Bis 1995 besuchten die Guggisberger Kinder den Unterricht verteilt auf acht Schulhäuser. Etappenweise mussten zuerst Klassen, dann Schulhäuser geschlossen werden. «Die Familien sind immer kleiner und weniger geworden», schaut Karin Lötscher, Guggisberger Schulsekretärin, zurück. 2012 wurde darum auf zwei Standorte umgestellt: Zwei Kindergartenklassen mit insgesamt 25 Kindern sind im Schulhaus Guggisberg eingerichtet, die 1. bis 6. Klasse – aktuell fünf Mischklassen mit insgesamt knapp 100 Kindern – im Schulhaus Schwendi. Die rund 50 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe besuchen die Schule in Schwarzenburg oder in Plaffeien.
Bis 20 Kilometer lange Schulwege
Guggisberg steht flächenmässig an 20. Stelle unter den 342 bernischen Gemeinden. Sie ist die grösste Gemeinde im Naturpark Gantrisch und grösser als die Stadt Bern. In einem ausgeklügelten Schulbussystem legen die drei Schulbusse darum rund 1000 Kilometer zurück – pro Woche. Dazu kommen die Kilometer, die in den offiziellen Postautokursen zurückgelegt werden. Den längsten Schulweg meistert mit 20 Kilometern ein Kind aus Ottenleuen. Drei Busse stehen im Einsatz: ein 27-Plätzer, für den der Fahrer über einen Car-Führerschein verfügen muss («Solche Chauffeure sind hier dünn gesät») und zwei mit je 19 Plätzen, die «wirklich ganz voll» unterwegs sind. Die Schülertransporte kosten die Gemeinde rund 225’000.- Franken pro Jahr, etwa die Hälfte davon wird vom Kanton subventioniert.
«Wir waren eine der ersten Gemeinden, die das Problem der grossen Gemeindefläche mit wenigen Schulkindern so gelöst hat», weiss Karin Lötscher. Immer wieder wird sie von anderen Gemeinden um Rat und Auskunft gefragt.
Mittagstisch als Ergänzung
Das Grundgerüst der Schülertransporte wurde bereits ab 2003 aufgebaut, verantwortlich zeichnete damals Johannes Josi. Seit 2012 ist Karin Lötscher zuständig. Jedes Jahr kommen neue Schülerinnen und Schüler hinzu, andere ziehen weg. So müssen jeden Frühling die Schulwege neu erfasst und muss – unter Einbezug der Höhenmeter – berechnet werden, wie viel Fussmarsch den Kindern zuzumuten ist und wo sie abgeholt werden. Die Kinder, die als erste in einen Schulbus einsteigen, müssen oft einen längeren Umweg fahren, bis ihre Mitschüler alle abgeholt sind. Bis zu 35 Minuten pro Weg sind diese unterwegs. Dies erschwert vielen Familien ein Nachhausekommen über Mittag. Knapp 50 Schülerinnen und Schüler nehmen darum das Angebot des Mittagstischs in Anspruch. Neu hinzu kommt ein Tagesschulmodul für die Betreuung der Kinder an schulfreien Nachmittagen.
Wichtige Bezugspersonen
«Es ist nicht einfach, Chauffeure zu finden», erzählt Karin Lötscher. Das Arbeitspensum ist zu klein, um davon zu leben, doch mit drei einstündigen Fahrten ist der Tag blockiert. Drei der vier Fahrer sind denn auch pensioniert. Alle Chauffeure sind über die Jahre zu einer wichtigen Bezugsperson ihrer kleinen Passagiere geworden. Sie sind auf den Heimfahrten die ersten, denen von der Schule erzählt wird. «Sie kennen die Kinder sehr persönlich, denn die meisten bleiben über alle acht Jahre im selben Bus», so Lötscher. Einer der Fahrer besucht gar in den Sommerferien bewusst alle neuen Familien, damit die Kinder ihn bereits kennenlernen können.