig mit der Besetzung von öffentlichen Ämtern, so auch im Gemeinderat. Von daher sei es durchaus möglich, dass eine Fusion einmal ein Thema werden könnte, sinniert Ruedi Anken. Er werde keine 4. Legislatur als Gemeindepräsident machen.
Doch das ist noch weit weg für ihn. Im nächsten Jahr stehen andere Herausforderungen an. Einerseits die Modernisierung der Wasserversorgung, die man der Gemeinde Köniz übergeben hat. Der Leitungsbau bringt starke Behinderungen im Strassenverkehr mit sich, zeitgleich wird das neue Reservoir gebaut. Andererseits steht die Abstimmung über den Verbleib beim Naturpark Gantrisch an. Diese liegt dem Gemeindepräsidenten am Herzen: «Der Naturpark ist wichtig für unsere Gemeinde. Deshalb hoffe ich sehr, dass die Bürgerinnen und Bürger der Mitgliedschaft erneut ihren Segen geben.»