Während der Corona-Zeit blieben viele Leute in der Schweiz. Wie hat sich das auf den Naturpark Gantrisch ausgewirkt?
Christoph Kauz: Wir sind ein beliebtes Naherholungsgebiet zum Wandern und Velofahren bzw. Mountainbiken. Wir haben stark bemerkt, dass die Leute im Frühling das Bedürfnis nach Natur hatten. Im Sommer zog sich das weiter und wir hatten sehr viele Besucherinnen und Besucher. Den Gäggersteg haben seit Anfang Juni bereits über 30’000 Personen besucht. Ein Riesenerfolg, der auch zeigt, dass das Interesse für den Wald und die Natur im Allgemeinen da ist.
Ruedi Flückiger: Der Tourismus hat sehr stark angezogen. Dazu haben wir im Juni und Juli Werbung für Ferien im Gantrisch gemacht. In den Medien haben wir so über 500’000 Personen erreicht und konnten die Region präsentieren. Der Naturpark Gantrisch ist nun einem grossen Publikum bekannt. Viele Angebote, wie die Szenische Führung im Gurnigelbad oder die Übernachtungen im Sternenbett von Berg-nacht waren komplett ausgebucht. Man merkte deutlich den Einfluss der sozialen Medien, vor allem Instagram, auf die Bekanntheit des Naturparks. Unter freiem Himmel übernachten ist momentan ein Hype, und dann noch mit einem wunderschönen Sternenhimmel – das lässt sich bestens auf Fotos präsentieren.
Inwiefern konnten die Hotellerie und andere Übernachtungsangebote davon profitieren?
RF: Wie in vielen Berggebieten profitieren auch wir davon, dass die Schweizer zuhause Ferien machen. Das Berghaus Gurnigel ist zufrieden mit der Sommersaison und konnte viele Übernachtungen verzeichnen. Auch von anderen Anbietern wissen wir, dass sie viele zusätzliche Gäste haben.
CK: Sehr beliebt sind offenbar auch Ferienwohnungen und Bed & Breakfast-Angebote. Von unseren Mitgliedern haben wir viele Rückmeldungen erhalten, dass sie ebenfalls ausgebucht sind.
Doch es gibt auch Kritik. Nicht alle waren glücklich mit den vielen Leuten.
CK: Auch wenn wir jetzt lange darauf hingearbeitet haben, den Naturpark Gan-trisch zum bekanntesten Regionalen Naturpark zu machen, konnte das Anfang des Jahres natürlich nicht erwartet werden. Der Druck auf die Natur war schon sehr hoch und wir erhielten viele Rückmeldung-en zum Verhalten von einzelnen Personen. Auch hier merkt man den Effekt von Instagram. Man sieht schöne Fotos vom Sternenhimmel und will dort auch mal Zelten gehen.
RF: Im Gurnigelgebiet war der Besucherandrang sehr gross und die Parkplätze fast immer voll, wenn ich dort war. Klar, dass es dann auch zu Meinungsverschiedenheiten kommt. Ich führte verschiedene Gespräche mit Bewirtschaftern von Alpen um den Gurnigel und wir haben auch kurzfristige Lenkungsmassnahmen ergriffen. Dennoch verhielt sich ein grosser Teil der Besuchenden verantwortungsvoll gegenüber der Natur und den anderen Personen.
CK: Auch die Sense war ein äusserst beliebtes Ausflugsziel im Sommer, um zu baden und zu flanieren. Als Naturschutzgebiet gelten dort strengere Regeln, welche nicht immer eingehalten wurden. Der Kanton bat uns, ihn bei der Sensibilisierung zu unterstützen. Unser Mitarbeiter war als Ranger ab und zu vor Ort und konnte mit den Leuten reden, wie sie sich verhalten sollen. Dies bewirkt oft mehr, als zig Tafeln aufzustellen.
Gibt es konkrete Massnahmen, die Sie für nächstes Jahr umsetzen möchten?
RF: Zunächst einmal erwarten wir nächstes Jahr im Frühling nicht so einen hohen Ansturm auf unser Naherholungsgebiet, was den Druck auf die Natur etwas raus-
nimmt. Es hat sich aber gezeigt, dass wir mit spannenden und einzigartigen Angeboten die Leute begeistern können. Angebote wie Bergnacht, die Szenische Führung Gurnigelbad, der neue Gäggersteg und der Seilpark passen super in das Gantrischgebiet. Hier können wir als Region noch einiges mehr bieten und wir helfen gerne, neue Projekte und Ideen umzusetzen.
CK: Wir stellen auch fest, dass eine gute Besucherlenkung und Information wichtig sind. Wir freuen uns, wenn die Leute die Natur zu schätzen wissen. Dennoch möchten wir die Besucher dahingehend sensibilisieren, dass man unbedingt auf Wegen bleiben soll und keinen Abfall liegen lässt. So haben auch die nächsten noch das ungetrübte Naturvergnügen und die Tiere haben ihren Lebensraum abseits der Wege zur Verfügung.