Wer hat schon Lust, an der Feier eines
75. Geburtstags einem langfädigen Vortrag zur Biographie des Jubilars zuzuhören? Ist der Lebensweg hingegen als grosses Plakat dargestellt, auf dem die verschiedenen Stationen als Cartoon gezeichnet sind, scharen sich die Gäste gern darum. Sam Heger zeigt ein Beispiel einer solchen Auftragsarbeit – geschickt hat er einen reichen Lebensweg in einigen Federstrichen zusammengefasst; immer wieder sind witzige Details zu sehen. Gerade so, als ob der Zeichner das Geburtstagskind persönlich kennen würde.
Auf den Punkt gebracht
Doch der 69-jährige Cartoonist hat die Gabe, sich aus einigen Informationen schnell etwas einfallen zu lassen und diese Einfälle in seinem Atelier auf Papier zu bringen. «Meine Cartoons sind nicht für die Schublade», freut sich Sam Heger, «und das motiviert!» Einladungskarten, thematisch passende Zeichnungen für Magazine oder Gemeindepublikationen, Postkartensets oder illustrierend in einem Buch – wenn sich der Belper an den Schreibtisch setzt, kennt er keine «Zeichungsblockade».
Bereits als Jugendlicher fiel sein künstlerisches Talent auf. Nach seiner Ausbildung zum Maschinenmechaniker erbot er sich an, Gestaltungsaufträge für die Firmenzeitschrift zu übernehmen. «Gemalt habe ich schon immer», schaut Heger zurück. Während seiner Lehre waren dies vor allem Ölbilder. Als er für seinen späteren Arbeitgeber sowie für weitere Auftraggeber komplizierte Sachverhalte visuell darstellen sollte, entdeckte der kreative Mechaniker das Potenzial der Cartoons.
Kunst, Musik und Kultur
Schlussendlich wurde das Hobby zum Beruf. Bald schon tauschte Sam Heger Schraubenschlüssel und Zange definitiv gegen Bleistift und Pinsel. Er bildete sich im Marketing sowie gestalterisch weiter und konnte so beruflich neue Schwerpunkte setzen. Daneben nahm Musik immer mehr Raum ein: Sam Heger spielt unter anderem Posaune, Gitarre sowie «Bluesharp», eine Mundharmonika mit 10 Kanälen, wobei mit einer geschickten Mund- und Zungenstellung 38 Töne erzeugt werden können. Lange war er Teil eines Barockbläserquartetts und dirigierte mehrere Posaunenchöre.
Die Familie Heger – Sam und seine Frau Anna haben vier erwachsene Kinder – verbringt seit vielen Jahren regelmässig einige Wochen bis Monate in Irland. «Am Morgen male ich jeweils, am Nachmittag besichtigen wir die Gegend», beschreibt der umtriebige Künstler diese Aufenthalte. Ein Vorteil ist, dass er auch von dort aus Auftragsarbeiten ausführen kann: «Ich muss mir nur einen Internetanschluss suchen, um das fertige Bild verschicken zu können.» Hegers sind bereits «halbe Irländer» und verfügen über ein dichtes soziales Netz. «Gerade im Südwesten findet man viele Galerien», schwärmt Heger. So konnte er seine Aquarellbilder auf der grünen Insel ausstellen.
Auch in seiner Heimat ist Heger kein Unbekannter: Er initiierte die Schlossgalerie Belp mit und hatte einige Jahre deren Leitung inne. Einige Jahre war er in der Kulturkommission aktiv und organisierte die Kulturtage mit. Gemeinsam mit dem Ortsmuseum setzte sich die Kommission für ihr Anliegen ein: «Wir peppten das Schloss kulturell auf.»
Provozieren und motivieren
Aktuell arbeitet Sam Heger an einem Buch, in dem Cartoons keine Nebenrolle spielen, sondern gleich viel Raum einnehmen wie der Text. «Mit Cartoons darf ich etwas zum Ausdruck bringen, was schriftlich kaum möglich ist», weiss Heger. Kaum jemand würde eine lange Abhandlung über ein polarisierendes Thema lesen. Doch vielleicht provozierende, aber stets witzige Zeichnungen ziehen schnell Aufmerksamkeit auf sich. Nicht immer bleibt es bei einer oberflächlichen Betrachtung. «Manchmal zeichne ich etwas, womit man sich vertiefter beschäftigen muss», so der Künstler. «Dazu will ich die Leute motivieren.»