1982 fand die erste Seniorenfahrt statt. Eingeladen sind, damals wie heute, alle Gemeindebürgerinnen und -bürger über 65. Die Kosten wurden zu den Anfangszeiten aus der eigenen Tasche bezahlt; ab 1986 übernahm die Gemeinde das Zvieri, ab 2003 die Kosten für den Reisecar und ab 2007 sämtliche Ausgaben.
Von Robert über Alex zu Robert
Die Initiative zu den Seniorenreisen ging von Robert Gehrig aus, dem Vater des allzu früh verstorbenen Gemeindepräsidenten Max Gehrig. Ab 1985 übernahm Alex Ueltschi die Organisation. Er erinnert sich zurück an die Motivation für die ersten Reisen: «Vor 50 Jahren kannte man vielleicht noch jeden im Dorf, aber die schönen Ecken der Schweiz nicht.» Bis 1987 wurden halbtägige Ausflüge durchgeführt. Dann vergrösserte sich der Radius, zum Beispiel Richtung Wallis, Zentralschweiz und Genfersee. Ein nicht unbeträchtliches Problem stellte damals die «Melchzeit» dar: Aus Rücksicht auf die Landwirte musste der Car spätestens um 17 Uhr wieder in Jaberg eintreffen. Mit der Hofabfuhr der Milch hat sich die Situation zugunsten des Reiseprogramms geändert.
Nach 40 Reisen und der Organisation von nicht weniger als 36 Seniorenfahrten hat Alex Ueltschi demissioniert. Neu wird Robert Geering die Seniorenreisen betreuen. Er ist bis Ende Jahr Ressortchef Soziales und war wesentlich beteiligt bei der Überführung des früheren Ortsvereins in das neue Gefäss Kultur Jaberg. Mit den Ausflügen will die Gemeinde ihren Seniorinnen und Senioren zusätzlich zu Altersnachmittagen oder Mittagstischen etwas bieten.
Vielseitige «Lehr- und Wanderjahre»
Alex Ueltschi wohnt seit 52 Jahren in Jaberg. Der gelernte Maurer bildete sich zum Bauleiter Tiefbau weiter und arbeitete während der letzten 25 Berufsjahre beim Archäologischen Dienst des Kantons Bern.
Seit seiner Pensionierung widmet er sich seiner grossen Passion: Wanderungen und Reisen in aller Herren Länder.
Der rüstige Senior führt ein äusserst «bewegtes» Leben und ist täglich unterwegs. Ob Wanderungen im Gantrischgebiet, eine Skitour in Algerien (!) oder Flusskreuzfahrten auf den grossen Strömen Russlands: Ueltschi setzte seinen Fuss praktisch schon auf jeden Kontinent. Auf unzähligen Reisen, früher noch mit seiner Gattin Erika, lernte er Länder und Völker dieser Erde kennen. In spezieller Erinnerung bleiben ihm Hüttenabende in den italienischen Alpen oder die Lebensfreude der Menschen in Südafrika – trotz erschwerender Lebensumstände.
Von 1974 bis 1983 war der engagierte Jaberger Gemeindepräsident. Sein Credo: «Gemeindebürger sollten zuerst Gemeinderat sein und dann Bürger.» Das könnte in etwa heissen: Wer sich für ein öffentliches Amt zur Verfügung stellt, sieht viele Dinge aus einer anderen Optik und fällt Entscheide in einem Gesamtzusammenhang. So setzte sich Ueltschi stets für verträgliche Lösungen ein. Grosse Projekte waren die «Gemeindesträssli» oder die Kanalisation: «Jaberg war praktisch die erste Gemeinde des Kantons mit Vollanschluss», schaut er zurück. Was Ueltschi heute stört: «die 5. Landessprache, die Einsprache». Hier wünschte er sich oft etwas mehr Zurückhaltung zum Wohl des Ganzen.
Älterwerden
Inzwischen sind viele Jahre vergangen. Alters-«Breschten» sind noch keine da und selbst wenn, diese gehörten nun mal zum Älterwerden dazu, so Alex Ueltschi. «Ich will nicht unbedingt alt werden, aber ich möchte noch möglichst lange leben», beschreibt er sein Lebensgefühl. Einzig etwas möchte er nicht erleben müssen: ein Schaden am Kopf, «wenn man nicht mehr derselbe ist wie vorher».
Bald bricht er wieder auf
Seinen runden Geburtstag hat Alex am 10. Oktober offiziell gefeiert, mit seiner Partnerin, den beiden Söhnen und seinen sechs Enkeln. Das Motto der Feier: «Aui Geburtstage uf einisch.» Und dann stehen bereits wieder zwei Reisen an: eine ins Gebiet des Douro in Portugal und eine Fluss-reise von Moskau via Weissmeer-Kanal nach St. Petersburg. Und natürlich die Seniorenreisen der Gemeinde Jaberg, an denen er nun als «normaler Alter» statt wie früher als «Ehrensenior» teilnimmt.